Robin Hood, der rote Rächer
Die britische Produktionsgesellschaft Hammer Films adaptierte in ihrer Frühzeit seit Ende der 1940er Jahre vor allem erfolgreiche Hörspiele – insbesondere der Dick-Barton-Reihe von BBC - und sondierte das Terrain mit Krimis und Thrillern wie „Erpresserin“ (1952), „Teufel in Blond“ (1953), „Todesroulette“ (1953) und „Das Gangster-Syndikat“ (1954), ehe sie mit ihrer ersten Farbfilm-Produktion neue Wege einschlug. Mit „Robin Hood, der rote Rächer“ (1954), einer eigenen Version des auf Balladenzyklen basierenden Abenteuer-Klassikers „Robin Hood“, präsentierte Val Guest in seiner ersten Regiearbeit für Hammer einen vergnüglichen Spaß für die ganze Familie.
Inhalt:
Während der englische König Richard Löwenherz (Patrick Holt) nach einem erfolgreichen Kreuzzug auf seiner Heimreise gekidnappt wurde und vom deutschen Kaiser Heinrich VI. gefangen gehalten wird, plant der Bruder des Königs, den rechtmäßigen Herrscher bei seiner Rückkehr heimtückisch zu ermorden. Sir Guy Belton (David King-Wood) und seine Leute versuchen noch, die genaue Ankunftszeit und den Ort in Erfahrung zu bringen, doch als Robin Hood (Don Taylor) von diesem Verrat Wind bekommt, macht sich der in den Wäldern von Sherwood mit seinen Männern beheimatete Abenteurer auf den Weg zur Burg von Sir Belton. Als Troubadour verkleidet unterhält er nicht nur seinen Gastgeber, sondern gefällt auch dessen Nichte Lady Alys (Eileen Moore).
Mit seinem Verbündeten, Bruder Tuck (Reginald Beckwith), der sich als Abt St. Jude (Raymond Rollett) ausgibt, der erst kürzlich das Lager von Robin Hood und seinen Getreuen aufgesucht hat, hofft Robin, an die Information über die Ankunft des Königs zu erlangen, doch werden er und Bruder Tuck als Spitzel enttarnt und in eine Zelle gesperrt. Durch Lady Alys‘ Hilfe gelingt den beiden die Flucht, doch haben sie nicht viel Zeit, Sir Beltons verräterischen Plan zu vereiteln …
Kritik:
Für ihre erste Farbfilmproduktion hat sich Hammer Films eines äußerst populären Stoffes angenommen, der bereits vielfach verfilmt worden ist. Am bekanntesten ist nach wie vor die Oscar-prämierte Version „Robin Hood, König der Vagabunden“ (1938) unter der Regie von Michael Curtiz mit Errol Flynn in der Hauptrolle. Die Hammer-Version basiert nur sehr lose auf der Legende, die sich seit dem späten Mittelalter aus Balladen entwickelt hat. So ist der Sheriff von Nottingham nur kurz zu sehen, Lady Marian wird überhaupt nicht thematisiert. Auch Robin Hoods Hauptgeschäft – das Umverteilen von erbeuteten Schätzen unter den Armen – wird nur kurz angerissen.
Stattdessen wird gleich zu Anfang ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, weil er einen der Boten des Königs ermordet haben soll. Drehbuchautor Allan Mackinnon („Haus der Erpressung“, „Schlafwagen nach Triest“) konzentriert sich in seiner Story eher auf die knifflige Mission von Robin Hood, Ort und Zeit der Ankunft des Königs in Erfahrung zu bringen und die Verräter in ihre Schranken zu weisen. Trotz des gefährlichen Unterfangens herrscht die ganze Zeit eine ausgelassene Stimmung, die sowohl Robin Hood als auch Bruder Tuck mit Glücksspielen und lautstark vorgetragenen Liedern verbreiten.
Durch die sichtliche Spielfreude von Robin-Hood-Darsteller Don Taylor („Durch die gelbe Hölle“, „Stalag 17“), der ganz bewusst wie eine Imitation von Errol Flynn wirkt, und Reginald Beckwith („James Bond 007 – Feuerball“, „Lancelot, der verwegene Ritter“) als Bruder Tuck werden die Logiklöcher der Story recht gut übertüncht. Val Guest wurde später vor allem durch die ersten beiden „Quatermass“-Filme „Schock“ und „Feinde aus dem Nichts“ so richtig bekannt, Hammer legte nach dem erfolgreichen Start 1960 mit „Das Schwert des Robin Hood“ und 1967 mit „Robin Hood, der Freiheitsheld“ zwei weitere Bearbeitungen der legendären britischen Figur nach.
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