Der Bulle von Paris

Nachdem Sophie Marceau als Vierzehnjährige in der Teenager-Komödie „La Boum – Die Fete“ (1980) ein eindrucksvolles Schauspieldebüt hingelegt und vier Jahre später in der Belmondo-Komödie „Fröhliche Ostern“ erfolgreich als erotischer Blickfang fungiert hatte, durfte sie 1985 in dem Cop-Thriller „Der Bulle von Paris“ Gérard Depardieu den Kopf verdrehen. 

Inhalt: 

Jahrelang kämpft Louis Mangin (Gérard Depardieu) bereits als Polizist oft vergeblich in Paris gegen das Verbrechen und ist so zu einer zynischen Weltsicht gelangt, die bei seinen ermüdenden Ermittlungen auch brutale Gewalt zulässt. Als er gegen den Drogenhandel dreier tunesischer Brüder vorgeht, verhaftet er mit Simon (Jonathan Leina) einen der drei Brüder und erhofft sich durch seine harten Verhörmethoden, dass er ein Geständnis und weitere Informationen zu seinen illegalen Geschäften bekommt. Doch da Simon dichthält, macht sich Mangin an dessen Geliebte Noria (Sophie Marceau) heran. 
Ursprünglich aus rein beruflichen Gründen an ihr interessiert, findet er bald auch anderweitig Gefallen an ihr. Doch als die beiden sich noch auf freiem Fuß befindlichen Brüder auf die Jagd nach Noria machen, um das von ihr gestohlene Geld zurückzubekommen, muss sich Mangin entscheiden, wie weit er für die Liebe zu dieser Frau gehen will, die offenbar ihre ganz eigenen Ziele verfolgt… 

Kritik: 

Im französischen Original heißt der 1985 von Maurice Pialat (1925-2003) inszenierte Film schlicht „Police“ und deutet damit den fast schon dokumentarischen Charakter des Dramas an. Pialat („Auf das, was wir lieben“, „Van Gogh“) ist nicht vornehmlich daran interessiert, eine klassische Kriminalgeschichte zu erzählen, der Krimi-Plot gerät hier gänzlich zur Nebensache. Vielmehr dokumentiert „Der Bulle von Paris“ akribisch die zermürbende Arbeit überforderter, frustrierter Polizisten, die mit den gesetzlich erlaubten Mitteln kaum zu nennenswerten Ermittlungserfolgen gelangen. Der Filmemacher bleibt dicht bei seinen Figuren und konzentriert sich ganz auf ihren Polizeialltag, verzichtet dabei sogar weitgehend auf musikalische Untermalung (neben John Henrys „Les Zombis“ und Tabou Combos „Juicy Luicy“ in einer Disco gibt es nur Góreckis Symphonie Nr. 3 zu hören). 
Neben der Polizeiarbeit rückt in der zweiten Hälfte des Films natürlich die Beziehung zwischen Mangin und Noria in den Vordergrund, was dem Drama einen Neo-Noir-Touch verleiht, in dem Marceau überzeugend die Femme fatale verkörpert. Die funktionierende Chemie zwischen Depardieu und Marceau trägt den größten Teil zum Gelingen bei, aber auch die junge Sandrine Bonnaire, die mit Marceau bereits in „La Boum“ und „La Boum 2“ gemeinsam vor der Kamera stand, darf als freizügig agierende Prostituierte einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. 
Am Ende überzeugt „Der Bulle von Paris“ vor allem als nüchtern erzähltes, gut gespieltes, wenn auch etwas inkohärent inszeniertes Cop-Drama mit Neo-Noir-Touch und erotischen Nuancen. 

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