Der Körper meines Feindes

Henri Verneuil hat einige seiner bekanntesten und besten Filme mit Schauspiel-Legenden wie Jean Gabin („Der Präsident“), Alain Delon („Der Clan der Sizilianer“) und Yves Montand („I wie Ikarus“) verwirklicht, vor allem aber seit dem Drama „Ein Affe im Winter“ (1962) viel mit Jean-Paul Belmondo zusammengearbeitet. 1976 realisierten sie das Gesellschaftsdrama „Der Körper meines Feindes“, in dem Belmondo zwar wie gewohnt mit lockeren Sprüchen am Start ist, aber ungewohnt zurückhaltend agiert. 

Inhalt:

Nach sieben Jahren, die er wegen Doppelmords an einem Fußball-Star und seiner Geliebten hinter Gittern verbracht hat, kehrt der Arbeitersohn François Leclercq (Jean-Paul Belmondo) in seine Heimatstadt im Norden von Frankreich zurück. Dort hatte er einst Gilberte (Marie-France Pisier), Tochter des Textilunternehmers Liégard (Bernard Blier), verführt und sich so in die bessere Gesellschaft katapultiert. Er bekam einen guten Posten in Liégards Firma, verweigerte seinem Gönner allerdings die Unterstützung, Leclercqs Vater von einer Kandidatur für das Bürgermeisteramt abzubringen. Später betrieb Leclercq zusammen mit Raphaël Di Massa (François Perrot) den exklusiven Nachtclub „Number One“, der seinen Umsatz vor allem Drogen verdankte, die hinter Leclercqs Rücken verkauft wurden. 
Als er seinem Geschäftspartner darlegte, dass er mit dieser Art von Geschäften nichts zu tun haben wolle, wurde ihm der Mord an dem Fußballer Cojac und Leclercqs Angestellten Karine (Elisabeth Margoni) angehängt. Nach seiner Freilassung ist Leclercq vor allem daran interessiert, wer ihm die Morde angehängt haben könnte, und wird schnell im Umfeld von Liégard fündig. Geschickt spielt er die Beteiligten der Intrige gegeneinander aus… 

Kritik: 

Verneuil hat „Der Körper meines Feindes“ nach dem Roman „Le Corps de mon ennemi“ von Félicien Marceau realisiert und das Skript und die Dialoge von Michel Audiard („Lautlos wie die Nacht“, „Das Verhör“) auf Jean-Paul Belmondo zuschneiden lassen. Dabei steht weniger der von Belmondo verkörperte Arbeitersohn François Leclercq im Fokus der Geschichte als die Entlarvung der bigotten oberen Zehntausend. Was anfangs wie der Aufstieg und Fall eines charmanten Frauenschwarms wirkt, entpuppt sich mit laufender Spielzeit als fein gezeichnetes Sittenbild, in dem sich die herrschende Klasse skrupellos an der billig erkauften Diensten einfacher Arbeiter bereichert und mit Tücke und List über dem Gesetz zu stehen glaubt. 
Wie oberflächlich der schillernde Glanz in den glanzvollen Villen und Landhäusern ist und wie brutal auf der anderen Seite die eigenen Interessen gegen jeden Widerstand vertreten werden, zeigen schon das erste Dinner, zu dem Leclercq im Hause des Textilunternehmers eingeladen wird, und die von Liégards Schergen sabotierte Wahlkampfveranstaltung von Leclercqs Vater. 
In geschickt montierten Rückblenden arbeitet Verneuil den schnellen Aufstieg Leclercqs ebenso auf wie die Schlüsselmomente, die zu seinem Verrat und dem Prozess führten. Belmondo agiert einmal mehr überaus souverän, überzeugt eher durch listige Manöver denn durch körperliche Präsenz, auch wenn er es sich nicht nehmen lässt, dem einen oder anderen Schergen eins zu verpassen, u.a. auch dem amtierenden Bürgermeister, der sich als transsexueller Lustknabe auspeitschen lässt. 
In „Der Körper meines Feindes“ haben die Männer das Sagen, Frauen dienen den Patriarchen nur als Lustobjekte oder Köder für das Kreieren lukrativer (Geschäfts-)Beziehungen. Durch seine bedachte Inszenierung mag Verneuils Film für Belmondo-Fans eher langweilig wirken, doch durch seine bissige Gesellschaftskritik gewinnt „Der Körper meines Feindes“ an Intensität, die durch Francis Lais melancholischen Score noch unterstützt wird.  

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