El Dorado

Seit ihrer ersten Zusammenarbeit an dem Abenteuer-Drama „Panik am roten Fluss“ (1948) haben Regie-Legende Howard Hawks und Western-Ikone John Wayne an vier weiteren Filmen gemeinsam gewirkt, von denen der Klassiker „Rio Bravo“ (1959) Pate für zwei weitere Western stand: „El Dorado“ (1967) und „Rio Lobo“ (1970), die beiden letzten Filme, bei denen der 1977 verstorbene Hawks Regie führte. „El Dorado“ kommt dabei als humorvoll und leichtfüßig inszenierter Western über eine ungewöhnliche Männerfreundschaft zwischen den von John Wayne und Robert Mitchum gespielten Hauptfiguren daher.
Der Viehbaron Bart Jason (Edward Asner) setzt alles daran, sein Gebiet auszuweiten, wobei ihm vor allem das strategisch wichtige Land von Kevin MacDonald (R. G. Armstrong) am Herzen liegt. Da McDonald jedoch nicht verkaufen will, will Jason den Revolverhelden und Söldner Cole Thornton (John Wayne) anheuern, um seinem Ansinnen mehr Nachdruck zu verleihen, doch bekäme es Thornton dann mit seinem alten Freund, Sheriff J.P. Harrah (Robert Mitchum), in El Dorado zu tun, weshalb er den Job ablehnt und dafür Harrah zur Seite steht. Der kann tatkräftige Unterstützung auch gut gebrauchen. Seit er nämlich eine unglückliche Beziehung hinter sich hat, macht sich der Trunkenbold nur noch zum Gespött der Stadt. Jason und die von ihm angeheuerte Bande um den Revolverhelden Nelse McLeod (Christopher George) glauben nun leichtes Spiel mit den MacDonalds zu haben, doch da haben sie die Rechnung ohne Thornton gemacht, der nicht nur den geschickten Messerwerfer, aber untauglichen Pistolenschützen Mississippi (James Caan) und den kauzigen Hilfssheriff Bull (Arthur Hunnicut) an seiner Seite hat, sondern es auch schafft, seinen Freund Harrah wieder rechtzeitig nüchtern zu kriegen, um die Jasons und ihre Handlanger ordentlich aufzumischen …
Mit „El Dorado“ variiert Altmeister Howard Hawks das Erfolgsrezept von „Rio Bravo“, wobei sein Star John Wayne einen moralisch aufrechten Söldner mimt, der Aufträge nur annimmt, wenn ihm die zu erledigenden Aufgaben nicht gegen den Strich gehen. Dass er immer das Richtige zu tun versteht, zeigt sich nicht nur in der Ablehnung von Bart Jasons Jobangebot, sondern auch nach einem Feuergefecht mit einem von MacDonalds jungen Söhnen. Als der Junge nach einem Nickerchen aufschreckt und das Feuer auf Thornton eröffnet, hat er natürlich keine Chance, aber der alternde Revolverheld verfügt über den Anstand, die Leiche des Jungen zu dessen Familie zu bringen und diese über die näheren Umstände seines Todes aufzuklären. Das bringt Thornton auf seinem Heimweg zwar eine Kugel von MacDonalds temperamentvoller Tochter Joey (Michele Carey) ein, die so nah an der Wirbelsäule steckenbleibt, dass er fortan mit plötzlichen Lähmungen seiner Schusshand rechnen muss, aber auch den Respekt der Familie. Der weitere Plot dreht sich allerdings um die Vorbereitung der aufrechten Männer auf den bevorstehenden Kampf zwischen den MacDonalds und den Jasons, wobei Thornton, Mississippi und Bull mit Unterstützung von Thortons Freundin Maudie (Charlene Holt) im Büro des Sheriffs erst einmal den volltrunkenen Harrah wieder einsatztauglich machen müssen.
Hawks inszeniert hier auf schnörkellose, witzige Weise ein Hohelied auf die Männerfreundschaft, wobei John Wayne und Robert Mitchum gewohnt souverän agieren und mit ihrem Geplänkel die Sympathien des Publikums fest im Griff haben. Aber auch der junge James Caan („Thief“, „Misery“) als unbeholfener Pistolenschütze und die weiteren Nebenfiguren sind glänzend besetzt und sorgen für einen durchweg unterhaltsamen Spät-Western, in dem John Wayne und Robert Mitchum alternde und merklich lädierte Revolverhelden verkörpern, die aber immer noch Recht und Ordnung in einer Kleinstadt aufrechterhalten können. Großartige Landschaftsaufnahmen lässt „El Dorado“ dabei ebenso vermissen wie tiefergehende Dialoge und Charakterisierungen. Dafür bietet der Spätwestern gut aufgelegte Darsteller und überzeugende Action.
"El Dorado" in der IMDb

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