She - Herrscherin der Wüste

Der britische Schriftsteller Sir Henry Rider Haggard (1856-1925) zählt zu den bedeutendsten Vertretern des Abenteuerromans. Neben seinem wohl berühmtesten Werk „King Solomon’s Mines“ ist er durch „She“, die ebenfalls vielfach verfilmte Reihe um die jahrtausendealte Zauberin Ayesha, bekannt geworden. Nachdem Lansing C. Holden und Irving Pichel 1935 mit „She – Herrscherin einer versunkenen Welt“ die bislang monumentalste und eindrucksvollste Filmadaption vorgelegt hatten, versuchten sich 1965 auch die britische Hammer Films Productions an einer wie gewohnt komprimierteren Version und präsentierten mit Ursula Andress immerhin das attraktive Bond-Girl aus „James Bond jagt Dr. No“ als Hauptdarstellerin, der sie die bekannten Hammer-Mimen Peter Cushing und Christopher Lee zur Seite stellten. 

Inhalt: 

Am Ende des Ersten Weltkriegs sind Major Ludwig Horace Holly (Peter Cushing), sein Butler Job (Bernard Cribbins) und der junge Leo Vincey (John Richardson) in Palästina gestrandet, wo sie finanziell bereits aus dem letzten Loch pfeifen. In einer Bar, in der sie ausgelassen die Tänzerinnen bewundern und ihre Drinks genießen, wird Leo auf die hübsch Ustane (Rosenda Monteros) aufmerksam, die ihm vom Nebentisch aus schöne Augen macht. Nach einem kurzen Kennenlernen will er sich mit der Schönen an einen ungestörteren Ort zurückziehen, bekommt beim ersten Kuss aber von hinten einen Schlag auf den Kopf. Wenig später erwacht er in einem luxuriösen, aber streng bewachten Raum, wo ihn die schöne Ayesha (Ursula Andress) willkommen heißt. Sie verspricht dem jungen Mann ewige Liebe und ewiges Leben, wenn er sich auf die gefährliche Reise nach Nord-Ost-Afrika begibt, um die verlorene Stadt Kuma zu finden. Zusammen mit einem Ring, einer Landkarte und seinen beiden Freunden macht sich Leo auf Kamelen durch die Wüste auf den Weg, nicht ahnend, dass Ayesha in ihrem Verehrer eine Reinkarnation ihres früheren Geliebten Kallikrates sieht, den sie durch ein Ritual und Leos Mithilfe zum ewigen Leben erwecken will. Das versucht der Hohepriester Billali (Christopher Lee) allerdings zu verhindern … 

Kritik: 

Ähnlich wie das ein Jahr später erschienene Fantasy-Abenteuer „Eine Million Jahre vor unserer Zeit“ mit Raquel Welch lockt Hammers Adaption von Haggards Abenteuer-Klassiker „She“ (1886) vor allem mit einer überaus attraktiven Hauptdarstellerin. Das leichtbekleidete Bond-Girl muss keine schauspielerischen Akzente setzen, um in dem für Hammer-Verhältnisse opulent ausgestatteten Abenteuer für Klasse zu sorgen. Die vielschichtige Frage nach der Vergänglichkeit des Lebens, dem Preis für das Versprechen ewigen Lebens und ewiger Liebe wird dabei leider nur oberflächlich thematisiert und ganz den Schauwerten und den Darstellern untergeordnet. 
Tatsächlich ist es weniger die auf wesentliche Handlungsstränge reduzierte Geschichte, die Robert Days („Tarzan, der Gewaltige“, „Todesgrüße von Gamma 03“) Verfilmung ihren Unterhaltungswert verleiht, auch nicht die wenig imponierenden Spezialeffekte, sondern das eingespielte Gespann Peter Cushing und Christopher Lee in ungewohnten Rollen. Lee ist in seinem Hohepriester-Gewand kaum zu erkennen und kann auch längst die vertrauten Akzente setzen, doch Peter Cushing überzeugt als abgebrannter Abenteurer, der ein wachsames Auge auf den Sohn seines verstorbenen Freundes werfen muss. Die beiden weiblichen Darstellerinnen bleiben dagegen ganz auf die Zurschaustellung ihrer offenkundigen Reize beschränkt, was dem männlichen Publikum kaum als Manko erscheinen wird, heute aber schon als frauenverachtend betrachtet werden muss. 
Hätte der Produktion ein noch größeres Budget zur Verfügung gestanden, wäre hoffentlich etwas mehr in die Kulissen investiert worden, die in diesem beengten Maßstab verhindern, das Auge über die Wüste und Paläste schweifen zu lassen. So bietet „She“ eine eher triviale und spannungsarme Abenteuer-Romanze, die viel von ihrem Potential verschenkt. Nichtsdestotrotz wurde „Herrscherin der Wüste“ ein großer Erfolg für Hammer und zog 1967 die Fortsetzung „The Vengeance of She“ nach sich.  

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