Agora - Die Säulen des Himmels

Im Jahre 391 n.Chr. lehrt die außergewöhnliche Philosophentochter Hypatia (Rachel Weisz) in der sagenhaften Bibliothek von Alexandria auf sehr anschauliche Weise Mathematik und Astronomie. Von ihren Schülern wird sie geliebt, von ihren männlichen Kollegen oft mit Argwohn betrachtet, weil sie mit ihren modernen Thesen die von Männern dominierte akademische Welt zu erschüttern droht. Ihr Forscherdrang wird ihr zum Verhängnis, als die Christen in Alexandria gegen die Heiden aufbegehren und zunehmend an Einfluss gewinnen. 
Auf dem Marktplatz Alexandrias, der Agora, laufen die Parabolani, radikale christliche Mönche, durchs Feuer und überzeugen das sprachlose Volk rhetorisch geschickt davon, dass ihr Gott mächtiger ist als die steinernen Standbilder, die das Bild in der Stadt prägen. Während Hypatias Vater Theon (Michael Lonsdale) als Leiter der Bibliothek von Alexandria anfangs noch strikt gegen die Christen in den Reihen seiner Schüler vorgeht, schließen sich immer mehr Römer den Christen an, auch Hypatias Schüler Orestes (Oscar Isaac), der seiner Lehrerin öffentlich einen Heiratsantrag gemacht hat, aber von seiner Geliebten abgewiesen wurde - sehr zur Freude von Hypatias Sklaven Davus (Max Minghella), der die Liebe zu seiner Herrin aber geheim hält. Statt sich einem Mann hinzugeben und so ihr Leben zu retten, kämpft Hypatia aber weiterhin für die Wissenschaft und erforscht hingebungsvoll das Sonnensystem. Da sie sich dem christlichen Glauben nicht beugen will, riskiert Hypatia ihr Leben. 
Nachdem Ridley Scott im Jahre 2000 mit seinem gefeierten Meisterwerk „Gladiator“ das Genre des Sandalenfilms erfolgreich revitalisieren konnte, haben Oliver Stone mit „Alexander“, Wolfgang Petersen mit „Troja“ und Zack Snyder mit der Comic-Verfilmung „300“ der Neubelebung antiker Helden neue Nahrung gegeben. Im Gegensatz zu den oft verklärenden Action-Spektakeln liefert der spanische Oscar-Preisträger Alejandro Amenábar („The Others“, „Das Meer in mir“) mit „Agora - Die Säulen des Himmels“ ein eindringliches Plädoyer für die Freiheit des Denkens ab, das in eindrucksvollen Bildern - z.B. dem Verbrennen der in der Bibliothek aufbewahren Traktate - demonstriert, was religiöser Fanatismus anrichten kann. 
Amenábar macht deutlich, dass christliche Fanatiker für die systematische Vernichtung des in der Antike gesammelten Wissens verantwortlich sind, und präsentiert seinem Publikum nicht nur ein philosophisches Lehrstück, sondern auch einen nachdenklich stimmenden Spiegel der Gegenwart. Dabei verwendet Amenábar alle Zutaten eines Blockbusters, prachtvolle, detailgenaue Kulissen, adäquate Kostüme und imposante Kamerafahrten, die von Dario Marianellis exotischer Musik wunderschön untermalt werden. Bei diesem produktionstechnischen Aufwand geht zwar die Botschaft nicht verloren, wohl aber können sich die Figuren nicht immer gegen die ständig präsente Monumentalität behaupten. Doch davon abgesehen ist „Agora“ ein lehrreiches Emanzipationsdrama und religiös-philosophisches Lehrstück geworden und stellt eine interessante Ergänzung zu den bisherigen Wiederbelebungen des Sandalenfilms dar.  

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