Flatliners

Joel Schumacher hat bereits mit „St. Elmo’s Fire“ (1985) und „The Lost Boys“ (1987) eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er aufstrebende Schauspieltalente zu führen und Filme für ein junges Publikum packend und unterhaltsam zu inszenieren versteht. Mit „Flatliners“ gelang ihm 1990 gleich der nächste große Coup. An der Seite von „The Lost Boys“-Star Kiefer Sutherland geben sich in diesem Mystery-Thriller ebenso angesagte Jung-Stars wie Julia Roberts, Oliver Platt, Kevin Bacon und William Baldwin die Ehre. 

Inhalt: 

Der angehende Arzt Nelson Wright (Kiefer Sutherland) will sich mithilfe seiner befreundeten Kollegen, David Labraccio (Kevin Bacon), Joe Hurley (William Baldwin), Randy Steckle (Oliver Platt) und Rachel Mannus (Julia Roberts) für eine Minute in den Zustand des klinischen Todes versetzen lassen, um Erkenntnisse über die Schwelle des Todes zu gewinnen. Zunächst halten seine Kommilitonen ihn bzw. sein Vorhaben geschlossen für verrückt, doch am Ende sind sie ebenso wie Nelson von dem Ausgang des Experiments fasziniert und sagen ihm seine Unterstützung zu. Als Nelsons Körper auf 30° runtergekühlt und sein Herz durch einen Defibrator zum Stillstand gebracht wurde, erlebt Nelson eine Szene aus seiner Kindheit nach, die ihn zunächst nicht weiter verstört. Als er erfolgreich ins Leben zurückgeholt worden ist, wird er allerdings von Billy Mahoney (Joshua Rudoy) heimgesucht und fürchterlich zugerichtet, doch Nelson verschweigt seinen Gefährten, was es mit diesen Erlebnissen auf sich hat. Währenddessen streiten sich die anderen darum, wer der Nächste ist, der die Schwelle zum Tod überschreiten darf. 
Wie sich herausstellt, leiden auch die anderen unter Erlebnissen, die auf ihrem Gewissen lasten. So hat David in der Schule ein schwarzes Mädchen namens Winnie Hicks gehänselt und wird nun in der U-Bahn von ihr auf wüsteste Weise angepöbelt. Der frisch mit Anne Coldren (Hope Davis) verlobte Joe wird von all den Frauen verfolgt, die er ohne ihr Wissen mit seiner Kamera beim Sex gefilmt hat, und Rachel fühlt sich schuldig für den Selbstmord ihres drogenabhängigen Vaters. Nelson will sich erneut in den Nahtod versetzen, um für seine Sünden zu bezahlen, denn da Nelson sich für Billys Tod verantwortlich fühlt, kann er sich nicht mehr persönlich bei ihm entschuldigen… 

Kritik: 

Nachdem Schumacher mit „St. Elmo’s Fire“ überzeugend die Probleme von frischen Universitätsabsolventen beim Übergang in ein eigenverantwortliches Leben thematisierte und mit „The Lost Boys“ eine unterhaltsame Mischung aus Coming-of-Age-Drama und Vampir-Horror präsentierte, bewegt er sich mit „Flatliners“ auf einer metaphysischen Ebene, die sich auf visuell berauschende und durchweg spannende Weise mit Nahtoderfahrungen und dem Umgang mit Schuld und Sühne auseinandersetzt. Wie schon in „The Lost Boys“ verkörpert wieder Kiefer Sutherland mit starkem Charisma die treibende Kraft in der Geschichte, will er doch als Wissenschaftler ein Geheimnis lösen, an dem sowohl die Religion als die Philosophie gescheitert sind. 
Aus dem zutiefst in uns verwurzelten Drang, Näheres über unseren Zustand nach dem körperlichen Tod zu erfahren, entwickelt Schumacher nach dem Drehbuch von Peter Filardi („Der Hexenclub“) einen faszinierenden Thriller mit übernatürlichen Elementen, die mit der Idee jonglieren, dass wir im Tod für unsere im Leben begangenen Sünden büßen müssen. Die straffe Inszenierung von Joel Schumacher und die ästhetisierten Bilder von Jan de Bont („Basic Instinct“, „Black Rain“) ebenso wie der großartige, von sakralen Chören und Rock-Elementen unterstützten Score von James Newton Howard immer wieder für Gänsehautstimmung. Aber auch mit der Auswahl des Ensembles kann „Flatliners“ voll punkten. 
Für Julia Roberts war 1990 ohnehin ein gutes Jahr, verzauberte sie im gleichen Jahr auch als „Pretty Woman“ Richard Gere und das Kinopublikum. Sie versprüht als einzige Frau unter den angehenden Ärzten überzeugend die einfühlsame Rachel, deren Geschichte über den Selbstmord ihres Vaters zwar etwas rührselig ausgefallen ist, ihrer Figur aber die warmherzige Note verleiht, die sich in den leuchtenden Farben des Films wiederfindet. Dazu runden Kevin Bacon („Footloose“, „Hollow Man“) als überzeugter Atheist, Oliver Platt („Der 200 Jahre Mann“, „2012 – Das Ende der Welt“) als Chronist der Nahtodexperimente und William Baldwin („Backdraft“, „Sliver“) als Herzensbrecher das Nachwuchs-Ärzte-Ensemble perfekt ab.  

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