#9

In liebevoller Feinarbeit setzt ein Wissenschaftler seiner Puppe voll bewegliche Hände und Augen ein, doch deren Geburt erlebt er nicht mehr. Als die Stoffpuppe erstmals ihre Augen aufschlägt, liegt der Leichnam ihres Schöpfers unter einem Haufen Aufzeichnungen begraben, der Blick aus dem Fenster bietet ein Panorama der Verwüstung. Ängstlich macht sich das Geschöpf mit einer „9“ auf dem Rücken auf Erkundungstour und trifft bald auf den Artgenossen 2, der sogleich von einer riesigen Stahlbestie entführt wird. 
Nur knapp kann 9 selbst der tödlichen Maschine entkommen. Beim fortgesetzten Streifzug durch die düstere Ödnis einer verbrannten Stadt lernt 9 weitere Überlebende kennen, die von ihrem Anführer 1 in den Katakomben einer Kirche durch Angst in Schach gehalten werden, damit diese nicht auch Opfer der Stahlmonster werden. Doch 9 will sich mit dem von Angst geprägten Dasein im dunklen Kellerverlies nicht abfinden und sucht mit dem einäugigen 5 nach einem Weg, 2 aus den Klauen der metallenen Ungeheuer zu befreien. 
Shane Ackers für einen Oscar nominierter Stop-Motion-Kurzfilm „9“ begeisterte die beiden visionären Filmemacher Tim Burton („Corpse Bride“, „Nightmare Before Christmas“, „Alice In Wonderland“) und Timur Bekmambetov („Wächter der Nacht“, „Wächter des Tages“, „Wanted“) dermaßen, dass sie eine Kinofassung in Auftrag gegeben haben. Der Special-Effects-Fachmann Acker („Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs“) schuf daraufhin ein Werk, das auch eher in die düstere Fantasy-Welt von Tim Burtons bisherigen Ausflügen in den Trickfilm passt als in die bunt-schillernden Gute-Laune-Produktionen aus den Pixar-Studios. 
Weniger als die Animation der Puppen selbst fasziniert der apokalyptische Look und der mythologische Kontext, in dem sich der tapfere Kampf der durchaus menschlichen Wesen gegen die von einem faschistischen System missbrauchten Maschinen darstellt. Als die Puppen ihrem Schöpfer begegnen, müssen sie erfahren, dass er sowohl sie als auch die künstliche Intelligenz kreiert hat, die sich gegen die Menschheit gerichtet hat. Die Story wird über die gerade mal knapp 80 Minuten Laufzeit des CGI-Abenteuers geradlinig und ohne große Überraschungseffekte oder Wendepunkte erzählt. Doch im Kosmos des Animationsfilms wirkt Shane Ackers apokalyptisches Märchen angenehm erfrischend. 
 

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