...denn zum Küssen sind sie da

James Patterson zählt zu den erfolgreichsten und produktivsten Thriller-Autoren der Gegenwart und soll allein im Jahr 2010 mehr Bücher als Dan Brown, John Grisham und Stephen King zusammen verkauft haben. Dafür kommt er in Sachen Verfilmung seiner Romane nicht mal annähernd in die Liga, in der sich andere Bestseller-Autoren ein fettes Zubrot verdienen. Dabei fing es mit der Verfilmung seiner ersten beiden (der mittlerweile auf dreißig Titel angewachsenen) Romane um den Polizeipsychologen Alex Cross mehr als vielversprechend an, konnte für die Hauptrolle von „…denn zum Küssen sind sie da“ (1997) und den Nachfolger „Im Netz der Spinne“ (2001) doch „Sieben“-Hauptdarsteller Morgan Freeman gewonnen werden. 

Inhalt: 

Der für die Polizei von Washington, D.C., arbeitende forensische Psychologe Dr. Alex Cross (Morgan Freeman) hat gerade eine Frau davor bewahrt, nach einer schrecklichen Tragödie Selbstmord zu begehen, da erfährt er, dass seine Nichte Naomi seit vier Tagen vermisst wird. Also fährt er nach Durham, North Carolina, wo sie studiert, und sucht das zuständige Polizeirevier auf. Dort entdeckt er an der Wand Fotos von acht weiteren entführten jungen Frauen, bevor er die beiden ermittelnden Detectives Sikes (Alex McArthur) und Nick Ruskin (Cary Elwes) kennenlernt. 
Sie nehmen Cross mit zu einem Tatort im Wald, wo das dritte tot aufgefundene Opfer unter den acht Frauen aufgefunden wird, auf ungewöhnliche Weise an einem Baum gefesselt und mit einem Strang abgeschnittener Haare auf dem Boden. So erleichtert Cross zunächst ist, dass es sich bei der Toten nicht um seine Nichte handelt, zeigt er sich doch besorgt, dass es sich bei dem Täter um einen Sammler, also Serientäter handeln könnte. Tatsächlich wird bei der zweiten Leiche ein mit dem Pseudonym Casanova unterzeichneter Brief gefunden. Als die junge Ärztin Kate McTiernan (Ashley Judd) ebenfalls in die Hände Casanovas gerät, sich aber auf spektakuläre Weise aus ihrer Gefangenschaft befreien kann, allerdings mit einem schweren Schock von ihren Rettern ins Krankenhaus eingeliefert werden muss. Nach ihrer Genesung begleitet McTiernan Cross bei der Jagd auf Casanova, schließlich weiß sie als einzige Zeugin, wie der Mann aussieht, sich bewegt und spricht. Doch weder Cross noch McTiernan ahnen, dass der Casanova einen Komplizen hat, mit dem er in einem irrwitzigen Wettstreit liegt… 

Kritik: 

Nicht zuletzt durch die düsteren und verstörenden Blockbuster-Thriller „Das Schweigen der Lämmer“, „Sieben“ und „Copycat“ ist das Interesse sowohl bei Thriller-Autoren als auch in Hollywood an Serienkillern massiv gestiegen, nicht immer auf qualitativ hohem Niveau. Dass Regisseur Gary Fleder („Das Leben nach dem Tod in Denver“, „Impostor“) bei seiner Adaption von Pattersons zweitem Alex-Cross-Roman (der erste Roman „Along Came a Spider“ wurde erst nach „Kiss the Girls“ verfilmt) auf Morgan Freeman bauen darf, verleiht „…denn zum Küssen sind sie da“ eine beruhigende Klasse, verortet den Thriller aber auch gerade wegen Freemans ähnlich besonnen angelegte Figur sofort in die Nähe von „Sieben“
Qualitativ kann der Film aber Finchers Meisterwerk nicht das Wasser reichen. Das liegt vor allem an dem etwas holperig inszenierten Plot, der die einzelnen Ermittlungsschritte nicht besonders transparent macht, dadurch aber auch die Logiklücken besser zu vertuschen hofft. Die Perspektive des Täter-Duos wird nur unzureichend dargestellt, dessen Motivation erst recht. 
Am Ende überzeugen zwar Freeman und Ashley Judd („Doppelmord“, „High Crimes“) in ihren Rollen, und auch der Look ist ansprechend düster ausgefallen, doch die Wendung im Finale ist allzu vorhersehbar und wirkt wie ein billiger Taschenspielertrick. Dennoch ist „…denn zum Küssen sind sie da“ weit besser als der Genre-Durchschnitt und durfte nach dem starken Einspielergebnis vier Jahre später mit „Im Netz der Spinne“ (und Morgan Freeman) fortgesetzt werden. 

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