Draculas Hexenjagd

Neben der 1958 mit dem farbigen „Dracula“-Remake eingeläuteten Reihe um den berühmtesten Vampir haben die britischen Hammer Film Productions das Blutsauger-Thema auch in der sogenannten Karnstein-Trilogie verarbeitet. Hier war nicht der vielbeschäftigte Produzent/Drehbuchautor Anthony Hinds federführend, sondern Tudor Gates, der nach „Gruft der Vampire“ (1970) und „Nur Vampire küssen blutig“ (1970) auch die Story zu „Draculas Hexenjagd“, den Abschluss der Trilogie, verfasste, nur noch sehr lose auf Joseph Sheridan Le Fanus berühmter Novelle „Carmilla“ (1872) beruhend. 

Inhalt: 

Nach dem Tod ihrer Eltern sollen die beiden hübschen Zwillingsschwestern Frieda (Madeleine Collinson) und Maria Gellhorn (Mary Collinson) bei ihrem Onkel Gustav Weil (Peter Cushing) und seiner Frau Katy (Kathleen Byron) leben. Schon bald nachdem sie mit der Kutsche aus Venedig in der Kleinstadt Karnstein angekommen sind, müssen sie sich an eine neue Lebensweise gewöhnen, denn ihr Vormund entpuppt sich als Anführer einer Gemeinschaft religiöser Fanatiker, die Jagd auf vermeintliche Hexen machen und diese ohne triftige Beweise auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Die unzüchtige Aufmachung seiner beiden Nichten verurteilt Weil aufs Schärfste. Während Maria eher geneigt ist, sich dem Willen des Hausherrn zu fügen, ist ihre Schwester neugierig, wie der faszinierende Graf Karnstein (Damien Thomas) auf seinem Schloss in den Bergen lebt. Gerüchteweise veranstaltet er dort wüste Orgien und beschwört in geheimnisvollen Ritualen den Teufel herauf. Eines Nachts schleicht sich Frieda aus dem Haus und macht sich auf den Weg zum Schloss, wo sie nach einem aufwändigen Dinner erfährt, was es mit dem Grafen wirklich auf sich hat. 
Er offenbart sich als Vampir, dem es gelungen ist, die Vampir-Gräfin Mircalla (Katya Wyeth) mit Blut wiederzuerwecken, wofür sie ihm den „Kuss der Unsterblichkeit“ gewährt hat. Nachdem der Graf Frieda zu seinesgleichen gemacht hat, dezimiert er Karnsteins Bevölkerung auf so dramatische Weise, dass Weil und seine Männer ihren Feldzug gegen die Hexen mit noch größerem Eifer fortsetzen. Doch erst der Schulmeister Anton Hoffer (David Warbeck) macht Weil darauf aufmerksam, dass die Vampire nur zu töten sind, wenn man ihnen einen Holzpflock ins Herz treibt oder ihnen den Kopf abschlägt. Als Frieda in flagranti bei der Ausübung ihrer schändlichen Taten erwischt wird, droht auch ihr der Tod auf dem Scheiterhaufen … 

Kritik: 

Auch wenn „Nur Vampire küssen blutig“ nach dem Erfolg von „Gruft der Vampire“ etwas hinter den Erwartungen zurückblieb, wurde noch im selben Jahr der Nachfolger „Twins of Evil“ abgedreht, wobei der dritte Teil der Karnstein-Trilogie hierzulande unter dem irreführenden Titel „Draculas Hexenjagd“ in die Lichtspielhäuser kam. Der seltsame Titel verweist nämlich auf die populäre Figur Draculas, die hier überhaupt keine Rolle spielt, deutet aber auf die etwas krude Mischung aus Vampirismus und Hexerei hin, die Drehbuchautor Gates und Regisseur John Hough („Tanz der Totenköpfe“) hier präsentieren. 
Peter Cushing, der bereits bei „Dracula“ in die Rolle des Vampirjägers populär geworden ist, übernimmt hier den Part des Anführers einer puritanischen Bruderschaft, ähnlich wie Vincent Price in „Der Hexenjäger“ (1967), und überzeugt einmal mehr als Mann fester Prinzipien. 
Was „Draculas Hexenjagd“ vor allem von seinem direkten Vorgänger unterscheidet, ist die Hervorhebung der zur Schau gestellten Sinnlichkeit und des Härtegrads, was die blutigen Szenen angeht. Blanke Brüste, forschende Hände auf halbnackten Körpern, das Abschlagen von Köpfen und ein Beil, das in einen Schädel geschlagen wird, sind die Zutaten für einen atmosphärisch dichten Horror-Cocktail, der weniger durch seine Story überzeugt, sondern vor allem durch die bewusst vordergründig inszenierte Performance der beiden auf Malta geborenen Playmates Madeleine und Mary Collinson, die als erste Zwillinge im Oktober 1970 den Playboy zierten. Ihr teils naiv, teils kokettierend wirkendes Spiel belebt die Handlung spürbar und wird von der herrlich diabolischen Performance von Damien Thomas („Sinbad und das Auge des Tigers“, „Mohammed - Der Gesandte Gottes“) gekonnt umrahmt. 
Das prachtvolle Produktionsdesign, vor allem von Schloss Karnstein, und die lebendige Musik von Harry Robertson tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei, dass die wenig überzeugende Geschichte das Filmvergnügen nicht allzu sehr trübt.  

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