Ein Sommer in New York - The Visitor

Nach dem Tod seiner Frau fehlt dem renommierten Wirtschaftsprofessor Walter Vale (Richard Jenkins) jeglicher Antrieb. An der Universität in Connecticut gibt er nur einen Kurs und wiederholt dabei alten Stoff, damit er sich besser auf sein viertes Buch konzentrieren kann, an dem er aber noch nicht wirklich viel gearbeitet hat. Selbst den Klavierunterricht bei einer alten Dame lässt er eher uninspiriert über sich ergehen, bis er die Lady bittet, nicht mehr wiederzukommen. 
Zu allem Überfluss drängt Walters Dekan darauf, anstelle der hochschwangeren Kollegin bei einer Konferenz in New York den Aufsatz vorzustellen, bei dem er nur als Co-Autor fungierte. Als er seine alte New Yorker Wohnung aufsucht, erwartet ihn allerdings eine Überraschung. Unbekannte Gegenstände und frische Blumen zieren die Wohnung, und in der Badewanne überrascht er die junge Senegalesin Zainab (Danai Jekesai Gurira). Wenig später taucht auch ihr Freund Tarek (Haaz Sleiman) auf. Offensichtlich sind die beiden illegalen Einwanderer einem Immobilienschwindel aufgesessen und wissen nicht, wo sie bleiben sollen. Walter bittet das junge Paar, bei ihm wohnen zu bleiben. Die Konferenz langweilt Walter, aber in den Pausen beobachtet er fasziniert junge Trommler im Park. Schließlich bringt ihm Tarek das Trommeln auf der Djembe bei. Doch nach einem gemeinsamen Auftritt im Park wird Tarek in der U-Bahn wegen einer Kleinigkeit festgenommen, schließlich landet er in einer Haftanstalt für Abschiebungskandidaten. 
Walter kümmert sich um einen Anwalt und nimmt schließlich auch Tareks Mutter Mouna (Hiam Abbass) aus Michigan bei sich auf. Gemeinsam kämpfen sie um Tareks Freilassung. 
Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur Thomas McCarthy widmet sich in seiner zweiten Regiearbeit nach „Station Agent“ der problematischen Einwanderungspolitik in den USA, wo nach der Zäsur durch den 9/11 nur noch in Schwarz und Weiß unterschieden wird. Doch statt die Probleme derjenigen eingehend zu betrachten, die von der restriktiven Politik betroffen sind, steht bei „Ein Sommer in New York - The Visitor“ eigentlich der Heilungsprozess des lebensmüden Professors im Zentrum der Handlung. Dadurch, dass Walter die Einwanderer aus Syrien und Senegal bei sich aufnimmt, öffnet er sich neuen Möglichkeiten in seinem Leben und gewinnt zunehmend Abstand von seinem alten, routinierten und bequemen, aber auch belanglosen Dasein. 
Die Oscar-Nominierung für diese Rolle hat sich Richard Jenkins („Schnee der auf Zedern fällt“, „Burn After Reading“) durch sein zurückhaltendes, jederzeit überzeugendes Spiel redlich verdient. Wie er sowohl den mühsamen Kampf gegen die Bürokratie aufnimmt und dabei Tareks Mutter gefühlvoll zur Seite steht, als auch seinem Leben eine neue, spannende Perspektive verleiht, ist absolut sehenswert. Auf der anderen Seite hätte man sich eine profundere Auseinandersetzung mit dem Einwanderungsthema gewünscht. So vermittelt der Film eher die Aussage, dass die universelle Sprache der Musik alle Grenzen zu überbrücken und neuen Lebensmut zu verleihen versteht. Doch davon abgesehen ist „Ein Sommer in New York“ ein wunderbarer Film geworden, der in leisen Tönen die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft erzählt.  

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