Der Teufel tanzt um Mitternacht
Joan Fontaine, die mit Rollen in Alfred Hitchcocks „Rebecca“ (1940) und „Verdacht“ (1941), Max Ophüls‘ „Brief einer Unbekannten“ (1948) und Richard Thorpes „Ivanhoe – Der schwarze Ritter“ (1952) zum Hollywood-Star avancierte, ist in Hammers Psycho-Thriller „The Witches“ (1966) ein letztes Mal auf der großen Leinwand zu sehen gewesen. Die Oscar-prämierte jüngere Schwester von Olivia de Havilland macht das Okkult-Drama zu einem sehenswerten Beitrag der auf Horror- und Science-Fiction-Produktionen wie „Dracula“, „Frankenstein“, „The Quatermass Xperiment“, „Der Fluch von Siniestro“ und „Die Rache der Pharaonen“ spezialisierte Hammer-Filmschmiede.
Inhalt:
Die in Afrika an einer Missionsschule lehrende Engländerin Gwen Mayfield (Joan Fontaine) muss nach einem von Schamanen angezettelten Aufstand traumatisiert in ihre Heimat zurückkehren und ist froh, von einem Mann namens Reverend Alan Bax (Alec McCowen) zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Ihr ungewöhnlicher Hintergrund verschafft ihr dann tatsächlich die Stelle als leitende Lehrerin einer kleinen Privatschule, die Bax mit seiner Schwester, der bekannten Journalistin Stephanie (Kay Walsh) in der kleinen Ortschaft Heddaby betreibt. Gwen bezieht ein hübsch eingerichtetes Häuschen, wird von der jungen Haushälterin Valerie Creek (Michele Dotrice) und dem Gärtner Dowsett (John Collin) verwöhnt und auch sonst herzlich in der Gemeinde und der Schule aufgenommen. Erste Risse in der scheinbaren Idylle zeigen sich, als die neue Lehrerin erfährt, dass es im Ort keine Kirche gibt, nur noch eine Ruine davon, und dass der „Reverend“ Bax zwar das Priesteramt angestrebt habe, doch gescheitert sei.
Ungewöhnlich erscheinen Gwen auch die schroffen Reaktionen der Dorfbewohner auf die zarte Romanze, die sich zwischen ihren beiden Schülern Ronnie (Martin Stephens) und der bereits gut entwickelten Linda Rigg (Ingrid Boulting) abzeichnet. Vor allem Lindas Großmutter (Gwen Ffrangcon Davies) scheint vehement gegen diese Beziehung vorzugehen und ihre bei sich lebende Enkeltochter zu malträtieren. Als auch noch Ronnie bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert wird und Gwen während der Vorbereitungen auf ein Theaterstück im Freien im Baum eine mit Stecknadeln gespickte, kopflose männliche Puppe findet, fühlt sie sich plötzlich an die Ereignisse in Afrika zurückversetzt und erleidet einen Schock, den sie in einem Privatsanatorium auskuriert.
Doch in Heddaby gehen weiterhin merkwürdige Dinge vor sich, denen sie mit Stephanie in einem gemeinsamen Artikel über das Hexenwesen in England auf den Grund gehen will …
Kritik:
Joan Fontaine hatte die Rechte an Norah Lofts‘ unter ihrem männlichen Pseudonym Peter Curtis veröffentlichten Roman „The Devil’s Own“ erworben und ihn Hammer zur Verfilmung angeboten, wobei sie selbst in der Hauptrolle ihre ins Stocken geratene Karriere wiederbeleben wollte. Nigel Kneale, der – teilweise noch zu Zeiten als BBC-Autor - die Vorlagen zu Hammers Quatermass-Filme „Schock“ (1955), „Feinde aus dem Nichts“ (1957) und „Das grüne Blut der Dämonen“ (1967) verfasst hatte, schrieb dazu ein Drehbuch, das Regisseur Cyril Frankel („Vertraue keinem Fremden“, „Das Schlitzohr“) mit viel Sinn für psychologische Spannung inszeniert hat.
Nach dem fesselnden Auftakt in der afrikanischen Missionsschule baut er nämlich mit Gwen Mayfields Rückkehr nach England und ihrem neuen Job als Lehrer an einer kleinen Privatschule sehr behutsam das Feld vor, auf dem sich die erst spät zum Tragen kommenden okkulten Ereignisse zutragen. Frankel nimmt sich viel Zeit, die dörfliche Gemeinschaft und das kurios anmutende Verhalten sowohl ihres Arbeitgebers als auch Lindas Großmutter zu schildern, wobei der für Hammer-Produktionen übliche Blutanteil fast schon spartanisch ins Spiel kommt.
Joan Fontaine, die hier in ihrer letzten Kinorolle zu sehen ist, trägt den Film, der in Deutschland unter dem Titel „Der Teufel tanzt um Mitternacht“ im Fernsehen ausgestrahlt wurde, fast allein auf ihren Schultern. Das Finale fällt schon etwas bizarr aus, tut der Qualität des sorgfältig ausgestatteten und gut gespielten Okkult-Dramas aber keinen großen Abbruch.
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