Liebe Mauer
Für Franzi Schubert (Felicitas Woll) erfüllt sich ein Traum: Dank ihrer Tante Jutta (Margarita Broich), die ihr eine supergünstige Wohnung besorgt hat, kann sie 1989 ihr Studium in der geteilten Hauptstadt aufnehmen. Der Ausblick direkt auf die Mauer mag nicht besonders prickelnd sein, aber der Weg in den Osten, wo sich günstig einkaufen lässt, ist so nicht weit. Doch gleich der erste
Einkaufsbummel endet desaströs. Kaum hat sie mit vollen Taschen den Grenzübergang überquert, klatschen die billigen Lebensmittel auf die Straße.
Allerdings macht sich verbotenerweise der Grenzsoldat Sascha Meier (Maxim Mehmet) mit Eimer und Besen zum Unglücksort und nimmt dafür sogar eine Rüge seines Vorgesetzten in Kauf, dass er sein Ost-Territorium verlassen hat. Der
gewagte Einsatz zahlt sich aber aus, Franzi und Sascha vergucken sich augenblicklich ineinander. Aber eine grenzüberschreitende Liebe ist nicht ganz unproblematisch. Sascha wird von seinem Vorgesetzten sogar dazu angestiftet, Franzi auszuspionieren, schließlich hält man sie für eine Agentin aus dem Westen. Da Sascha seine drei Jahre Wehrdienst ableisten muss, um sein ersehntes Medizin-Studium aufnehmen zu können, und keine Repressalien erleiden möchte, lässt er sich auf den Spionage-Einsatz ein. Doch der europäische Osten befindet sich bereits in Aufruhr, die junge Liebe gerät mitten hinein in den Trubel des bevorstehenden Mauerfalls.
Regisseur Peter Timm hat mit Filmen wie „Meier“ (1986), „Go Trabi Go“ (1991) und „Der Zimmerspringbrunnen“ (2001) bereits reichlich Erfahrung mit ostdeutschen Settings sammeln können. „Liebe Mauer“ lebt vor allem durch die charmante innerdeutsche Romanze, die allerdings nicht genügend Stoff für einen ganzen Film hergibt. Deshalb muss eine nicht nur abstrus konstruierte, sondern auch wirklich lächerlich inszenierte Spionage-Story herhalten, um die zarte Liebelei zu stützen. Tatsächlich nimmt dieser kuriose Teil der Liebesgeschichte etwas von ihrem romantischen Geist und schadet nachdrücklich der Gesamtwirkung des Films.
Statt sich etwas intensiver mit der Problematik einer grenzüberschreitenden Liebe auseinanderzusetzen, wird der Kalte Krieg in jeder Hinsicht verharmlost und die sozialistische DDR durch den Kakao gezogen. Das mag stellenweise für ein Schmunzeln sorgen, wirkt über die Spielfilmlänge aber zunehmend nervend. Schade eigentlich, denn die beiden sympathischen Hauptdarsteller geben sich redlich Mühe, ihre ganz eigene Geschichte überzeugend zu erzählen. So verfängt sich ihre Romanze im hanebüchenen Geheimdienst-Klamauk.
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