Roman Polanski: Wanted and Desired

Mit Filmen wie „Ekel“ (1965), „Tanz der Vampire“ (1967), „Rosemaries Baby“ (1968) und „Chinatown“ (1974) hat sich der 1933 in Paris geborene jüdisch-stämmige Roman Polanski seit seiner Übersiedlung in die USA einen Namen als außergewöhnlicher Regisseur machen, war als charismatischer Lebemann ein gern gesehener Gast auf jeder Party. Kalifornien erschien ihm wie das Paradies, in dem jeder Traum wahr werden konnte. Doch Polanski musste leider auch erfahren, wie sich der Traum des alles Machbaren schnell in einen Albtraum verwandeln kann. 
Zunächst wurde seine allseits beliebte, wunderschöne und hochschwangere Frau Sharon Tate kurz nach der Premiere seines Okkult-Thrillers „Rosemaries Baby“ von Anhängern der satanischen Charles-Manson-Sekte ermordet, dann gelangte Polanski erneut in die Schlagzeilen, als die 13-jährige Samantha Gailey den Filmemacher 1977 beschuldigte, sie während eines Fotoshootings in Jack Nicholsons Haus am Mulholland Drive unter Drogen gesetzt und vergewaltigt zu haben. Am 11. März 1977 wurde Polanski in Los Angeles verhaftet und der gesetzwidrigen sexuellen Handlung mit einem minderjährigen Mädchen angeklagt. Um die Privatsphäre des Mädchens zu schützen, einigten sich Polanskis Anwalt Douglas Dalton, Staatsanwalt Roger Gunson und Richter Laurence J. Rittenband darauf, Polanski mit einer Bewährungsstrafe davonkommen zu lassen, wenn er sich zu einer 90-tägigen psychiatrischen Untersuchung in einem Staatsgefängnis bereiterklärte. Als Polanski allerdings nach 42 Tagen entlassen wurde, fühlte sich der Richter verschaukelt und wollte alles daran setzen, Polanski doch noch seiner gerechten Strafe zuzuführen. Da Polanski befürchtete, keinen fairen Prozess mehr zu bekommen, buchte er ein einfaches Flugticket nach Europa und verließ am 1. Februar 1978 die Vereinigten Staaten für immer. 
Rechtzeitig zum DVD/Blu-ray-Start von Polanskis neuen Film „Der Ghostwriter“ veröffentlicht Kinowelt die spielfilmlange Dokumentation „Roman Polanski: Wanted and Desired“. Die Regisseurin Marina Zenovich hat den skandalumwitterten, von den Medien bunt ausgeschlachteten Gerichtsfall Polanski neu aufgerollt und etliche Zeitzeugen befragt. Nach über dreißig Jahren nehmen zum Beispiel die beiden Anwälte Gunson und Dalton Stellung zum Prozess und verraten, wie es zu den Absprachen mit Richter Rittenband kam, der mehr an einer guten Presse interessiert war als der Gerechtigkeit Genüge zu tun, aber auch die Anklägerin, die 1997 Roman Polanski öffentlich verziehen hat, äußert sich zum Prozess, außerdem Freunde, die Schauspielerin Mia Farrow, Produzenten, ermittelnde Beamte, Zeitungskolumnisten und -reporter sowie Psychiater. 
Marina Zenovich reiht die Aussagen aus den Interviews kommentarlos aneinander, um dem Zuschauer selbst die Bildung eines Urteils zu überlassen. So entsteht nicht nur ein spannendes Protokoll eines aufsehenerregenden Justizspektakels, sondern auch ein außergewöhnliches Portrait eines einzigartigen Filmemachers, der im Jahre 2003 in Abwesenheit mit dem Oscar für den besten Film, „Der Pianist“, ausgezeichnet wurde. Roman Polanski kehrte nie in die Staaten zurück, und „Wanted and Desired“ gibt eindrucksvolle Antworten auf die Frage, warum er nicht an einer Schließung seiner Prozessakte interessiert ist.  

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