Musketier mit Hieb und Stich
Nach seinem hochgelobten Regiedebüt mit dem komödiantischen Liebesdrama „Leben im Schloss“ (1966) inszenierte Jean-Paul Rappeneau fünf Jahre darauf sein Zweitwerk „Musketier mit Hieb und Stich“ mit dem heimischen Star Jean-Paul Belmondo in der Hauptrolle, der sichtlich Spaß hatte, nach „Cartouche, der Bandit“ (1962) einmal mehr in einem Kostümabenteuer aufzudrehen.
Nach dem Mord an einem Aristokraten war Nicolas Philibert (Jean-Paul Belmondo) gezwungen, nach Amerika zu flüchten, wo er sich mit einer reichen Erbin verheiraten will, allerdings wird während der Zeremonie von einem seiner Nebenbuhler offenbart, dass Philibert bereits verheiratet sei. Also kehrt Philibert 1793 ins revolutionsgeschüttelte Frankreich zurück, um sich endlich von seiner Frau Charlotte (Marlène Jobert) scheiden zu lassen und den mitgeführten Weizen zu veräußern. Charlotte wiederum steht kurz vor der Hochzeit mit dem Marquis de Guérandes (Sami Frey) und ist deshalb alles andere als erfreut über die überraschte Rückkehr ihrer Jugendliebe.
Während die Revolutionäre den Weizen beschlagnahmen, um das hungernde Volk zu speisen, wird Philibert sogar für ein Spion gehalten, der zudem verhindert, dass die adlige Pauline (Laura Antonelli) sofort erschossen wird, nachdem sie einen Anschlag auf einen führenden Volksvertreter verübt hat.
Auf dem Land gerät Philibert in die Hände der Royalisten, die ihn auch für einen Spion halten und zu töten versuchen. Erst in einem schlossartigen Unterschlupf der Royalisten klärt die von ihm gerettete Pauline die Lage.
Charlotte und Philibert verbringen die Nacht miteinander, und auch der Marquis kommt nicht von dessen Schwester Pauline los, lieben sie sich doch heimlich. Nach einer Reihe von Verwechslungen entflammt ein royalistischer Prinz in Zuneigung zu Charlotte und entführt sie hinter die österreichischen Linien zu den Emigranten, worauf sich Philibert den Revolutionären anschließt und Charlotte zu befreien versucht…
Kritik:
Vor dem Hintergrund der Französischen Revolution entwirft Jean-Paul Rappeneau („Cyrano von Bergerac“) ein wildes Spektakel, das einmal mehr von Jean-Paul Belmondo vollen Körpereinsatz verlangt. Umrahmt von einer auf Philibert und Charlotte bezogenen Prophezeiung einer Zigeunerin, entwickelt sich ein wilder Ritt von Kontinent zu Kontinent, von der Alten zur Neuen Welt, von einer Frau zur nächsten. Rappeneau schafft es dabei, die Auseinandersetzung zwischen den Royalisten und Revolutionären sowie die Lebensbedingungen sowohl der einfachen Leute als auch der Aristokraten wie selbstverständlich in die von Verwechslungen und heimlichen Liebschaften geprägten Handlung einfließen zu lassen, wobei Belmondo als charmanter Hahn im Korb reihenweise die Herzen der Frauen entflammt, Nebenbuhler die Zornesröte ins Gesicht treibt und sich auch in körperbetonten Auseinandersetzungen behauptet. Das wirkt alles in allem etwas übertrieben und überladen, doch tut das dem Filmvergnügen kaum einen Abbruch, da Belmondo in der Schlüsselrolle stets die Zügel zusammenhält und die Richtung der Handlung vorgibt.
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