Entscheidung aus Liebe

Die 1990er ließen sich gut an für die junge Julia Roberts, die mit der Komödie „Pizza Pizza – Ein Stück vom Himmel“ und dem starbesetzten Drama „Magnolien aus Stahl“ ihre Karriere begann und dann in kurzer Folge mit der Romanze „Pretty Woman“ und den Thriller-Dramen „Flatliners“ und „Der Feind in meinem Bett“ durchstarten konnte. Das 1991 entstandene Drama „Entscheidung aus Liebe“ fällt dagegen stark ab, was allerdings weniger der Schauspielerin als dem schwachen Drehbuch und Joel Schumachers ideenloser Inszenierung anzukreiden ist. 

Inhalt: 

Als Hilary O’Neil (Julia Roberts) ihren Freund in flagranti mit einer anderen Frau im Bett erwischt, zieht sie umgehend aus und versucht einen Neustart. Bei der Stellensuche stößt sie auf eine Anzeige, die sie in eine feudale Villa im Reichenviertel San Franciscos führt. Dort soll sie für den an Leukämie erkrankten Victor (Campbell Scott) die private Krankenschwester spielen, was ihr trotz fehlender Berufserfahrung gut gelingt. Victors Vater Richard Geddes (David Selby) ist zunächst wenig angetan von der Wahl seines Sohnes, hätte er doch lieber eine examinierte Krankenschwester von einer bewährten Agentur eingestellt. Über das Arbeitsverhältnis hinaus finden sich Hilary und Victor aber schnell sympathisch. 
Victor, der seit fünf Jahren an seiner Doktorarbeit über den Impressionismus schreibt, bringt der lebensfrohen Hilary etwas über Kunst bei und führt sie in das angesagteste Restaurant der Stadt aus, während Hilary den jungen Mann mit in einen Tanzclub nimmt. Um dem Alltag und den darin eingebundenen Chemo-Therapien zu entfliehen, mietet Viktor ein Traumhaus an der kalifornischen Küste und erzählt Hilary, dass er geheilt sei und keine Chemos mehr bräuchte. 
Während der unbeschwerten Zeit am Meer verlieben sich Hilary und Victor ineinander, doch dann geht es Victor auf einmal wieder schlechter… 

Kritik: 

1989 hat sich Joel Schumacher mit „Seitensprünge“ bereits erfolglos an dem Remake der französischen Komödie „Cousin, Cousine“ (1975) von Jean Charles Tacchella versucht, doch klug ist er aus dem Fiasko nicht geworden, denn schon zwei Jahre später legte er mit der Adaption von Marti Leimbachs Roman „Dying Young“ die nächste unausgereifte Romanze vor. Dabei vertraut er wie zuvor bei „Flatliners – Heute ist ein schöner Tag zum Sterben“ (1990) sowohl seiner Hauptdarstellerin Julia Roberts als auch dem Komponisten James Newton Howard, doch beide versierte Talente können nicht verhindern, dass „Entscheidung aus Liebe“ – so der deutsche Verleihtitel – ähnlich Schiffbruch erleidet wie „Seitensprünge“
Immerhin bietet Schumachers zweiter Versuch in diesem Genre eine Ausgangssituation, aus der sich theoretisch etwas entwickeln könnte, aber das adaptierte Drehbuch von Richard Friedenberg („Aus der Mitte entspringt ein Fluss“, „Die Indianersommer – Abenteuer des Indianerjungen Little Tree“) und Regie folgen bei der Begegnung eines krebskranken Mannes und einer lebenslustigen schönen Frau nur den Konventionen und hegen kein Interesse, die besonderen Herausforderung der Beziehung psychologisch tiefergehend zu beschreiben. 
Schumacher legt wie schon bei „Flatliners“ Wert auf einen schicken Look. Dazu bietet ihm sowohl die herrschaftliche Geddes-Villa als auch das hübsche Häuschen an der kalifornischen Küste ideale Kulissen, um eine Romanze auch unter ungewöhnlichen Voraussetzungen erblühen zu lassen. 
Julia Roberts nimmt hier die charmante Rolle von Isabella Rossellini in „Seitensprünge“ ein, doch wirkt die zur Schau gestellte Lebenslust ihrer Figur gelegentlich arg aufgesetzt. Dagegen vermag Campbell Scott („Singles – Gemeinsam Einsam“, „Big Night – Nacht der Genüsse“) als leukämiekranker Millionärssohn kaum die Sympathien des Publikums zu gewinnen. Die Romanze fokussiert sich so sehr auf das Paar, dass selbst interessante Themen wie Victors Beziehung zu seinem Vater oder Victors Rivalität mit dem Fischer Gordon (Vincent D’Onofrio) nur angerissen werden, dabei hätte der Film hier noch Punkte machen können. 
So bleibt „Entscheidung aus Liebe“ eine bemüht gespielte, schick fotografierte und mit einem poppigen Score untermalte Romanze, die viel zu sehr an der Oberfläche bleibt, um wirklich fesseln zu können. 

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