Königin der Wikinger
Die britische Produktionsfirma Hammer Films machte seit Ende der 1950er Jahre zwar vor allem durch farbige Adaptionen von Universal-Horror-Klassikern wie „Dracula“, „Die Mumie“ und „Frankenstein“ seine Reputation erworben, zwischenzeitlich aber auch immer wieder andere Genres ausprobiert. Nach dem Erfolg von Abenteuerfilmen wie „Herrscherin der Wüste“ (1964) und „Eine Million Jahre vor unserer Zeit“ (1966), in denen Sex-Göttinnen wie Ursula Andress und Raquel Welch als Kassenmagneten fungierten, ließ Hammer 1967 das etwas krude Kriegs- und Kostüm-Drama „Königin der Wikinger“ folgen, das bei allen Schwächen doch einen gewissen Unterhaltungswert besitzt.
Inhalt:
Auf dem Sterbebett bestimmt der britische König Priam (Wilfrid Lawson) seine mittlere Tochter Salina (Carita) zu seiner Nachfolgerin. Laut dem noch schnell geschlossenen Friedensvertrag soll Salina gemeinsam mit Roms Kaiser Nero über Britannien herrschen, wobei der vor Ort regierende römische Statthalter Justinian (Don Murray) dafür sorgen soll, dass sowohl ihr Volk als auch die Druiden sich an das Abkommen halten. Während sich die Druiden aber ihre Religion nicht von den Römern verbieten lassen wollen und auch Justinians rechte Hand Octavian (Andrew Keir) nach mehr Macht strebt, kommt es immer wieder zu Aufständen und Intrigen auf beiden Seiten. Dazu tragen auch die britischen Kaufleute bei, die ausbaden müssen, dass die Ärmsten im Land ihre Steuern nicht vollständig zahlen können, und selbst höhere Abgaben leisten müssen.
Dass sich Salina und Justinian auch noch ineinander verlieben, macht das friedliche Zusammenleben zwischen Römern und den Briten nicht einfacher. Als Octavian es ausnutzt, dass Justinian selbst den Aufstand der Druiden niederschlagen will, bringt er Salina in seine Gewalt und ihr Volk endgültig gegen die zunehmend grausameren römischen Besatzer auf …
Kritik:
Don Chaffey hatte bereits mit „Jason und die Argonauten“ (1963) und „Eine Million Jahre vor unserer Zeit“ (1966) seine Fähigkeit für epische Abenteuerfilme unter Beweis gestellt. Zwar musste er für die immerhin £ 350.000 teure Produktion von „Königin der Wikinger“ auf die sehenswerten Spezialeffekte von Ray Harryhausen verzichten, konnte aber auf andere wertvolle Schauwerte setzen. Hier trat die ehemalige finnische Maskenbildnerin Carita Järvinen auf den Plan, die nach „Das ist nichts für kleine Mädchen“ (1962) hier in ihrer erst zweiten und schon letzten Filmrolle zu sehen ist. Mit ihrem hübschen Gesicht und einer guten Figur verleiht sie der Titelheldin zwar reizende Schauwerte, doch schauspielerisch trägt sie wenig zum Gelingen des Films bei.
Dass „Königin der Wikinger“ sich zu einem großen Flop für Hammer entwickelte, dürfte aber in erster Linie dem hanebüchenen Plot geschuldet sein, der jede historische Authentizität vermissen lässt und auf sehr bunte und freie Weise Barbaren, leicht bekleidete Frauen, wenig spirituelle Druiden und schick uniformierte Römer aufeinandertreffen lässt.
Die Liebesgeschichte zwischen Salina und Justinian wirkt sehr konstruiert und überzeugt auch in ihrer Entwicklung nicht. So bekommt das Publikum zwar einen bunten Haufen an Kostümen und Maskierungen sowie viel Haut unter freiem Himmel geboten, doch die Geschichte holpert bei allen Verschwörungen und Kampfhandlungen eher unglaubwürdig dahin, was durch das aufgesetzte Finale noch unterstrichen wird.
Immerhin können Don Murray („Bus Stop“, „Eroberung vom Planet der Affen“, „Twin Peaks“) als Justinian und Quatermass-Darsteller Andrew Keir („Rob Roy“, „Cleopatra“) als Octavian sowie Niall MacGinnis („Jason und die Argonauten“) als Justinians Berater Tiberian für darstellerische Akzente in einem Abenteuerfilm sorgen, der sonst durch die dominierende Frauen-Power und die vielfältigen Kostüme unterhält.
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