Seine Gefangene
Der Künstler Gilbert Moreau (Bernard Fresson) arbeitet zuhause an der Fertigstellung einer Skulptur, die er zu einer kollektiven Ausstellung moderner Kunst beisteuern will. Bei der rege und prominent besuchten (u.a. sind Michel Piccoli und Pierre Richard zu sehen) Ausstellungseröffnung erklärt der Galerist Stanislas Hassler (Laurent Terzieff) seinen neuen Anspruch, die Kunstwerke in einer bestimmten Anzahl reproduzieren und so für die Allgemeinheit zugänglich machen zu wollen.
Die Skulpturen stammen meist aus dem Bereich der kinematischen Kunst und faszinieren durch außergewöhnliche Formen, interessante Bewegungsmechanismen, schrille Farben und verwirrende optische Effekte. Gilberts attraktive Frau Josée (Elisabeth Wiener) interessiert sich allerdings
weniger für die abstrakten Skulpturen, sondern nimmt eher resigniert zur Kenntnis, dass sich Gilbert mit einer Reporterin den weiteren Abend verbringen will, damit er eine gute Presse bekommt. Also nimmt Josée Stans Einladung an, noch auf einen Drink zu ihm zu fahren. Fasziniert ist Josée nicht nur von den außergewöhnlichen Kunstwerken, die das luxuriöse Heim des Galeristen schmücken.
Vor allem reizen sie Stans fotografische Ambitionen. Zwar betrachtet sie zunächst angewidert die Nacktfotos, die ihr Stan präsentiert, doch dann wohnt sie neugierig einer Session bei, in der ein junges Mädchen sich vor der Kamera entkleidet und sich aufreizend bewegt. Erregt und verstört zugleich, bricht Josée plötzlich auf, hat sich aber schon längst in Stan verliebt, der nicht in der Lage ist, eine Frau wirklich zu lieben. Dennoch versucht Josée bis zur Selbstaufgabe, mit Stan eine glückliche Beziehung aufzubauen und nutzt einen Auslandsaufenthalt ihres Mannes dazu, mit Stan ein entspanntes Wochenende in der Bretagne zu verbringen. Die bislang offene Beziehung zu Gilbert wird auf eine harte Probe gestellt, als dieser erfährt, wie Stan mit Josée umgeht.
Nach dem Fiasko mit dem nie fertiggestellten Film „Die Hölle“, mit dem der renommierte französische Filmemacher Henri-Georges Clouzot eine neue Filmsprache entwickeln wollte, stellt „Seine Gefangene“ aus dem Jahre 1968 Clouzots letzten Film dar. Wie schon in „Die Hölle“ nimmt die kinematische Kunst, mit der er noch in „Die Hölle“ ausgiebig experimentierte, einen breiten Raum in dem Film ein, wird zur ständigen Kulisse, vor der die Obsessionen des Galeristen auf der einen Seite und die unmögliche Liebe einer Frau zwischen zwei Männern andererseits demonstrieren, wie große Gefühle Menschen zerstören können. Dieser höchst verstörende, visuell faszinierende Film ist im französischen Originalton mit deutschen Untertiteln als Bonus-Film der Arthaus-Edition von „Die Hölle von Henri-Georges Clouzot“ beigelegt.
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