Seitensprünge

Mit „St. Elmo’s Fire – Die Leidenschaft brennt tief“ (1985) und „The Lost Boys“ (1987) hat Joel Schumacher den Nerv des jugendlichen Publikums getroffen. Mit angesagten Jungstars, coolen Soundtracks und schickem Look wurden souverän inhaltliche Schwächen übertüncht und ließen die beiden Werke in Würde altern. Was Schumacher allerdings bewogen haben mag, sich an einem Remake französischen Komödie „Cousin, Cousine“ von Jean Charles Tacchella aus dem Jahr 1975 zu versuchen, bleibt ein Rätsel, denn die Liebeskomödie lässt nahezu alles vermissen, was die vorigen Werke des Filmemachers ausgemacht haben. 

Inhalt: 

Auf der Hochzeit seines Onkels Phil (George Coe) lernt der Tanzlehrer Larry Kozinski (Ted Danson) die Sekretärin Maria Hardy (Isabella Rossellini) kennen, deren Mutter Edie (Norma Aleandro) Larrys Vater ehelicht, so dass Larry und Maria Cousins werden. Noch während der Hochzeit beginnen Larrys Frau Tish (Sean Young) und Marias Mann Tom (William Petersen) eine Affäre, als der BMW-Verkäufer Tish zu einer Testfahrt einlädt, woraus sich allerdings schnell mehr entwickelt. Da sie erst nach der Hochzeit zurückkehren, ahnen Larry und Maria bereits, was Sache ist. 
In der Mittagspause besucht Maria Larry und will mit ihm über ihre untreuen Ehepartner reden, worauf sie planen, zumindest so zu tun, als hätten sie ebenfalls eine Affäre. Doch aus dem anfänglichen Spiel wird allmählich ernst. Die erzkonservative Katholikin Maria will sich auf keine Affäre einlassen, hat sich aber schon längst in Larry verliebt. Sie fahren gemeinsam mit dem Boot aufs Meer und gehen miteinander schwimmen, schließlich verbringen sie doch eine Nacht miteinander. Als Phil auf einem Familienfest stirbt, kommt auch Larrys Vater Vince (Lloyd Bridges) zur Beerdigung und wirbt wenig später erfolgreich um Edie. Doch Maria und Larry wird bewusst, dass ihr Traum von einem gemeinsamen Leben nicht in Erfüllung gehen kann… 

Kritik: 

Mit „Seitensprünge“ hat Joel Schumacher eine leichte Liebeskomödie inszeniert, die allerdings weder Fisch noch Fleisch ist, denn die Geschichte der ineinander verliebten Cousins, die sich nach dem Beispiel ihrer untreuen Ehepartner ineinander verlieben, plätschert recht uninspiriert dahin. Dabei ist vor allem die Affäre zwischen Tom und Tish sehr oberflächlich ausgefallen. BMW-Verkäufer Tom präsentiert sich als Playboy, der angesichts seiner neuen Errungenschaft alle anderen Affären beendet. Und Sean Young („Blade Runner“, „No Way Out“) sieht zwar wie immer gut aus, wirkt sonst aber eher nervig. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ohnehin die Liaison zwischen Larry und Maria. Sie sind nicht nur die mit Abstand sympathischeren Figuren, sondern verfügen auch noch über ein Gewissen, das sie von einer festeren Beziehung abhält. 
Bis zu dieser Erkenntnis verbringen sie allerdings ein paar sehr schöne, unbeschwerte Stunden, die ihnen aufzeigen, was aus ihrer Beziehung unter anderen Umständen hätte werden können. Doch vielleicht ist es auch nur der Reiz des Neuen, der sich im Alltag schnell verflüchtigen würde. Ted Danson („Dad“, „Heißblütig – Kaltblütig“) überzeugt als charmanter, angenehm unaufdringlicher und humorvoller Tanzlehrer, während Isabella Rossellini („Blue Velvet“, „Fearless“) mit ihrem strahlenden Lächeln definitiv das Herzstück des Films bildet. 
Humorvolle Elemente bringen auch Larrys pubertierender Sohn und Nachwuchsfilmemacher und Larrys Vater in die Story, doch unterstreichen sie nur den leichtfüßigen Charakter der Liebeskomödie, in der die Figuren keine nennenswerte Entwicklung durchmachen und die Figurenzeichnung allzu sehr an der Oberfläche bleibt. 
Immerhin haben die Darsteller sichtlich Spaß an dem bunten Liebesreigen, und Angelo Badalamentis romantisch schwelgender Score rundet „Cousins“ auch passend ab, doch mit dem Abspann ist die Geschichte auch schon wieder vergessen, so belanglos und ohne Höhepunkte wird sie erzählt. 

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