Die Journalistin

Nach einer wechselhaften Karriere, in der „Flatliners“ (1990), „Falling Down“ (1993) und die beiden John-Grisham-Verfilmungen „Der Klient“ (1994) und „Die Jury“ (1996) zu den Höhepunkten zählten, war es um den Ruf von Joel Schumacher nach den ziemlich verkorksten Batman-Filmen „Batman Forever“ (1995) und „Batman & Robin“ (1997) nicht mehr gut bestellt, und seine nachfolgenden Filme „8MM“ (1999), „Makellos“ (1999), „Tigerland“ (2000) und „Bad Company“ (2002) erreichten längst nicht mehr die Qualität von Schumachers früheren Werken. Mit dem rasanten Echtzeit-Thriller „Nicht auflegen!“ (2002) ließ Schumacher allerdings wieder aufhorchen und lieferte gleich darauf mit „Die Journalistin“ (2003) ein fesselndes Biopic über die irische Journalistin Veronica Guerin, der ihre Artikel-Serie über die irische Drogen-Mafia zum tödlichen Verhängnis wurde. 

Inhalt: 

Veronica Guerin (Cate Blanchett) ist die Star-Journalistin des Sunday Independent und ist von den erbärmlichen Zuständen in den Slums von Dublin, wo bereits Kinder und Jugendliche Zugang zu Drogen haben, so erschüttert, dass sie mit ihrer Arbeit etwas gegen den organisierten Drogenhandel unternehmen will. Als sie 1994 mit ihrer Artikel-Serie beginnt, dient ihr der Kriminelle John Traynor (Ciaran Hinds) als wichtigste Informationsquelle. Allerdings versorgt Traynor die engagierte Journalistin auch bewusst mit Falschinformationen, damit sie auf keinen Fall seinem Chef John Gilligan (Gerard McSorley) auf die Spur kommt, der es bislang erfolgreich verstanden hat, unentdeckt in der Villa auf seinem Gestüt im Hintergrund zu bleiben. 
Um noch etwas mehr Verwirrung zu stiften, lässt Gilligan gezielt einige Verbrecher in Dublin töten, worauf die Polizei die Attentate allein der IRA zuschreibt, die sich zu den Vorfällen bekannt hat. Traynor bringt mit dem Gangster-Boss Gerry „Der Mönch“ Hutch (Alan Devine) aber noch einen anderen mutmaßlich Verantwortlichen ins Spiel. Doch so leicht lässt sich Veronica Guerin nicht hinters Licht führen. Der ihr wohlgesonnene Cop Chris Mulligan (Don Wycherley) lässt die Journalistin in Polizeiberichten stöbern, und bei der Durchsicht von Steuerunterlagen kommt sie John Gilligan auf die Spur, dessen Vermögen sich anhand der Finanzberichte nicht erklären lässt. Traynor versucht zwar, Veronica von Gilligan fernzuhalten, doch als sein Boss erfährt, dass die Journalistin seine Witterung aufgenommen hat, setzt er einen Attentäter auf sie an. Der schießt ihr zwar zunächst nur ins Bein, aber die Warnung ist zumindest bei Veronicas Familie und der Polizei angekommen, die die Schreiberin unter ständigen Polizeischutz stellt. Doch Veronica Guerin lässt sich nicht beirren, schlägt alle Warnungen in den Wind und sucht Gilligan sogar persönlich auf, der sie brutal zusammenschlägt. Damit bekommt Veronica Guerin eine Popularität, die Gilligan überhaupt nicht in den Kram passt… 

Kritik: 

Seit „Top Gun“ ist Produzent Jerry Bruckheimer vor allem für betäubend laute Action-Blockbuster wie „The Rock: Fels der Entscheidung“, „Con Air“, „Armageddon“ und „Pearl Harbor“ bekannt. Nachdem Joel Schumacher für Bruckheimer die eher mäßige Action-Komödie „Bad Company – Die Welt ist in guten Händen“ (2002) inszeniert hatte, kamen die beiden Filmemacher nur ein Jahr später bei einem Projekt zusammen, das sowohl für den Produzenten als auch den Regisseur ungewöhnlich anmutete, ein Portrait über die irische Journalistin Veronica Guerin (1958-1996), die durch ihre Arbeit nicht nur dafür gesorgt hat, dass die für ihren Tod verantwortlichen Gangster vor Gericht gestellt wurden und jahrzehntelange Haftstrafen absitzen mussten, sondern dass auch in einer Sondersitzung des Parlaments die irische Verfassung dahingehend geändert wurde, dass dubiose Vermögenswerte von verdächtigen Personen von nun an dauerhaft beschlagnahmt werden konnten. 
Schumacher inszenierte das Drama „Veronica Guerin“ ohne die visuellen Finessen seiner früheren Filme wie „Flatliners“, „Die Jury“ und „Falling Down“, sondern stellt zum Glück die herausragende Cate Blanchett („Der Herr der Ringe“, „Blue Jasmine“) und die von ihr dargestellte Titelheldin in den Vordergrund und besetzte den Film von der australischen Oscar-Preisträgerin abgesehen mit einem rein irischen Cast („Nicht auflegen!“-Star Colin Farrell ist in einer kleinen Nebenrolle zu sehen) und ließ auch Harry Gregson-Williams eine irisch-gefärbte Musik komponieren, die allerdings angenehm im Hintergrund bleibt. 
Das biografische Drama lebt vor allem von der Unerschrockenheit, mit der sich Veronica Guerin trotz brutaler Warnungen nicht von ihrem Vorhaben abbringen lässt, den Drogenbossen das Geschäft zu zerstören, was ihr am Ende letztlich gelungen ist. Im Abspann verweist der Film aber auch auf die Tatsache, dass Veronica Guerin nicht die einzige Journalistin ist, die wegen ihrer Arbeit getötet worden ist. So stellt „Die Journalistin“ nicht nur ein eindrucksvolles Biopic und einen packenden Polit-Thriller dar, sondern verteidigt auch die Pressefreiheit.  

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