Tomb Raider

Erfolgreiche Videospiele wie „Assassin’s Creed“, „Silent Hill“, „Resident Evil“ und „Hitman“ finden naturgemäß auch immer wieder den Weg auf die große Leinwand, so auch die 1996 initiierte Videospielreihe „Tomb Raider“, in der Angelina Jolie 2001 und 2003 die Abenteuer-Action-Heldin Lara Croft erfolgreich verkörpern durfte. Nachdem 2013 im Reboot von „Tomb Raider“ als Videospiel Lara Croft keine ausgewachsene Action-Heldin, sondern eine 21-jährige Nachwuchsarchäologin verkörpert, hat auch die filmische Adaption durch den norwegischen Regisseur Roar Uthaug („Cold Prey – Eiskalter Tod“, „The Wave – Die Todeswelle“) die neue Ausrichtung übernommen und mit Oscar-Preisträgerin Alicia Vikander („The Danish Girl“) eine ungewöhnliche Titelheldin in ihr erstes Abenteuer geschickt.
Obwohl ihr Vater, Lord Richard Croft (Dominic West), bei einer Expedition vor sieben Jahren spurlos verschwunden ist und für tot gehalten wird, weigert sich die 21-jährige Lara Croft (Alica Vikander) beharrlich, den Tod ihres Erzeugers zu akzeptieren – mit der Konsequenz, dass ihr das aus dem väterlichen Wirtschaftsimperium gewonnene Vermögen nicht zur Verfügung steht und sie stattdessen ihren Lebensunterhalt als Fahrradkurierin London hart verdienen muss. Erst als das herrschaftliche Anwesen Croft Manor verkauft werden soll, ist Lara bereit, die erforderlichen Unterlagen bei dem Familienanwalt Mr. Yaffe (Derek Jacobi) im Beisein der Geschäftsführerin Ana Miller (Kristin Scott Thomas) zu unterzeichnen. Doch bevor sie ihre Unterschrift unter die Papiere setzt, händigt ihr Yaffe ein japanisches Puzzle aus, das Lara im Handumdrehen löst und sie durch eine Videobotschaft ihres Vaters auf die sagenumwobene japanische Insel Yamatai führt, auf der ihr Vater offensichtlich verschollen ist. Dort macht sie allerdings auch die Bekanntschaft mit dem skrupellosen Schatzjäger Mathias Vogel (Walton Goggins), der im Auftrag der Geheimorganisation Trinity nach dem Grabmal der japanischen Königin Himiko sucht, der die Fähigkeit nachgesagt wurde, allein durch Berührungen über Leben und Tod bestimmen zu können. Lara versucht mit Hilfe des jungen Schiffskapitäns Lu Ren (Daniel Wu), das verborgene Grab und damit hoffentlich auch ihren Vater zu finden …
Der Unterschied zwischen Angelina Jolies Verkörperung der Rolle von Lara Croft und der durch Alicia Vikander wird bereits in der Eröffnungssequenz deutlich. Während die Lara Croft der 2000er Jahre in einem technologisch hochversierten Raum ihre Kampfkünste trainiert, besucht ihr weitaus jüngeres Pendant eine ganz gewöhnliche Boxschule, wo sie im Kampf gegen eine andere Kick-Boxerin ordentlich Prügel einstecken muss und einige Monatsbeiträge schuldig ist. Damit sind Regisseur Roar Uthaug und seine beiden noch unerfahrenen Drehbuchautoren Geneva Robertson-Dworet („Captain Marvel“) und Alastair Siddons („Das Gesetz der Familie“) der Vorlage des Videospiel-Reboots treu geblieben und haben der Figur der Lara Croft ein sehr menschliches, bodenständiges Profil verliehen.
Dass die Oscar-prämierte Charakterdarstellerin Alicia Vikander („Liebe zwischen den Meeren“, „Tulpenfieber“) in die Rolle einer kampferprobten Abenteuerin schlüpft, mag zunächst irritieren, doch werden jegliche Zweifel an einer glaubwürdigen Darstellung bereits in dem erwähnten Kick-Box-Kampf und dann auch bei der schick inszenierten „Fuchsjagd“ auf dem Fahrrad durch die dicht befahrenen Straßen der Londoner Innenstadt ausgeräumt. Auch auf ihrer abenteuerlichen Reise zur geheimnisvollen japanischen Insel Yamatai darf Lara Croft ihre Schnelligkeit und Muskelkraft zur Schau stellen, aber das sind nur Auflockerungsübungen für das actionlastige Abenteuer auf der Insel selbst, wo sie es mit den schwerbewaffneten Schurken des Expeditionsleiters Mathias Vogel zu tun bekommt. Angesichts der überzeugenden Neuausrichtung von Lara Crofts Figur wirkt der Plot um die Suche nach ihrem verschollenen Vater und dem Grab der todbringenden Königin Himiko allerdings sehr altbacken und zudem allzu konventionell inszeniert. Walton Goggins („The Hateful 8“, „Predators“) darf zwar einen glaubwürdigen Bösewicht mimen, doch davon abgesehen bleiben die oft prominent besetzten Nebenfiguren blass, allen voran Dominic West („The Affair“, „The Wire“) als Lara Crofts Vater und Kristin Scott Thomas („Der englische Patient“, „Only God Forgives“) als seine Geschäftspartnerin.
So bleiben in „Tomb Raider“ zunächst nur Alicia Vikanders überzeugende Darstellung als junge Lara Croft und Tom Holkenborgs („Run All Night“, „Mad Max: Fury Road“) wuchtiger Score in lebhafter Erinnerung. Das geheimnisvolle Ende legt zumindest nahe, dass nach dem holprigen Beginn des Film-Reboots durchaus mit einem Sequel gerechnet werden kann.
"Tomb Raider" in der IMDb

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