Der Mieter
Bereits mit seinem 1962 inszenierten Debütspielfilm „Das Messer im Wasser“ inszenierte der in Paris geborene und nach vielen erfolglosen Bewerbungen an der Filmhochschule in Lodz ausgebildete Roman Polanski die klaustrophobische Enge von Räumen als Gefängnisse der Seele. Seinen Höhepunkt in dieser Phase, zu der auch „Ekel“ und „Rosemaries Baby“ zählen, erreichte Polanski mit der Adaption von Roland Topors Roman „Der Mieter“, in der Polanski wie schon zuvor in „Tanz der Vampire“ auch die Hauptrolle verkörpert.
Über einen Bekannten erfährt der zurückhaltende Büroangestellte Trelkovsky (Roman Polanski) von einer frei werdenden Mietwohnung und erfährt von der zuständigen Concierge (Shelley Winters) bei der Besichtigung des noch bewohnten Apartments, dass sich die jetzige Mieterin, die Ägyptologin Simone Choule (Dominique Poulange), aus dem Fenster gestürzt hat und nun im Krankenhaus dem Tod entgegensieht. Beim Vermieter Monsieur Zy (Melvyn Douglas), der ebenfalls in dem alten Mietshaus mit seiner Frau lebt, hinterlässt der junge, höfliche Mann jedenfalls einen guten Eindruck. Um sich selbst ein Bild vom gesundheitlichen Zustand der Verunglückten zu machen, besucht er die fast vollständig bandagierte Simone im Krankenhaus und lernt dort ihre Freundin Stella (Isabelle Adjani) kennen. Als Simone ihren schweren Verletzungen erlegen ist, zieht Trelkovsky wie erhofft in Simones Wohnung ein und freundet sich mit Stella an.
Während er von seinen Nachbarn und vor allem seinem Vermieter immer wieder beschuldigt wird, die Ruhe im Haus zu stören und unerlaubterweise Frauen in seine Wohnung zu bringen, wird Trelkovsky die Vorstellung nicht los, dass die Bewohner des Hauses für den Tod seiner Vormieterin verantwortlich gewesen sind und nun auch ihn in den Selbstmord treiben wollen …
Schon als kleines Kind ist Polanski als Sohn staatenloser jüdischer Migranten Zeuge und Opfer von Vertreibung, Gewalt, Mord und Tod gewesen hat und sich seit seinem früh erwachten Interesse für Theater, Literatur, Kunst und Musik vor allem für die surreal-grotesken Werke von Franz Kafka, Stanislaw I. Witkiewicz und Witold Gombrowicz begeistern können. Während Polanski das Thema der Klaustrophobie in „Ekel“ noch psychologischer verarbeitete und zwei Bildwelten für die äußere Erscheinung der Dinge und das Innenleben seiner von Catherine Deneuve gespielten Protagonistin verwendete, wird in „Der Mieter“ die enge Wohnung selbst zum Ausdruck der Seelenpein des von Polanski überzeugend gespielten Mieters. Je mehr er sich der Überzeugung hingibt, dass ihm sein Vermieter und die Mitbewohner im Haus Böses, ja seinen Tod wollen, desto mehr verengen sich die ohnehin schon düsteren Räume, nehmen abstrakte und schiefe Formen an. Der seelische Verfall macht sich dabei stufenweise bemerkbar, etwa in der Übernahme von Simones Gewohnheiten. So besucht Trelkovsky wie seine Vormieterin jeden Morgen das kleine Café gegenüber, wo er nicht wie üblicherweise Kaffee trinkt und Gauloises raucht, sondern – wie Simone - eine heiße Schokolade zu sich nimmt und Marlboro-Zigaretten kauft, weil seine eigene Marke nie vorrätig ist.
Zunehmend schlüpft Trelkovksy in die ihm von seinen Nachbarn zugedachte Rolle der Simone, gibt sein eigenes Ich auf, kauft sich sogar eine Perücke und Frauenkleider, Lippenstift und Make-up. Unaufhaltsam gleitet der Mann, der immer wieder betont, Franzose zu sein, in die selbstprophezeite Katastrophe, vor der er ihn auch nicht die bemühte Stella bewahren kann.
Dem Regisseur Polanski gelingt es hervorragend, die labiler werdende Psyche seines Protagonisten mit allen ihm zur Verfügung stehenden filmischen Mitteln darzustellen, wobei die musikalische Untermalung von Philippe Sarde („Tess“, „Ghost Story“) angenehm zurückhaltend ausgefallen ist, während die Darstellungen von Trelkovskys Nachbarn schön überzeichnet wirken und die eindringlichen Bilder des Oscar-prämierten Kameramanns Sven Nykvist („Fanny und Alexander“, „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“) immer geschickt den größer werdenden Wahnsinn des Mieters symbolisieren.
