Number 23

Bis in die späten 1990er Jahre hinein war Jim Carrey stets als Grimassen schneidende Ulknudel in Kassenschlagern wie „Ace Ventura – Ein tierischer Detektiv“, „Die Maske“ und „Dumm und dümmer“ zu sehen, schließlich auch als Riddler in Joel Schumachers „Batman Forever“. Dass Carrey aber auch ein begnadeter Charakterdarsteller ist, bewies er 1998 in Peter Weirs „Die Truman Show“. Zwar blieb Carrey anschließend weiterhin dem Komödienfach treu, suchte sich aber immer wieder mal auch ernsthafte Rollen aus, so wie in „Number 23“ (2007), dem letzten sehenswerten Film von Joel Schumacher, bevor dieser vollends in der Bedeutungslosigkeit verschwand. 

Inhalt: 

Weil ihn ein angriffslustiger Hund in den Arm beißt, kommt der Hundefänger Walter Sparrow (Jim Carrey) ausgerechnet an seinem 32. Geburtstag zu spät zu seiner Verabredung mit seiner Frau Agatha (Virginia Madsen), die sich die Zeit damit vertreibt, in einer antiquarischen Buchhandlung zu stöbern. Dort stößt sie auf einen bereits recht zerfledderten Roman namens „The Number 23“ von Topsy Kretts, den sie ihrem wenig später eintrudelnden Mann schenkt. Walter braucht nicht viel Zeit, um sich zuhause sofort in die Handlung des Romans zu vertiefen, entdeckt er schnell Parallelen zwischen der Romanfigur Fingerling (Jim Carrey) und seinem eigenen Leben. 

In dem Roman lernt der hartgesottene Detektiv eine junge Frau, Suicide Blonde (Lynn Collins), kennen, die von der Zahl 23 besessen ist und schließlich in den Tod springt. Auch Walter ist zunehmend von der Zahl 23 fasziniert. So entdeckt er neben der einfachen Tatsache, dass er am 3.2. Geburtstag hat, dass die Quersumme seiner Sozialversicherungsnummer ebenfalls 23 ergibt. Noch bevor Walter den Roman zu Ende gelesen hat, sucht er nach dem Romanautor und erfährt, dass Topsy Kretts (lautsprachlich „Top Secret“) nur ein einziges Buch im Selbstverlag veröffentlichte. Weitere Recherchen ergeben, dass Walter der tatsächliche Autor des Buches ist und der angebliche Mörder einer Studentin namens Laura Tollins (Rhona Mitra), die seit ihrem 23. Geburtstag spurlos verschwunden ist. Walter Sparrow vermutet daraufhin, dass der Autor in diesem Buch ein Geständnis über seine Tat abgelegt hat. Während Agatha ihren Mann allmählich für verrückt hält, glaubt ihm sein Sohn Robin (Logan Lerman) die fantastische Geschichte… 

Kritik: 

Wie Dr. Miles Phoenix (Danny Huston), ein gemeinsamer Freund der Sparrows, und Dozent an der örtlichen Universität, dem bereits völlig von der Zahl 23 besessenen Walter erklärt, hat die „23“ Philosophen und Okkultisten seit jeher fasziniert und ist Ursprung für vielerlei Verschwörungstheorien und Paranoia. So wird die Primzahl und ihre dezimale Quersumme 5 werden in Robert Anton Wilsons und Robert Sheas berühmter Romantrilogie „Illuminatus“ als Zahlen des Unglücks, der Zerstörung sowie nicht zuletzt der Illuminaten bezeichnet. Die Anregung zu dieser Mystifikation bekamen die Autoren durch die Kurzgeschichte „23 Skidoo“ von William S. Burroughs, und so wurde die 23 in der Folgezeit zu einer der mystischen Zahlen der Popkultur und in verschiedenen (Film-)Produktionen aufgegriffen, beispielsweise von Hans-Christian Schmidt in seinem Thriller „23“. 

In „Number 23“ spielen Drehbuchautor Fernley Phillips und Regisseur Joel Schumacher geschickt mit all den möglichen Kombinationen von Zahlen, die als Summe, Quersumme oder rückwärts gelesen 23 ergeben. Dabei wird die Romanstory geschickt parallel zu Walters wachsender Besessenheit von der Zahl montiert, visuell ansprechend von Matthew Libatique („Requiem For A Dream“, „Iron Man“) fotografiert und von einem elektronisch groovenden Score von Harry Gregson-Williams untermalt, so dass man sich fast wie in einem Tony-Scott-Film wiederzufinden scheint. Schumacher hält die Spannung geschickt bis zum Finale aufrecht, indem die Zusammenhänge zwischen Walter und Fingerling erst allmählich aufgeschlüsselt werden und die Spirale aus Sex, Gewalt und Mord verdichtet wird. 

Zwar schwächelt „Number 23“ zum Ende hin, wenn die Auflösung des Mordes an Laura Tollins wieder konventionellen Hollywood-Mustern folgt, doch bis dahin unterhält der Thriller mit einem guten Cast, coolem Look und stilsicherer Inszenierung. 

"Number 23" in der IMDb