Yeti, der Schneemensch

Die britischen Hammer Films Productions machten sich zunächst mit Hörspiel-Adaptionen, dann auch mit großformatigen Bearbeitungen von Fernsehfilmen und -serien einen Namen. Vor allem die Kinoversion des BBC-Fernseh-Sechsteilers „The Quatermass Experiment“ aus der Feder von Nigel Kneale sorgte mit seinem halbdokumentarischen Stil für klingelnde Kassen in der Londoner Filmschmiede. Ebenfalls aus der Feder von Kneale stammt auch die Vorlage des Himalaya-Abenteuers „Yeti, der Schneemensch“ (1957) mit Peter Cushing in seiner ersten Rolle bei Hammer, bevor er mit „Frankensteins Fluch“ zu einer Ikone des Filmstudios avancierte. 

Inhalt: 

Der Botaniker Dr. Rollason (Peter Cushing) untersucht zusammen mit seiner Frau Helen (Maureen Connell) und seinem Kollegen Peter Fox (Richard Wattis) die Pflanzenwelt im Himalaya und hat dafür sein Hauptquartier in einem buddhistischen Kloster aufgeschlagen. Der Lhama (Arnold Marlé) ahnt aber schon, dass der Aufenthalt des Wissenschaftlers eigentlich einer anderen Mission gilt: Rollason erwartet nämlich die Ankunft des Expeditionsleiters Tom Friend (Forrest Tucker), der zusammen mit seinen Assistenten am Abend im Kloster eintrifft. 
Helen ist alles andere als begeistert, dass ihr Mann zu einer Expedition aufbrechen will, um den Spuren des legendären Yeti zu folgen, dessen riesige Fußabdrücke bereits gefunden wurden. Rollasons Theorie zufolge könnte sich der Yeti als dritter Zweig neben den Primaten und Menschen entwickelt haben, bevor sich diese offensichtlich scheuen Wesen in die Berge des Himalaya zurückgezogen haben. 
Doch die Expedition entwickelt sich zu einem Drama. Erst tritt der junge McNee (Michael Brill) in eine für den Yeti ausgelegte Falle und muss den Rest der Expedition in dem Zelt verbringen, das den Teilnehmern als Lager dient. Als McNee nachts von einem Schneemenschen überrascht wird, kann dieser mit einem Gewehr erlegt werden. Der sensible Fotograf verfällt nach diesem Vorfall in einen tranceähnlichen Zustand. Rollason & Co. werden aber auch von einheimischen Jägern verfolgt, und als Friend den Yeti, der McNee so verschreckt hat, mit dem Gewehr erlegt, offenbart er seine eigennützigen Ziele: Er will einen Yeti lebend fangen, um mit ihm in einer Fernsehshow Geld zu verdienen … 

Kritik: 

Val Guest, der bereits bei den beiden 1955 und 1957 entstandenen „Quatermass“-Filmen Regie geführt hatte, sorgt auch bei dem in Schwarzweiß gedrehten Himalaya-Abenteuer für eine unterhaltsame Mischung aus abenteuerlicher Dramatik und wissenschaftlichen Themen. Die Wissenschaft tritt allerdings im Lauf der Handlung immer mehr in den Hintergrund, um der gefährlichen Expedition zu weichen, die von menschlichen Jägern, unheimlichen Schneemenschen und nicht zuletzt Lawinen und Unfällen geprägt ist. Dabei wechseln Guest und sein Kameramann Arthur Grant („Sie sind verdammt“, „Piraten am Todesfluss“) gekonnt zwischen dem liebevoll vom genialen Produktionsdesigner Bernard Robinson gestalteten Kloster und den kletternden Expeditionsteilnehmern hin und her. Der Yeti taucht natürlich sehr spät in der Geschichte auf und wird meist auch nur so schemenhaft dargestellt, dass dem Publikum noch Raum für die eigene Phantasie bleibt. 
Die eigentliche Sensation an dem Film ist natürlich Peter Cushing. Der hatte bereits in der BBC-Version den Dr. Rollason verkörpert und verlieh mit seinen asketischen Gesichtszügen, dem stechenden Blick und klaren Artikulation dem Forscher ein starkes Profil – was ihn für weitere Paraderollen wie Dr. Frankenstein, Sherlock Holmes oder Van Helsing qualifizieren sollte. 
Auch wenn die Story an sich wenig spektakulär ist, sorgen Val Guests gekonnte Inszenierung, Peter Cushings prägnante Darstellung und der exotisch angehauchte Score von Humphrey Searle („Bis das Blut gefriert“, „Jenseits Mombasa“) für kurzweilige Abenteuer-Unterhaltung vor für Hammer-Verhältnisse ungewohnter Kulisse.  

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