Das Phantom der Oper (1962)

Hammers Vorzeige-Regisseur Terence Fisher hatte bereits die Universal-Monster-Klassiker „Dracula“, „Frankenstein“, „Die Mumie“ und „Der Wolfsmensch“ zu neuem, vor allem erstmals farbigem Leben erweckt, also vertraute man dem routinierten Filmemacher natürlich auch das Remake von „Das Phantom der Oper“ an. Die 1909 erschienene Romanvorlage von Gaston Leroux wurde erstmals 1925 von Rupert Julian mit Lon Chaney in der Hauptrolle verfilmt und 1943 mit Claude Rains erstmals in Farbe. Da mussten sich Fisher und Produzent/Drehbuchautor Anthony Hinds (aka John Elder) schon was einfallen lassen, um neue Akzente zu setzen … 

Inhalt:

Lord Ambrose D'Arcy (Michael Gough) fiebert gespannt der Eröffnung seiner neuen Oper „Jeanne D’Arc“ im Londoner Opernhaus entgegen, zeigt sich gegenüber Opern-Direktor Lattimer (Thorley Walters) aber erst einmal entrüstet darüber, dass die Vorstellung doch nicht wie angekündigt ausverkauft scheint und eine der besten Logen unbesetzt ist. Lattimer erklärt diesen Umstand damit, dass die Leute dort nicht sitzen wollen, weil es dort angeblich spukt. Viel schwerer wiegt dagegen die Tatsache, dass direkt vor der Aufführung Instrumente beschädigt und Notenblätter gestohlen worden sind. Als dann auch noch die von Produzent Harry Hunter (Edward de Souza) engagierte Sängerin während ihres ersten Einsatzes miterleben muss, wie ein toter Mann an einem Seil aufgeknüpft auf die Bühne geschwungen wird, verlässt sie das Ensemble. Während weitere Vorstellungen auf unbestimmte Zeit verschoben werden, sucht Hunter nach einer neuen Sängerin, die er in der jungen Christine (Heather Sears) schnell findet. D’Arcy ist aber weniger wegen ihrer Gesangskünste an der hübschen Frau interessiert und lädt sie zum Abendessen ein, wo er sie betrunken zu machen versucht und sie mit zu sich nach Hause einlädt. 
Hunter, der ebenfalls in dem Restaurant zu speisen beabsichtigt, kann gerade noch Schlimmeres verhindern, zieht sich aber durch sein Einmischen den Zorn des Komponisten zu. Während sich Hunter und Christine allmählich näher kommen, wird Christine in ihrer Garderobe von der Stimme eines Mannes erschreckt, der die Sängerin auffordert, ihr Talent unter seiner Anleitung zu vervollkommnen. Schließlich sorgt ein Mann mit Maske (Herbert Lom) in dem Opernhaus dafür, dass weitere Bedienstete das Handtuch schmeißen und sich vor allem D’Arcy bald in einer sehr misslichen Lage wiederfindet … 

Kritik:

Da im Vorfeld Hollywood-Star Cary Grant offenbar Interesse bekundet hatte, in einer Hammer-Produktion mitzuwirken, schrieb Anthony Hinds unter seinem üblichen Drehbuch-Autoren-Pseudonym John Elder die Rolle des Phantoms so, dass es nicht wie ein durchweg verabscheuungswürdiges Monster wirkt, sondern Opfer tragischer Umstände geworden ist, die sich erst nach und nach enthüllen. Aus der Verpflichtung von Cary Grant wurde natürlich nichts, so dass Herbert Lom („Die Ratte von Soho“, „Spartacus“) als meist maskiertes Phantom die Rolle übernahm und das Beste aus seinen wenigen Szenen machte. Als Bösewicht überzeugt stattdessen Michael Gough („Das schwarze Museum“, „Das Ungeheuer“), der den betrügerischen, grausamen und erpresserischen Lord D’Arcy zu einem regelrechten Hassobjekt werden lässt. 
Im Mittelpunkt steht aber auch die Liebesgeschichte zwischen Harry Hunter und der jungen Christine auf der einen Seite und das Interesse des Phantoms an der talentierten Sängerin andererseits. Zwar weist „Das Phantom der Oper“ nicht die übliche Grusel-Atmosphäre auf, die man von Hammer-Produktionen kennt, doch Bernard Robinson hat beim Produktionsdesign wieder ganze Arbeit geleistet. Vor allem die aus dem Wasser des nahen Flusses ragende Behausung des Phantoms ist grandios gelungen. 
An der Kinokasse floppte die Hammer-Version des Klassikers allerdings, so dass Terence Fisher auch erst 1964 bei „Die brennenden Augen von Schloss Bartimore“ wieder Regie bei einem Hammer-Film führen durfte.  

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