Nur Vampire küssen blutig
Mit der Adaption von Sheridan Le Fanus Vampir-Klassiker „Carmilla“ durch Roy Ward Baker als „Gruft der Vampire“ mit Ingrid Pitt und Peter Cushing in den Hauptrollen ist Hammer Films 1970 jenseits der erfolgreichen „Dracula“-Reihe ein Kassenhit gelungen, so dass auch hier schnell nachgelegt wurde. Zwar basiert der Nachfolger „Nur Vampire küssen blutig“ (1971) nur noch lose auf Le Fanus 1872 veröffentlichter Novelle, dafür bietet das Vampir-Drama eine bunte und für Hammer ungewöhnlich freizügige Mischung aus Blut und Sex.
Inhalt:
Als sich der englische Horrorromanautor Lestrange (Michael Johnson) zu Recherchen für seinen nächstes Werk nach Österreich begibt, hört er in der Dorfkneipe den Wirt über das alte Adelsgeschlecht Karnstein reden, das eigentlich ausgestorben ist, doch alle 40 Jahre in Gestalt von Vampiren wieder auftaucht. Neugierig geworden sucht Lestrange das Schloss in den Bergen auf und trifft dort auf drei junge, attraktive Frauen und ihren Lehrer Mr. Barton (Ralph Bates), die von der nahe gelegenen Höheren Töchterschule aus eine Exkursion zu dem Schloss unternommen haben. Nun ist Lestrange eher von den hübschen Frauen fasziniert als von den Mythen um die Karnsteins und stattet der Schule ebenfalls einen Besuch ab, wo er sich bei Miss Simpson um eine Stelle als Lehrer bewirbt, um in der Nähe der Mädchen sein zu können.
Dieses Bedürfnis wird durch die Ankunft der schönen Mircalla (Yutte Stensgaard), Nichte der Gräfin Herritzen (Barbara Jefford), noch verstärkt. Doch kurz nach Mircallas Ankunft geschehen mysteriöse Dinge in der Nähe der Schule. Neben Lestrange zeigt sich vor allem Mr. Barton mehr als nur interessiert an seiner neuen Schülerin. Als eine der Schülerinnen verschwindet, drängt die Ballettlehrerin Janet Playfair (Suzanna Leigh) die Direktorin dazu, die Polizei zu informieren, doch aus Angst vor einem Skandal will sie noch eine Zeitlang abwarten. Schließlich vertraut sich die verzweifelte Lehrerin dem Romanautor an, der allerdings auch wenig Interesse an der Anwesenheit von Polizisten auf dem Anwesen hat.
Seine Recherchen haben ergeben, dass Mircalla offensichtlich die wieder zum Leben erweckte Carmilla Karnstein ist, die vor über hundert Jahren gestorben war.
Als eine weitere Schülerin verschwindet und Mr. Barton mit verräterischen Bisswunden am Hals aufgefunden wird, vertuscht der zufällig anwesende Hausarzt (Mike Raven) der Gräfin, die Todesursache und verkündet, dass Barton an einem Herzversagen verstorben sei.
Unterdessen macht sich die Nachricht von den verschwundenen Mädchen im Dorf breit, wo sich ein Mob bildet, um den Vampiren, die offensichtlich zurückgekehrt sind, den Garaus zu machen …
Kritik:
Mit seinen Drehbüchern zu „XX unbekannt“, „Frankensteins Fluch“, „Dracula“, „Frankensteins Rache“, „Die Rache der Pharaonen“, „Dracula und seine Bräute“ und „Blut für Dracula“ hat sich Jimmy Sangster zu einem der wichtigsten Drehbuchautoren für Hammer etabliert, mit „Lust for a Vampire“ – so der Originaltitel – inszenierte Sangster ein Jahr nach seinem Regiedebüt bei „Frankensteins Schrecken“ auch den zweiten Teil der sogenannten Karnstein-Trilogie, zu der neben „Gruft der Vampire“ und „Nur Vampire küssen blutig“ noch „Draculas Hexenjagd“ zählt.
Wie bei „Gruft der Vampire“ war Tudor Gates auch hier der federführende Drehbuchautor, doch Ingrid Pitt und Peter Cushing standen für die Fortsetzung nicht zur Verfügung, weshalb die Filmemacher eine eigenständige Geschichte rund um die Karnsteins entwickelten.
Da herausragende Akteure fehlen, die die ohnehin nicht sehr spannende Story tragen, haben Sangster, Produktionsdesigner Don Mingaye („Der Fluch von Siniestro“, „Nächte des Grauens“) und Kameramann David Muir („Mord nach Art des Hauses“, „Inzest“) vor allem die Kulissen rund um Schloss Karnstein und die Höhere Mädchenschule ebenso in den Blick des Zuschauers gerückt wie die weiblichen Reize vor allem des früheren Models und Mircalla-Darstellerin Yutte Stensgaard („Die lebenden Leichen des Dr. Mabuse“, Zeta One“), aber auch der übrigen Nebendarstellerinnen.
Das Liebesspiel zwischen Lestrange und Mircalla/Carmilla wird dabei von dem herrlich psychedelischen Song „Strange Love“ von Tracy untermalt, den Harry Robertson neben seinem ebenso gelungenen Filmscore komponiert hat. So bekommt das Grusel-verwöhnte Hammer-Publikum mit „Nur Vampire küssen blutig“ weniger eine schaurige Vampir-Geschichte vorgelegt als eine erotisch-sinnliche geprägte Love-Story, die eine ihrer besten Szene bereits zu Anfang mit Carmillas Wiedererweckung präsentiert.
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