"Der Mieter" in der IMDb
Über einen Bekannten erfährt der zurückhaltende Büroangestellte Trelkovsky (Roman Polanski) von einer frei werdenden Mietwohnung und erfährt von der zuständigen Concierge (Shelley Winters) bei der Besichtigung des noch bewohnten Apartments, dass sich die jetzige Mieterin, die Ägyptologin Simone Choule (Dominique Poulange), aus dem Fenster gestürzt hat und nun im Krankenhaus dem Tod entgegensieht. Beim Vermieter Monsieur Zy (Melvyn Douglas), der ebenfalls in dem alten Mietshaus mit seiner Frau lebt, hinterlässt der junge, höfliche Mann jedenfalls einen guten Eindruck. Um sich selbst ein Bild vom gesundheitlichen Zustand der Verunglückten zu machen, besucht er die fast vollständig bandagierte Simone im Krankenhaus und lernt dort ihre Freundin Stella (Isabelle Adjani) kennen. Als Simone ihren schweren Verletzungen erlegen ist, zieht Trelkovsky wie erhofft in Simones Wohnung ein und freundet sich mit Stella an.
Während er von seinen Nachbarn und vor allem seinem Vermieter immer wieder beschuldigt wird, die Ruhe im Haus zu stören und unerlaubterweise Frauen in seine Wohnung zu bringen, wird Trelkovsky die Vorstellung nicht los, dass die Bewohner des Hauses für den Tod seiner Vormieterin verantwortlich gewesen sind und nun auch ihn in den Selbstmord treiben wollen …
Schon als kleines Kind ist Polanski als Sohn staatenloser jüdischer Migranten Zeuge und Opfer von Vertreibung, Gewalt, Mord und Tod gewesen hat und sich seit seinem früh erwachten Interesse für Theater, Literatur, Kunst und Musik vor allem für die surreal-grotesken Werke von Franz Kafka, Stanislaw I. Witkiewicz und Witold Gombrowicz begeistern können. Während Polanski das Thema der Klaustrophobie in „Ekel“ noch psychologischer verarbeitete und zwei Bildwelten für die äußere Erscheinung der Dinge und das Innenleben seiner von Catherine Deneuve gespielten Protagonistin verwendete, wird in „Der Mieter“ die enge Wohnung selbst zum Ausdruck der Seelenpein des von Polanski überzeugend gespielten Mieters. Je mehr er sich der Überzeugung hingibt, dass ihm sein Vermieter und die Mitbewohner im Haus Böses, ja seinen Tod wollen, desto mehr verengen sich die ohnehin schon düsteren Räume, nehmen abstrakte und schiefe Formen an. Der seelische Verfall macht sich dabei stufenweise bemerkbar, etwa in der Übernahme von Simones Gewohnheiten. So besucht Trelkovsky wie seine Vormieterin jeden Morgen das kleine Café gegenüber, wo er nicht wie üblicherweise Kaffee trinkt und Gauloises raucht, sondern – wie Simone - eine heiße Schokolade zu sich nimmt und Marlboro-Zigaretten kauft, weil seine eigene Marke nie vorrätig ist.
Zunehmend schlüpft Trelkovksy in die ihm von seinen Nachbarn zugedachte Rolle der Simone, gibt sein eigenes Ich auf, kauft sich sogar eine Perücke und Frauenkleider, Lippenstift und Make-up. Unaufhaltsam gleitet der Mann, der immer wieder betont, Franzose zu sein, in die selbstprophezeite Katastrophe, vor der er ihn auch nicht die bemühte Stella bewahren kann.
Dem Regisseur Polanski gelingt es hervorragend, die labiler werdende Psyche seines Protagonisten mit allen ihm zur Verfügung stehenden filmischen Mitteln darzustellen, wobei die musikalische Untermalung von Philippe Sarde („Tess“, „Ghost Story“) angenehm zurückhaltend ausgefallen ist, während die Darstellungen von Trelkovskys Nachbarn schön überzeichnet wirken und die eindringlichen Bilder des Oscar-prämierten Kameramanns Sven Nykvist („Fanny und Alexander“, „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“) immer geschickt den größer werdenden Wahnsinn des Mieters symbolisieren.
"Der Mieter" in der IMDb
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