Die gelbe Hölle
Die britischen Hammer Film Productions begannen sich Ende der 1950er Jahre gerade mit ihren farbigen Remakes von Universals Grusel-Klassikern „Dracula“ und „Frankenstein“ zu profilieren, als sie auch noch andere Genres zu bedienen versuchten. So inszenierte Val Guest, der zuvor für Hammer u.a. bereits die BBC-Fernsehserie „The Quatermass Experiment“ in die beiden Filme „Schock – The Quatermass Xperiment“ (1955) und „Feinde aus dem Nichts – Quatermass II“ (1957) umgesetzt hatte, 1958 den auf wahren Begebenheiten beruhenden Kriegsfilm „Die gelbe Hölle“.
Inhalt:
Fernab vom eigentlichen Kriegsgeschehen müssen Kriegsgefangene (darunter viele Zivilisten) der Alliierten 1945 auf Blood Island täglich um ihr Leben fürchten, denn der sadistische Lagerkommandant Yamamitsu (Ronald Radd) lässt keine Gelegenheit aus, abtrünnige Gefangene ihr Grab selbst ausschaufeln und dann vor versammelter Menge erschießen zu lassen, sie auszupeitschen, auszuhungern und zu demoralisieren, indem die Männer von den Frauen in getrennten Lagern untergebracht und an sie adressierte Post fast schon zeremoniell verbrannt wird. Heimlich hören die Männer um den autoritären Lambert (André Morell) den alliierten Rundfunk ab und erfahren schließlich, dass Japan seine Kapitulation unterzeichnet hat. Da sie wissen, dass Yamamitsu unter diesen Voraussetzungen alle Gefangenen töten lassen würde, versucht er mit tatkräftiger Unterstützung des Holländers van Elst (Carl Möhner) und des Priesters Anjou (Michael Goodliffe), die Kommunikationseinrichtungen des Lagers zu sabotieren. Doch gegen Lamberts Führungsstil und Methoden formiert sich auch ein Widerstand, vor allem durch den Diplomaten Beattie (Walter Fitzgerald), der immer wieder das Gespräch mit dem Lagerkommandanten sucht. Doch schließlich erfahren auch die Japaner vom Kriegsende, so dass die Gefangenen alle Hände voll zu tun haben, die Frauen zu befreien und aus dem Lager zu fliehen, bevor das große Gemetzel beginnt …
Kritik:
Val Guest hat sich bereits mit den beiden „Quatermass“-Filmen und dem Bergsteiger-Abenteuer „Yeti, der Schneemensch“ (1957) seine Stärken im semidokumentarischen Bereich unter Beweis gestellt, auf der anderen Seite aber mit Hammers ersten Farbfilm „Robin, der rote Rächer“ (1954) demonstriert, dass er auch leichte Stoffe verfilmen kann.
1958 inszenierte er so für Hammer nicht nur die Kriegskomödie „Immer Ärger in der Army“ mit Peter Sellers in der Hauptrolle sowie die Fortsetzung „Noch mehr Ärger in der Army“, sondern auch das – wie der Vorspann vorgibt – auf wahren Ereignissen beruhende Kriegsdrama „Die gelbe Hölle“, zu dem Val Guest zusammen mit Jon Manchip White („Ein Riss in der Welt“) auch das Drehbuch schrieb.
In eindrucksvollen Schwarzweiß-Bildern von Jack Asher („Frankensteins Fluch“, „Dracula“) erzählt der Film vor allem von der sadistischen Art der japanischen Soldaten, gegen jedes Kriegsrecht die Gefangenen zu foltern, zu demoralisieren und grausam zu töten. Der grenzenlose Sadismus der Japaner wirkt etwas arg überstrapaziert, lässt keine Zwischentöne zu, sondern trennt die Japaner und die Gefangenen schlicht in Gut und Böse. Etwas differenzierter sieht es unter den Gefangenen selbst aus. Die Frauen halten sich einfach nur tapfer, tun unter Führung der resoluten Kate (Barbara Shelley) alles, um das Leiden der Verwundeten und Kranken zu lindern, während sich bei den Männern durchaus Fronten zwischen Lamberts Anhängern und Kritikern bilden. Aus diesen Konflikten entwickelt sich der Großteil der Spannung, denn die heimliche Mission, die Kommunikationskanäle der Japaner zu zerstören, droht auch immer, von einem Verräter in den eigenen Reihen unterlaufen zu werden.
Am Ende stellt sich natürlich auch die spannende Frage, ob die Gefangenen es rechtzeitig schaffen, ihrer misslichen Lage zu entkommen. Obwohl „Die gelbe Hölle“ sicherlich einer der unbekannteren Werke der Hammer-Filmschmiede zählt, ist bei allen Schwächen im Drehbuch nicht nur die Inszenierung sehr gelungen, sondern die durch andere Hammer-Produktionen bekannten Darsteller André Morell („Schock“, „Feinde aus dem Nichts“, „Ben Hur“), Barbara Shelley („Mit Schirm, Charme und Melone“, „Das grüne Blut der Dämonen“), Richard Wordsworth („Schock“, „Frankensteins Rache“) und Michael Ripper („Die Rache der Pharaonen“, „Wie schmeckt das Blut von Dracula?“) agieren allesamt gewohnt überzeugend.
1964 entstand mit „Das Geheimnis der Blutinsel“ sogar noch eine Fortsetzung.
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