Battle in Seattle
Im Jahre 1999 findet die Konferenz der Wirtschafts- und Handelsminister der World Trade Organisation (WTO) erstmals in den USA statt. Doch die Globalisierungsgegner - darunter ihr Anführer Jay (Martin Henderson), Sam (Jennifer Carpenter) und Lou (Michelle Rodriguez) - wollen mit allen friedlichen Mitteln versuchen, die Konferenz zu sabotieren. Bürgermeister Jim Tobin (Ray Liotta) hält seine Polizeitruppe dazu an, keine Gewalt einzusetzen.
Doch die Demonstranten sind gut genug organisiert, dass alle wichtigen Knotenpunkte in der Stadt außer Gefecht gesetzt werden und die Teilnehmer der WTO-Konferenz nicht zu ihren Veranstaltungen gelangen können. Als sich unter
den friedlichen Demonstranten aber auch gewaltbereite Anarchisten ihrem Ärger Luft verschaffen, macht sich Chaos breit. Tobin ruft unter Druck des Weißen Hauses den Ausnahmezustand für die Stadt aus und lässt die Polizei Tränengas und Schlagstöcke einsetzen, um die Demonstranten auseinanderzutreiben. Die engagierte Fernsehreporterin Jean (Connie Nielsen) soll eigentlich von der
Pressekonferenz mit Präsident Clinton berichten, schlägt sich aber auf die Seite der Demonstranten, als sie beobachtet, wie die Polizei scheinbar wahllos auch Zivilisten drangsaliert. Die im fünften Monat schwangere Verkäuferin Ella (Charlize Theron) verliert so ihr Baby und wird von Jean ins Krankenhaus begleitet. Ellas Mann, der SWAT-Cop Dale (Woody Harrelson) ist untröstlich, dass ausgerechnet einer seiner Kollegen für dieses Unglück verantwortlich gewesen ist. Leidtragender der aus dem Ruder laufenden Auseinandersetzungen ist aber auch Dr. Maric (Rade Serbedzija), der als Wortführer für Ärzte ohne Grenzen sich dafür stark machen will, dass die Pharmaindustrie der Dritten Welt endlich preiswerte Arzneimittel zur Verfügung stellt, dass das Leben der Menschen dort über dem Profit stehen sollte. Doch die Vertreter der Industrienationen schenken den Stimmen aus den armen Ländern kein Gehör.
Schauspieler Stuart Townsend („24 Stunden Angst“, „Alles über Adam“) hat sich 2007 in seinem Regiedebüt von den tatsächlich als „Battle of Seattle“ bezeichneten Auseinandersetzungen zwischen staatlicher Ordnungsmacht und Globalisierungsgegners inspirieren lassen, die schließlich zum Scheitern der Konferenz und in den nachfolgenden Jahren zu einer Bannmeile führten, die Demonstranten vom unmittelbaren Geschehen fernhalten sollen. Der Film versucht dabei erfolgreich, keine eindeutige Stellung zu beziehen und durch die Verwendung authentischer Bilder von den Protesten einen höheren dokumentarischen Charakter zu erreichen. Die geschilderten Einzelschicksale sind zwar erfunden, machen aber die Konflikte deutlich, die die einzelnen Parteien und Personen miteinander auszutragen haben, auch mit sich selbst.
Vor allem die Frage nach der Gewalt treibt sowohl den Bürgermeister, die Polizisten, Zivilisten, Demonstranten und Anarchisten um. Hier lässt der Film den einzelnen Positionen genügend Raum, ihre Argumente vorzutragen. Das durchaus gesellschaftskritische Action-Drama überzeugt aber nicht nur durch die Ausgewogenheit in der Betrachtungsweise, sondern kann auf eine ganze Riege erstklassiger Darsteller, eine flotte, realistische Inszenierung und die sparsam eingesetzte, aber tolle Musik der Massive-Attack-Köpfe Neil Davidge und Robert Del Naja zählen. Im Abspann wird interessanterweise die weitere Entwicklung der WTO-Konferenzen und ihrer Politik skizziert und das Versprechen ausgegeben, dass der Kampf weitergeht.
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