Robin Hood, der Freiheitsheld
Bevor sich Hammer Ende der 1950er Jahre seinen legendären Ruf mit farbigen Remakes der Universal-Grusel-Klassiker „Dracula“, „Der Wolfsmensch“, „Frankenstein“ und „Die Mumie“ erwarb, verdiente das britische Studio sein Geld mit Low-Budget-Adaptionen von Hörspielen, ehe 1954 mit „Robin Hood, der rote Rächer“ erstmals der Versuch unternommen wurde, Unterhaltung für die ganze Familie zu bieten. Mit seinem ersten Farbfilm hat Hammer immerhin so viel Erfolg gehabt, dass über die Jahre zwei weitere Verfilmungen des legendären Patrioten und Fürsprechers für die Armen entstanden. Nach Terence Fishers „Das Schwert des Robin Hood“ (1960) erschien 1967 mit „Robin Hood, der Freiheitsheld“ das dritte und letzte Abenteuer um den Mann in der Wäldern von Sherwood.
Inhalt:
Der normannische Edelmann Robin de Courtenay (Barrie Ingham) ist entsetzt, dass sein Vetter Roger (Peter Blythe) den Vater des jungen Stephen (John Gugolka) mit der Armbrust tötete, weil dieser verbotenerweise ein Stück Wild erlegen wollte, um den Hunger seiner Familie zu stillen. Robin kann gerade noch verhindern, dass auch der Junge Opfer des grausamen Edelmannes wird. Er gibt den Jungen in die Obhut einer Gruppe von Männern, die im Wald leben und ihm schon ans Leder wollen, als der Junge ihnen berichtet, dass er ihm das Leben gerettet habe. Als Robins Onkel stirbt, erfährt er, dass er ebenso wie Roger und dessen Bruder zu gleichen Teilen das Vermögen erbt, worauf Roger erst seinen Bruder umbringt und dann Robin des Mordes beschuldigt.
Robin bleibt nichts anderes übrig, als die Flucht zu ergreifen, wobei er von dem Geistlichen Tuck (James Hayter) begleitet wird. In Sherwood Forest macht er beim Bogenschießen und Einzelkampf auf die im Wald lebenden Männer so viel Eindruck, dass sie ihn zum Anführer bestimmen und Robin Hood nennen. Da Robins Freund Will Scarlett (Douglas Mitchell) die Flucht begünstigt hat, soll er öffentlich gehängt werden, womit Roger seinem verhassten Vetter eine Falle stellen will. Der gerade bei Roger gastierende Sheriff von Nottingham (John Arnatt) beäugt diese Taktik mit Skepsis, buhlt derweil um die schöne Maid Marian (Gay Hamilton), die allerdings eher an Robin Hood interessiert ist.
Robin Hood hat zum Glück noch immer Freunde in der Burg und entwickelt mit Little John (Leon Greene) einen Plan, Bruder Tuck und Marian aus der Gefangenschaft des skrupellosen Sprösslings des de-Courtenay-Clans zu befreien …
Kritik:
Peter Bryan („Der Hund von Baskerville“, „Nächte des Grauens“) hat Robin Hood für seine sehr freie Adaption der Robin-Hood-Legende einen normannischen Hintergrund verliehen und so eine interessante Ausgangssituation für sein Abenteuer-Drama geschaffen. Die erste Begegnung Robin Hoods mit den im Wald lebenden Männern, die unter der Schreckensherrschaft von Richard Löwenherz‘ Bruder John leiden müssen, während sich der König selbst in deutscher Gefangenschaft befindet, macht auf der einen Seite deutlich, unter welcher Not die einfachen Menschen in England leiden, auf der anderen Seite erweist sich Robin Hood als mitfühlender Edelmann, der nicht nur auf der Seite des Königs steht, sondern sich auch für die Armen einsetzt.
Regisseur C.M. Pennington-Richards, der zuvor eher Episoden von Fernsehserien wie „O.S.S.“, „Ivanhoe“, „Der Unsichtbare“ und „Hier Interpol – Inspektor Duval“ inszeniert hatte, fängt die Rivalität zwischen Roger und Robin mit viel Action, Witz und Dramatik ein.
Vor allem James Hayter, der die Rolle von Bruder Tuck bereits in der Disney-Version „Robin Hood und seine tollkühnen Gesellen“ (1952) verkörpert hat, sorgt für die humorvollen Elemente, während Barrie Ingham zwar keine Fehlbesetzung in der Titelrolle ist, aber sicher nicht an die legendäre Darstellung von Errol Flynn in Michael Curtiz‘ Klassiker „Die Abenteuer des Robin Hood“ (1938) herankommt. Gay Hamilton bleibt in der Rolle der Maid Marian leider sehr blass und untätig. Ihre Beziehung mit Robin Hood bleibt zudem recht keusch.
Die lebendige Inszenierung mit ihrer gelungenen Mischung aus Action, Humor und Dramatik macht „Robin Hood, der Freiheitsheld“ zu einem unterhaltsamen und kurzweiligen Familienfilm, der zugleich Hammers Interesse an der Figur abschließt.
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