Melinda und Melinda

Wie unterschiedlich die Einstellung zum Leben sein kann, ob man mehr die tragischen oder die komischen Aspekte darin sieht, diskutieren ein paar Freunde in einem Restaurant, wobei die beiden gegensätzlichen Autoren jeweils ihre Version der Geschichte einer Frau namens Melinda (Radha Mitchell) ersinnen, die in der tragischen Variante als depressive Freundin unerwartet auf der Dinnerparty ihrer Jugendfreundin Laurel (Chloë Sevigny) auftaucht. 
Zwar scheitert das Unterfangen, beim Abendessen den eingeladenen Produzenten davon zu überzeugen, Laurels alkoholsüchtigen Ehemann Lee (Jonny Lee Miller) für eine Rolle zu engagieren, aber immerhin verliebt sich Melinda bei einer weiteren Party in den charmanten schwarzen Pianisten Ellis (Chiwetel Ejiofor). Leider erwischt Melinda ihren Lover bei einem Rendezvous mit Laurel. In der komischen Version nimmt Melinda das Leben nicht ganz so schwer. 
Zwar hat sie gerade eine stark erhöhte Schlafmitteldosis eingeworfen, als sie bei ihrem Nachbarn, dem arbeitslosen Schauspieler Hobie (Will Ferrell) und seiner Frau, der erfolgreichen Independent-Filmemacherin Susan (Amanda Peet) klingelt, doch kommt sie schnell wieder in die Spur, nachdem sie sich in den Musiker Billy (Daniel Sunjata) verliebt hat. Hobie will Melinda bei einem gemeinsamen Candlelight Dinner gerade seine Gefühle ihr gegenüber gestehen, als sie von ihrer neuen Romanze schwärmt. Erst als Hobie mit einer anderen Frau was anzufangen scheint, wird Melinda bewusst, was sie für Hobie empfindet. 
New Yorks Vorzeige-Neurotiker Woody Allen hat mit „Melinda und Melinda“ eine gewohnt geistreiche Parabel über die großen Fragen des Lebens inszeniert. Gekonnt erzählt Allen zwei völlig voneinander verschiedene Geschichten in seinem Film, die allein durch die Figur der Melinda einen gemeinsamen Nenner aufweist. Radha Mitchell kann in den beiden unterschiedlichen Persönlichkeiten der Melinda ihr ganzes Können demonstrieren, aber auch Amanda Peet als Regisseurin, die alles tut, um an die restlichen zwei Millionen für ihren neuen Film zu kommen, agiert ebenso überzeugend wie Chloë Sevigny als verunsicherte Ehefrau eines erfolglosen Schauspielers. 
Wie bei Woody Allen üblich, lebt auch „Melinda und Melinda“ von feinsinnigen, klugen, witzigen, Dialogen und einer leichtfüßigen Inszenierung, wobei Allen ganz locker jede moralische Verwerflichkeit und menschliche Schwäche auslotet, die jedes Liebesglück schnell zunichtemachen kann. 

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