Der Erbe

Drehbuchautor und Regisseur Philippe Labro hat sich bereits mit seinen ersten beiden Filmen „Teut peut arriver“ (1969) und „Ohne besonderes Tatmotiv“ (1971) aufs Thriller-Genre festgelegt, so dass auch seine erste Zusammenarbeit mit Jean-Paul Belmondo – 1976 sollte noch „Der Greifer“ folgen – vor allem als Spannungsfilm angelegt ist, Belmondo allerdings in der ungewohnten Rolle als Industriemagnat präsentiert, der den Tod seines Vaters aufzuklären versucht. 

Inhalt: 

Barthélemy „Bart“ Cordell (Jean-Paul Belmondo) wurde einst von seinem Vater in die USA verbannt, wo er sich um die dortigen Geschäftszweige seines Presse- und Stahlimperiums kümmern sollte, zumal er sich nicht mit der Wahl der Ehefrau seines Sohnes, Giovanella Cordell (Anna Orso), nicht arrangieren wollte. Nachdem sein Vater allerdings bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, kehrt Bart Cordell nach Paris zurück, wo er vom Nuntius André Berthier (Jean Rochefort) in die Geschäftsangelegenheiten von Cordell SA eingeführt wird, aber weiterhin die Dienste seines besten Freundes David Loweinstein (Charles Denner) in Anspruch nimmt. Dass die Übernahme der Geschäfte seines Vaters kein Zuckerschlecken wird, hat Bart bereits bei seiner Ankunft am Pariser Flughafen erfahren müssen, als er mit der Tatsache konfrontiert wird, dass sein kurzes Stelldichein mit dem amerikanischen Callgirl Lauren (Maureen Kerwin) während des Fluges zur Folge hatte, dass ihm ein Koffer mit Drogen untergeschoben wurde. Der Erbe engagiert einen Privatdetektiv Brayen (Maurice Garrel) mit dem Auftrag, die genauen Todesumstände seines Vaters zu untersuchen. Derweil versucht er, frischen Wind sowohl in den Blätterwald mit dem Flaggschiff „Globe“ als auch den Cordell-Stahlwerken zu bringen. Der charismatische Playboy und Unternehmer vergnügt sich sowohl mit Lauren als auch der „Globe“-Chefredakteurin Liza de Rocquencourt (Carla Gravina) und kommt bei seinen Recherchen dem italienischen Unternehmer Luigi Galazzi (Fosco Giachetti) auf die Spur, dem keine Mittel zu schade sind, sich das Cordell-Imperium unter den Nagel zu reißen… 

Kritik: 

Labro, der zusammen mit Jacques Lanzmann („Dunkle Haut und helle Nächte“, „Die Tabus der Welt“) auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, hat mit „Der Erbe“ einen Wirtschaftsthriller mit charismatischen Figuren inszeniert. Jean-Paul Belmondo glänzt als ausgemachter Playboy, der zwar mit dem goldenen Löffel im Mund auf die Welt gekommen ist, aber gelernt hat, mit harten Bandagen in der Geschäftswelt zu kämpfen. Auch wenn er sich von seinem Vater komplett entfremdete, legt er viel Wert darauf, die Umstände seines Todes zu ergründen. Schließlich erhofft er sich dadurch Erkenntnisse, mit welchen Konkurrenten er es in der Alten Welt zu tun hat. 
Obwohl er als fürsorglicher Familienvater erscheint, gehen ihm die Affären mit einem undurchsichtigen Callgirl und einer attraktiven Journalistin locker von der Hand. Dass Labro diesem Aspekt so viel Raum einräumt, schadet allerdings dem weitaus interessanteren Handlungsstrang rund um die Konflikte, die sich um die Geschäfte des Cordell-Imperiums ranken, denn die teils mafiosen Machenschaften, mit denen die Konkurrenz den Erben auszuschalten versucht, sorgen für die spannendsten Momente in einem Thriller, der sich nicht so recht entscheiden mag, ob er Wirtschaftsthriller oder Erotik-Posse sein will. Belmondo fühlt sich allerdings sichtlich wohl in der ungewohnten Doppelrolle als Frauenverführer und knallharter Geschäftsmann.  

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