In meinem Himmel

Anfang der 70er wächst die 14-jährige Susie Salmon (Saoirse Ronan) wohlbehütet in ihrer Kleinstadt in Pennsylvania mit ihren beiden jüngeren Geschwistern Linday (Rose McIver) und Buckley (Christian Thomas Ashdale) bei ihren Eltern, dem einfachen Buchhalter Jack (Mark Wahlberg) und seiner hübschen Frau Abigail (Rachel Weisz), auf. Über die Kleinbildkamera zu ihrem Geburtstag freut sie sich so sehr, dass sie innerhalb kürzester Zeit alle 24 Filme verschossen hat, die zu der Kamera gehörten. Da sich die Salmons nicht die Entwicklung aller Filme auf einmal leisten können, bieten sie Susie an, jeden Monat einen Film entwickeln zu lassen. 
Susies Enttäuschung hält zum Glück nur kurz an, denn ausgerechnet ihr Schwarm an der Schule, Ray Singh (Reece Ritchie), bittet Susie um ein Rendezvous am kommenden Samstag. Doch dazu soll es nicht mehr kommen. 
Auf dem Heimweg von der Schule, der sie über ein riesiges Feld führt, lockt George Harvey (Stanley Tucci), ein Nachbar der Salmons, Susie in eine Kammer unter dem Feld, die er angeblich für die Nachbarskinder als Rückzugsort eingerichtet hat, tötet sie und versteckt die Leiche in einem Safe. Doch Susie ist noch nicht bereit, die Welt der Lebenden zu verlassen und ins Reich der Toten zu gehen. Stattdessen verweilt sie in einem Zwischenreich, bleibt so in der Nähe ihrer geliebten Familie, beobachtet, wie ihre jüngere Schwester ihren ersten Freund küsst, und erfährt, dass eine Schulkameradin in der Lage ist, Susies Gegenwart zu spüren. Fortan macht sich Susie daran, ihren Mörder zu beobachten und die Polizei auf seine Spur zu bringen. Denn sie weiß, dass Harvey wieder töten wird. 
Mit der Verfilmung von Alice Sebolds Familiendrama „In meinem Himmel“ hat Peter Jackson („Herr der Ringe“, „Heavenly Creatures“, „King Kong“) seine Vorliebe für fantasievolle, hoffnungsfrohe Geschichten einmal mehr in faszinierende Bilder gegossen. Während das kleinstädtische Alltagsleben in den frühen 70ern ziemlich verklärt in bunten Farben dargestellt und nur sporadisch von nichtigen Sorgen und Problemen überschattet wird, die schnell gelöst werden können, wird Susies Übergang von der Welt der Lebenden in jenes schwer vorstellbare, jedoch die Fantasie ungeheuer anregende Zwischenreich zunächst in düsteren Blautönen gezeichnet, bevor Susie wiederum ihre eigene Vorstellungskraft bemüht, um aus ihrem Himmel eine surreal bunte Farbenpalette zu zaubern, die sowohl an Terry Gilliams Traumwelten als auch an Filme wie „Hinter dem Horizont“ erinnert. 
So bunt und schillernd diese Welt jenseits von Leben und Tod auch wirkt, die ästhetischen wie künstlichen Bilder drohen oft das eigentliche Drama zu überdecken, das Susie nicht weitergehen lässt. Ihre Erlösung kann sie nur dann finden, wenn ihre Familie vor dem psychopathischen Killer Harvey beschützt wird. Hier fehlt es nämlich dem ausgezeichneten Cast an Raum, seine Rollen so auszufüllen, dass der Zuschauer mit den Protagonisten mitfühlen kann. Stanley Tucci mimt den isolierten Killer zwar überzeugend, wird aber sehr eindimensional bis zum Klischee gezeichnet. Auf der anderen Seite wird das Leid der Eltern nach dem Verschwinden ihrer Tochter nicht eindringlich genug transportiert. Einzig Saoirse Ronan bekommt genügend Möglichkeiten, ihre Rolle nuancenreich zu gestalten. Außerdem sorgen der zurückhaltende Ambient-Score von Brian Eno und die stimmungsvollen Bilder von Andrew Lesnie („Herr der Ringe“, „Die Legende von Aang“, „I Am Legend“) trotz der erwähnten Schwächen für sehenswerte Filmunterhaltung.  

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