City of Lies

Was waren das noch für Zeiten, in denen man Johnny Depp in den 1990er Jahren in Filmen wie John Waters‘ „Cry-Baby“, Tim Burtons „Edward mit den Scherenhänden“ und „Ed Wood“, in Emir Kusturicas „Arizona Dream“, Lasse Hallströms „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“ und Jim Jarmuschs „Dead Man“ erleben und feiern durfte. Nachdem die 2000er Jahre vor allem durch die Blockbuster-Reihe „Fluch der Karibik“ geprägt war, hatte Depp anschließend kein glückliches Händchen bei der Rollenauswahl und drohte zusammen mit Rohrkrepierern wie „Lone Ranger“, „Transcendence“, „Into the Woods“ und „Mortdecai“ selbst unterzugehen, wozu der skandalträchtige Prozess zwischen Depp und seiner Ex-Frau Amber Heard wegen Verleumdung im Jahr 2022 seinen Teil beitrug. Doch mit dem True-Crime-Thriller „City of Lies“, der eigentlich schon 2018 in die Kinos kommen sollte, um erst drei Jahre später seine Premiere im Heimkino zu feiern, meldete sich Depp zwischenzeitlich durchaus eindrucksvoll zurück. 

Inhalt: 

Als der verdeckte Ermittler Frank Lyga (Shea Whigham) auf offener Straße einen Schwarzen erschießt, der sich bei der Untersuchung am Tatort ebenfalls als undercover agierender Cop erweist, wird LAPD-Detective Russell Poole (Johnny Depp) mit den Ermittlungen beauftragt. Dabei scheint es Verbindungen zu den Morden an den beiden Rap-Stars Tupac Shakur und Christopher Wallace alias Biggie Smalls alias The Notorious B.I.G. zu geben, die Anfang der 1990er Jahre die milliardenschwere US-Musikindustrie erschütterten. 
Sie waren die prominentesten Opfer im Konflikt zwischen Westcoast- und des Eastcoast-Hip-Hop, zwischen den Labels Death Row und Bad Boy Entertainment. Poole geht dem Vorwurf nach, dass die East-Coast-Ikone The Notorious B.I.G. als Rache für den Tod des West-Coast-Musikers Tupac sein Leben lassen musste und Tupacs Produzent Suge Knight darin involviert gewesen sei, doch werden ihm gerade von seinem Vorgesetzten Lieutenant O’Shea (Dayton Callie) immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen. Zwei Wochen vor seiner Pensionierung nimmt Poole seinen Abschied aus dem Polizeidienst und geht privat weiter Spuren nach, ohne zu neuen Erkenntnissen zu kommen. 
Nach 18 Jahren klopft der Investigativ-Reporter Darius Jackson (Forest Whitaker) an seine Tür und will mit Poole weiter auf Spurensuche gehen, doch auch diesmal sorgen hohe LAPD-Beamte dafür, dass sie nicht viel weiterkommen… 

Kritik: 

Brad Furmans („The Lincoln Lawyer“, „The Infiltrator“) hat mit „City of Lies“ einen Tatsachenroman von Randall Sullivan verfilmt und dabei mit unterschiedlichen Zeitebenen gearbeitet, wobei die Ereignisse aus den 1990er Jahren in gelbstichigen Tönen abgebildet werden, während das aktuelle Geschehen eher in blauen Tönen festgehalten wird. Die Ermittlungen stehen dabei noch ganz im Bann der Spannungen, die durch den Fall des Afroamerikaners Rodney King hervorgerufen wurden, den 1991 in Los Angeles vier Cops zusammengeschlagen hatten, die aber beim anschließenden Prozess den Gerichtssaal als freie Männer verlassen durften. 
Johnny Depp und Forest Whitaker harmonieren großartig als Ermittler-Duo, das sich ganz der Wahrheit verpflichtet fühlt und dabei von den jeweiligen Vorgesetzten zunehmend in Bedrängnis geraten, da das Geflecht aus Korruption weit um sich greift. 
Zwar verfolgt der Film vor allem die These, dass etliche Cops vom LAPD in den Konflikt zwischen den Rapper-Gangs involviert gewesen seien, doch bis zum Ende bleibt ungeklärt, wer wirklich für die Morde an Tupac und The Notorious B.I.G. verantwortlich gewesen ist. In dem zunehmend komplexer werdenden Puzzle werden immer wieder Szenen wiederholt und in einen neuen Kontext gestellt, doch büßt der Film dadurch auch dramaturgische Kraft ein. 
Am Ende sind es vor allem die beiden stark aufspielenden Hauptdarsteller, die „City of Lies“ sehenswert machen. Unterstützt von einer feinen Riege an Nebendarstellern halten sie in dem Neo-Noir-Drama bis zum bitteren Ende das Banner im Kampf für die Wahrheit hoch.  

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