Der Windhund
Ähnlich wie Philippe de Broca avancierte auch Georges Lautner zu den Filmemachern, mit denen Jean-Paul Belmondo häufig zusammenarbeitete. Ihren ersten gemeinsamen Film drehten sie 1979 mit der Krimi-Komödie „Der Windhund“.
Inhalt:
Stanislas Borowitz (Jean-Paul Belmondo) ist ein mehr als unkonventionell agierender Kommissar vom IGPN (Inspection Générale de la Police Nationale), der besonders effektive wie auch rasche Methoden anwendet, um korrupten Polizisten das Handwerk zu legen. Er wird nach Absprache mit Kommissar Grimaud (Michel Galabru) von Paris nach Nizza geschickt, um gegen die dortige Mafia anzukämpfen und um den Mord eines korrupten Kommissars zu untersuchen.
Dabei nimmt Borowitz die Identität eines Verbrechers namens Antonio Cerruti an und löst einen Krieg zwischen den beiden größten lokalen Bandenchefs Théodore Musard (Georges Géret) und Achille Volfoni (Claude Brosset) aus. Außerdem entlarvt Stanislas eine geheime Polizeiorganisation der Mafia in der Stadt. Parallel zu seinen Untersuchungen beginnt Borowitz eine Beziehung mit der reichen Romanautorin Edmonde Puget-Rostand (Marie Laforêt). Seine Ermittlungen werden jedoch durch das plötzliche Auftauchen seiner vierzehnjährigen, aus einem englischen Pensionat ausgerissenen Tochter Charlotte (Julie Jézéquel) empfindlich gestört.
Als die korrupten Polizeiinspektoren Rey (Tony Kendall) und Massard (Jean-François Balmer), welche beide für Volfini arbeiten, Borowitz‘ wahre Identität entdecken, wollen sie ihn um jeden Preis aus dem Weg räumen. Schließlich wird Charlotte von Musard und seinen Männern entführt. Nun gibt es für Borowitz kein Halten mehr…
Kritik:
Ende der 1970er Jahre war von Belmondo nichts Neues mehr zu erwarten. Nachdem er das Arthouse-Kino mit Hauptrollen in Godards „Außer Atem“ und „Elf Uhr nachts“, Jean-Pierre Melvilles „Eva und der Priester“ und „Der Teufel mit der weißen Weste“ und Truffauts „Das Geheimnis der falschen Braut“ bereichert hat und in Krimis wie Claude Sautets „Der Panther wird gehetzt“ und Jean Beckers „Sie nannten ihn Rocco“ glänzen durfte, machte er ab Mitte der 1960er Jahre zunehmend im Action- und Komödien-Genre von sich reden.
In Lautners „Der Windhund“ bekommen wie einen typischen Belmondo präsentiert, einen mit lockeren Sprüchen um sich werfenden Rüpel, dessen Hintergrund zunächst bewusst im Unklaren gelassen wird, wenn er mit seinem schicken weißen Oldtimer-Cabrio über die Terrasse direkt in das Wohnzimmer der Witwe des korrupten Kommissars fährt, dessen Ermordung Belmondos Figur, wie wir später erfahren, im Mafia-Milieu von Nizza aufklären soll.
Belmondos Kommissar scheint dabei mit allerlei Kompetenzen ausgestattet zu sein, denn bei seinen undurchsichtigen Verhörmethoden und Infiltrierungsversuchen des kriminellen Umfelds, in dem sein korrupter Kollege offensichtlich tätig gewesen ist, schreckt Borowitz nicht davor zurück, auf die skrupellosen Methoden der Mafia zurückzugreifen. Das klingt nicht von ungefähr nach amerikanischem Action-Kino à Clint Eastwood und Charles Bronson. Selbstjustiz erscheint hier als probates Mittel, um die Bösen auszuschalten und am Ende natürlich seine eigene Tochter aus der Gewalt ihrer Entführer zu befreien. Darüber kann auch der schnoddrige Ton in den Dialogen und die gelegentlich überzogene Spaß-Action nicht hinwegtäuschen. Später realisierten Lautner und Belmondo noch die Filme „Der Puppenspieler“ (1980), „Der Profi“ (1981) und „Fröhliche Ostern“ (1984).
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