Ein perfekter Mord
Alfred Hitchcock gilt seit jeher als „Meister der Spannung“ und inspirierte in der Folge unzählige Filmemacher wie Brian De Palma und Roman Polanski. Natürlich wurde auch eine Vielzahl seiner Werke neu verfilmt, doch sind die Remakes fast ausnahmslos in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. 1998 ist in dieser Hinsicht ein bemerkenswertes Jahr, als gleich zwei Hitchcock-Remakes in den Kinos angelaufen sind. Während Gus Van Sant sich bei „Psycho“ nahezu sklavisch an das Original hielt, setzte „Auf der Flucht“-Regisseur Andrew Davis bei „Ein perfekter Mord“, einer Neuverfilmung von Hitchcocks Klassiker „Bei Anruf Mord“ (1954), vor allem auf einen schicken Look und die charismatische Präsenz von Michael Douglas.
Als der vor dem Bankrott stehende Finanzspekulant Steven Taylor (Michael Douglas) dahinter kommt, dass seine Frau, die Millionenerbin Emily Bradford (Gwyneth Paltrow), mit dem aus verarmten Verhältnissen stammenden Maler David Shaw (Viggo Mortensen) betrügt, plant er den perfekten Mord. Dabei spielt ihm Shaws kriminelle Vergangenheit in die Hände, der bereits früher reiche Frauen ausgenommen hat und wegen Betrugs bereits zwei Haftstrafen absitzen musste.
Während Emily kurz davor ist, ihren Mann zu verlassen, beauftragt Steven den Liebhaber seiner Frau damit, Emily zuhause zu töten. Dafür bietet er dem Betrüger 100.000 Dollar sofort und noch einmal 400.000 Dollar nach dem verübten Mord sowie das Stillschweigen über die letzte Straftat, die David seinen dritten und sicherlich längsten Gefängnisaufenthalt bescheren würde. Minutiös setzt Steven dem Ehebrecher seinen Plan auseinander, führt ihn im Haus herum, zeigt ihm, wo er Emilys Schlüssel verstecken wird, so dass David unbemerkt in die Wohnung eindringen kann, während Steven selbst für sein Alibi sorgt, indem er an einem Pokerspiel teilnimmt.
Doch die Ausübung geht schief. Zwar wird Emily wie geplant überfallen, doch kann sie den Eindringling überwältigen. Als Detective Mohamed Karaman (David Suchet) die Ermittlungen übernimmt, ist für alle Beteiligten die Überraschung groß, als die Identität des Einbrechers gelüftet wird…
Kritik:
Nach dem Theaterstück „Bei Anruf - Mord. Ein Kriminalstück in drei Akten“ von Frederick Knott, das Alfred Hitchcock in seiner Verfilmung ebenfalls wie ein Bühnenstück fast ausschließlich in einem Zimmer spielen ließ, entwickelte Patrick Smith Kelly („Sag‘ kein Wort“) ein Drehbuch, das die Story in die New Yorker High Society verlegte und entsprechend weiträumig die Szenerie um prunkvolle Schauplätze erweiterte. Das beginnt bei der weitläufigen Luxus-Wohnung der Taylors und geht über Shaws in einem versteckt gelegenen Industriekomplex gelegenen Atelier bis zu schicken Galerien und Restaurants.
Es wird schnell deutlich, dass die fehlende Originalität der Story über die Schauwerte wettgemacht werden soll. Michael Douglas („Eine verhängnisvolle Affäre“, „Enthüllung“) ist auch die perfekte Besetzung für den finanziell vor dem Abgrund stehenden Finanzmakler, dessen illegale Aktivitäten bereits im Visier der Ermittler sind und der den Mord an seiner schwerreichen Frau minutiös geplant hat. Das wirkt schon stellenweise arg überkonstruiert und mindert die Glaubwürdigkeit, doch der handwerklich routinierte Andrew Davis bleibt stets dicht genug bei seinen drei Protagonisten, um das Interesse des Publikums wachzuhalten. Dabei ist es allerdings allein Douglas, der mit seiner intensiven Präsenz überzeugt.
Sowohl Gwyneth Paltrow („Besessen“, „Emma“) als auch Viggo Mortensen („A History of Violence“, „Eastern Promises - Tödliche Versprechen“) bleiben als geheimes Liebespaar recht blass, die Sexszenen entbehren jeglicher Sinnlichkeit. So ist es allein Douglas‘ Performance, Dariusz Wolskis („Neues aus der Welt“, „Prometheus – Dunkle Zeichen“) eleganten Bildern und James Newton Howards atmosphärisch dichten Score zu verdanken, dass „Ein perfekter Mord“ als Remake halbwegs zu unterhalten versteht.
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