Sin Nombre

In der brutalen mexikanischen Gang Mara Salvatrucha hat Lil Mago (Tenoch Huerta) das Sagen. Seine Gefolgsleute müssen dabei so einige Schikanen über sich ergehen lassen. Der junge Smiley (Kristian Ferrer) wird während des Aufnahmerituals von seinen künftigen Kameraden gnadenlos zusammengetreten. Und als die Freundin des 18-jährigen El Caspar (Édgar Flores) den Fehler macht, bei einer Versammlung der Gang aufzutauchen, nimmt sich Lil des Mädchens an und bringt sie beim Versuch, sie zu vergewaltigen, um. 
Willy - so El Caspars eigentlicher Name - ist über diesen Verlust noch nicht hinweg, als er mit Lil die blinden Passagiere eines Güterzugs überfallen soll. Als Lil erneut gewaltsam gegen ein junges Mädchen vorgehen will, schlägt Willy seinen Boss zu Tode und schließt sich den Reisenden auf dem Weg in die Staaten an. Doch Lils Gang hat längst die Verfolgung des abtrünnigen El Caspars aufgenommen und wird nicht eher Ruhe geben, bis Lils Mörder ebenfalls tot ist. Während der Zugreise freunden sich Willy und die von ihm gerettete Sayra (Paulina Gaitan) an. Gemeinsam träumen sie von einem besseren Leben in einer anderen Welt. 
Vor der tristen Kulisse mexikanischer Slums gibt Drehbuchautor und Regisseur Cary Fukunaga in seinem Spielfilmdebüt „Sin Nombre“ zunächst einen gelungenen Einblick in die Struktur einer Gang, in der auch Willy seine eigentliche Natur aufgeben muss, um als „El Caspa“" ganz die Rolle des Gangsters auszufüllen. Doch diese Milieustudie weicht bald einem nach klassischem Muster inszenierten Road Movie, das kein wirkliches Happy End für das junge Liebespaar bereithält, aber auch nicht für den kleinen Smiley, dessen Lebensweg ebenso vorgezeichnet scheint wie das seines zum Tode verurteilten Freundes. Die Gesellschaftskritik des Films erschöpft sich letztlich in der trostlosen Botschaft, dass es kein Entrinnen aus der Gewaltspirale zu geben scheint. 
„Sin Nombre“ ist sicherlich nicht mit Meisterwerken wie „Amores Perros“ und „City Of God“ zu vergleichen, aber durchaus ansprechend und rasant inszeniert, wobei die Darsteller allesamt zu überzeugen wissen und Marcelo Zarvos („Gesetz der Straße“, „Remember Me“) stimmungsvolle Musik beigesteuert hat.  

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