Das schwarze Reptil

Die Independent-Filmschmiede von Hammer Films Productions hat eine Meisterschaft darin entwickelt, die Kosten für eine Filmproduktion möglichst niedrig zu halten. Besonderes Geschick entwickelten sie dabei, das Set eines Films nahezu unverändert für eine weitere Produktion zu verwenden, oftmals sogar mit den selben Darstellern. Dieses Verfahren kam auch bei dem 1966 von Regisseur John Gilling inszenierten Doppelpack „Nächte des Grauens“ („The Plague of the Zombies“) und „Das schwarze Reptil“ („The Reptile“) zum Tragen. 

Inhalt: 

Nach dem überraschenden Tod seines Bruders erbt der ehemalige Seefahrer George Spalding (Ray Barrett) dessen außerhalb eines kleinen Dorfes bei Cornwall gelegenes Haus, das er trotz der Warnung des Testamentvollstreckers mit seiner hübschen Frau Valerie (Jennifer Daniel) beziehen will. Als Spalding seine Frau gut gelaunt über die Schwelle des entzückenden Häuschens tragen will, erlebt das Paar aber schon die erste böse Überraschung: Vandalen haben das Innere des Hauses total verwüstet. Aufgebracht begibt sich Spalding ins Dorf und hofft, in der Kneipe von Tom (Michael Ripper) den oder die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen zu können. Doch die Gäste suchen aus generellem Misstrauen vor Fremden schnell das Weite. Bei dem anschließenden Gespräch mit dem Wirt erwähnt Spalding, dass sein eigentlich kerngesunder Bruder kurioserweise an einer Herzschwäche gestorben sein soll, worauf Tom erwidert, dass der Mann den „Schwarzen Tod“ gestorben sei – wie so viele andere im Dorf auch. 
Es dauert nicht lange, bis Spalding erfährt, was sich hinter dem „Schwarzen Tod“ verbirgt, als er den verschrobenen Einsiedler Mad Peter (John Laurie) mit schwarzer Gesichtsfärbung und Schaum vor dem Mund im Moor vorfindet. Als er bei seinem Nachbarn, dem undurchsichtigen Aristokraten Dr. Franklyn (Noel Willman), um Hilfe bittet, begleitet dieser ihn nur widerwillig, aber für Mad Peter kommt ohnehin jede Hilfe zu spät. Weitaus kontaktfreudiger als ihr Vater erweist sich Franklyns Tochter Anna (Jacqueline Pearce), die erst das Haus der Spaldings mit Blumen schmückt und das Paar dann zum Abendessen einlädt. Davon ist ihr Vater alles andere als entzückt. Der Abend verläuft zunächst recht harmonisch, doch als Anna auf der Sitar ein hypnotisches Stück zu spielen beginnt, zertrümmert ihr Vater aus unerfindlichen Gründen das Instrument. 
Schließlich wird auch Spalding in der Dunkelheit von einem Wesen angegriffen, doch erkrankt er nicht so heftig an den Symptomen, die offensichtlich zum Tod führen können. Allerdings kann er sich nicht an den Vorfall erinnern. Zusammen mit Tom versucht Valerie den oft tödlich verlaufenden Überfällen auf den Grund zu gehen … 

Kritik: 

John Gilling, der auch „Nächte des Grauens“ nach einem Drehbuch von Hammer-Produzent Anthony Hinds realisierte, setzt in „Das schwarze Reptil“ weniger auf offensichtliche Schock-Momente und Blut, sondern auf atmosphärische Dichte. Das Reptil, in das sich Dr. Franklyns Tochter Anna immer wieder – wie ein Werwolf – verwandelt, wird kaum gezeigt, was dem Film nur gut tut. Denn das von Maskenbildner Roy Ashton kreierte Kostüm und vor allem die Maske wirken bei Licht alles andere als gruselig, weshalb er die Kreatur meist nur im Schatten agieren lässt. 
Gilling, der 1961 mit „Schatten einer Katze“ seinen ersten Hammer-Film inszenierte und dann „Piraten vom Todesfluss“ (1962), „Die scharlachrote Klinge“ (1963) und „Die Letzten von Fort Kandahar“ (1964) folgen ließ, baut die Spannung vor allem durch Andeutungen auf. Die stets als Todesursache ausgemachte Herzschwäche, der nebulöse „Schwarze Tod“, die schrecklichen Todeskämpfe der Opfer und Dr. Franklyns theologische Forschungen im Bereich der Geheimbünde, die ihn in Indien mit einem gefährlichen Kult bekannt gemacht haben, die Ängste der Dorfbewohner und der geheimnisvolle indische „Bedienstete“ (Marne Maitland) sorgen für ein stimmiges Gesamtbild, das durch die geschickt fotografierten Kulissen, die starken Darsteller – allen voran der bei Hammer oft eingesetzte Michael Ripper („Wie schmeckt das Blut von Dracula?“, „Die Rache der Pharaonen“) als Kneipenbesitzer und Theatermime Noel Willman („Doktor Schiwago“, „Der Mann, der zuviel wusste“) als undurchsichtiger Forscher - und Gillings stilsichere Inszenierung zu den besseren Hammer-Produktionen jenseits ausgelatschter „Dracula“- und „Frankenstein“-Pfade zählt.  

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