Der Ghostwriter

Der ehemalige britische Premierminister Adam Lang (Pierce Brosnan) lässt durch seinen Verlag einen professionellen Ghostwriter (Ewan McGregor) engagieren, seine Memoiren zu vollenden. Erst nachdem der „Ghost“ den lukrativen Vertrag unterzeichnet hat, erfährt er, dass die Leiche seines Vorgängers Michael McAra an die Küste der amerikanischen Insel Martha's Vinyard angespült wurde, wo Lang sein abgeschiedenes, festungsmäßig gesichertes Domizil errichtet hat. 
Da das Buch in vier Wochen fertig sein soll, bricht der Autor sofort zu Lang auf und bekommt von dessen Assistentin Amelia Bly (Kim Cattrall) das streng sicherheitsverwahrte Manuskript zum Überarbeiten vorgelegt, das McAra verzapft hat. Kaum hat der neue Autor das zähe Skript durchgearbeitet, lernt er Langs Frau Ruth (Olivia Williams) kennen, von der er sich verwertbare Informationen für sein Buch erhofft. Doch mitten in den Vorbereitungen wird in den Medien der Vorwurf von Langs ehemaligen Außenminister Rycart (Robert Pugh) laut, dass Lang während seiner Amtszeit Terrorverdächtige entführt und gefoltert haben lassen soll, wofür sich Lang nun offensichtlich vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verantworten soll. Die eigenen Ermittlungen des Ghostwriters bringen so einige Unstimmigkeiten in Adam Langs Vita hervor, und als der Autor einige frühere Weggefährten des Ex-Premiers aufsucht, erschließen sich ihm Zusammenhänge, die sein eigenes Leben zu gefährden beginnen. 
Mit der Verfilmung von Robert Harris' Bestseller „Ghost“ ist Roman Polanski („Chinatown“, „Frantic“, „Die neun Pforten“) das Kunststück gelungen, nicht nur einen packenden Polit-Thriller zu inszenieren, sondern gleichzeitig ein Bravourstück über die Mechanismen der Macht abzulegen. Sicher fällt es nicht schwer, in Adam Lang eine fiktionale Personifizierung von Tony Blair zu sehen, der zwischen 1997 und 2007 Englands Premierminister war, sondern am Ende seiner Amtszeit auch durch seine kompromisslose Anbiederung an das US-amerikanische Vorgehen im Irak-Krieg negative Schlagzeilen machte. 
„Der Ghostwriter“ zeigt sehr schön auf, wie politische Entscheidungen zustande kommen und welche Interessen dabei im Vordergrund stehen. Wie der Zuschauer bewegt sich auch Ewan McGregor ahnungslos durch das komplexe Geflecht ambivalenter Interessen, wobei Polanski die Spannung sehr sukzessive aufbaut und dabei eine verstörende Atmosphäre aufbaut, die durch das ungemütliche Inselwetter und Alexandre Desplats düsteren Score noch verstärkt wird. 
Ewan McGregor ist einmal mehr perfekt besetzt für die Rolle des Ahnungslosen, der sich aber hartnäckig durch die gezielten Desinformationen navigiert, bis er auf die ernüchternde Lösung stößt. Dagegen kann Pierce Brosnan als Ex-Premier im Fokus harscher Kritik zwar ebenfalls punkten, aber seine Präsenz ist viel zurückhaltender als beispielsweise die von Olivia Williams als dessen fast ebenso ahnungslos erscheinende Gattin oder die von Tom Wilkinson, der zum Ende des Films hin für aufschlussreiche Momente sorgt. „Der Ghostwriter“ bietet elegante Thriller-Unterhaltung auf hohem schauspielerischen und handwerklichen Niveau.  

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