Rasputin - Der wahnsinnige Mönch

1965 entstanden gleich fünf ganz unterschiedliche Filme auf dem Produktionsplan von Hammer. Neben dem Tiermonstergrusel „Das schwarze Reptil“, dem Zombie-Schocker „Nächte des Grauens“, dem Thriller „War es wirklich Mord?“ wurde mit „Blut für Dracula“ eine weitere Fortsetzung der erfolgreichen Vampir-Reihe gedreht. Die dort verwendeten Kulissen verwendete Hammer kostensparend auch für den Historienfilm „Rasputin – Der wahnsinnige Mönch“. Der Film ist allerdings nur wegen Christopher Lees leidenschaftlicher Verkörperung des titelgebenden Mönches sehenswert. 

Inhalt: 

Der Arzt hat bereits die Hoffnung aufgegeben, die todkranke Frau des Wirtshausbesitzers (Derek Francis) heilen zu können, da betritt der Mönch Grigori Jefimowitsch Rasputin (Christopher Lee) die Schenke und verlangt nach etwas zu trinken. Die Gäste der Kneipe weisen Rasputin darauf hin, dass der Wirt bei seiner sterbenskranken Frau weile, worauf sich der unorthodoxe Mönch den Weg zum Schlafgemach der Frau bahnt und ankündigt, die Frau mit der Kraft in seinen Händen heilen zu können. Tatsächlich hat er mit dem Auflegen seiner Hände am Kopf der hochgradig fiebrigen Frau Erfolg, was sich schnell in der russischen Provinz herumspricht. 
In der Kirche werden die Heilkräfte des Mannes jedoch skeptisch betrachtet, schließlich macht Rasputin keinen Hehl aus dem Umstand, dass er sich das Beichten seiner Sünden redlich verdiene, indem er dem Alkohol zuspricht und reihenweise die Frauen verführt. Als Rasputin vom Bischof (Joss Ackland) aus seinem Kloster verbannt wird, sucht der Wunderheiler sein Glück in St. Petersburg. Dort macht er zunächst in einem Wirtshaus Bekanntschaft mit dem Arzt Dr. Boris Zargo (Richard Pasco), den er bei einem Wettkampf unter den Tisch trinkt, dann der attraktiven Sonia (Barbara Shelley), die sich als eine der Hofdamen der Zarin Alexandra (Renée Acherson) entpuppt. Durch seine hypnotischen Kräfte gelingt es Rasputin, Zugang zum Hof der Zarin zu erhalten, was den adligen Iwan (Francis Matthews) und Peter (Dinsdale Landen) zunehmend ein Dorn im Auge ist. Zusammen mit Dr. Zargo planen sie ein Mordkomplott gegen den offensichtlich wahnsinnig gewordenen Mönch … 

Kritik: 

Um sich keinen Ärger mit den Nachfahren der Zarenfamilie einzuhandeln, wie es Richard Boleslawskis historischem Drama „Rasputin and the Empress“ aus dem Jahre 1932 ergangen ist, fiktionalisierte Hammers Produzent und Drehbuchautor Anthony Hinds (unter seinem bekannten Pseudonym John Elder) nicht nur die Namen, sondern auch einen Großteil der Fakten. Doch Don Sharps „Rasputin – Der wahnsinnige Mönch“ schert sich ohnehin kaum um historische Authentizität, wie schon die Kulissen erkennen lassen, die einfach vom Set von „Blut für Dracula“ übernommen wurden – ebenso wie ein Großteil der Darsteller (neben Hauptdarsteller Christopher Lee waren u.a. auch Barbara Shelley, Suzan Farmer und Francis Matthews wieder mit von der Partie). 
Bei diesem Ausflug ins Fach des Historienfilms ging das Sparkonzept von Hammer allerdings nicht auf, da sich Transsilvanien nicht einfach auf den russischen Zarenhof übertragen lässt. Statt den Prunk des russischen Adels zu präsentieren, spielen sich die Szenen wie so oft bei Hammer in sehr engen Räumen ab. Wie Uwe Sommerlad in dem Booklet zur DVD-Veröffentlichung von Anolis bemerkt, wurde aus Draculas Gruft das Café Tzigane, aus dem Innenhof der Abtei der St. Petersburger Marktplatz, und das Äußere von Draculas Schloss zu Ivans Palast. 
Dem Film mangelt es allerdings nicht nur am überzeugenden Setting, sondern auch an einer packenden Inszenierung der oft verfilmten Geschichte des unorthodoxen orthodoxen Mönches Rasputin. Was an dramatischen Höhepunkten und Wendungen aber fehlt, versucht Christopher Lee in einer seiner besten Darstellungen überhaupt durch seine physisch sehr präsente Performance wieder wettzumachen. Mit stechendem Blick, langem Bart und selbstbewusster Ausstrahlung, die die Frauen schwach und die Männer neidisch macht, poltert Lee durch den an sich flachen Plot und sorgt so für den einzigen Grund, warum man sich den Film überhaupt anschauen sollte. Aber auch Komponist Don Banks („Die Bande des Captain Clegg“, „Der Satan mit den langen Wimpern“) sorgt mit seiner kraftvollen Musik für atmosphärische Höhepunkte in einem historischen Drama, das thematisch in anderen Verfilmungen weit besser umgesetzt worden ist.  

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