The Limey
Seit Steven Soderbergh 1989 mit seinem Spielfilmdebüt „Sex, Lügen und Video“ als Wunderkind des Independent-Kinos gehandelt wurde, hat sich der amerikanische Filmemacher erfolgreich gegen jede Kategorisierung seiner Arbeiten wehren können und sich selbst mit seinen großen Erfolgen wie dem Oscar-prämierten „Erin Brockovich“ nicht dem Studio-System angebiedert. Zwar konnte Soderbergh seinen Erfolg, den er mit seinem erfrischenden Debüt feiern durfte, mit seinen nachfolgenden Filmen „Kafka“, „König der Murmelspieler“ und „Die Kehrseite der Medaille“ nicht wiederholen, doch mit der Star-besetzten Gangster-Komödie „Out of Sight“ (1998) war Soderbergh wieder in aller Munde. Den besseren Film legte er ein Jahr später mit dem Thriller-Drama „The Limey“ nach, das von Koch Media nun in einem feinen Mediabook wiederveröffentlicht wird.
Der britische Kleinkriminelle Dave Wilson (Terence Stamp) hat mehr als die Hälfte seines Lebens hinter Gittern verbracht. Nachdem er zuletzt neun Jahre wegen bewaffneten Raubüberfalls abgesessen hat, fliegt er nach Kalifornien, um dem mysteriösen Tod seiner Tochter Jenny (Melissa George) nachzugehen. Im Gefängnis erhielt er nämlich zusammen mit einem Zeitungsartikel einen Brief von Ed Roel (Luis Guzmán), der Wilsons Verdacht erhärtet, dass Jennys Tod am Mulholland Drive kein Unfall gewesen war. Jenny war nämlich die junge Geliebte des zwielichtigen Plattenproduzenten Terry Valentine (Peter Fonda) und hatte Ed, den sie von einer Schauspielklasse kannte, am Vorabend ihres Todes gebeten, sie in ein übles Viertel von Los Angeles zu begleiten, wo sie Valentines kriminelle Machenschaften drohte, auffliegen zu lassen. Wilson stattet dem betreffenden Lagerhaus einen Besuch ab, um mehr über die Verbindung zwischen Valentine und den Drogenhändlern zu erfahren, und richtet ein Blutbad ein, bei dem er nur einen Überlebenden flüchten lässt, ihm aber hinterherruft, dass er IHM sagen solle, dass er komme! Wilson ist dermaßen von Rachegelüsten getrieben, dass er sich mit Ed in eine Party von Valentine einschleicht und ihm am liebsten sofort erschießen würde. Stattdessen schmeißt er einen von Valentines Sicherheitsleuten über die Brüstung des Swimming Pools in den Canyon. Valentine bekommt es mit der Angst zu tun und heuert die Killer Stacy (Nicky Katt) und seinen Onkel John (Joe Dallesandro) an, Wilson aus dem Weg zu räumen. Doch auch die DEA ist Valentines Machenschaften auf der Spur …
Steven Soderberghs „The Limey“ ist gar nicht mal so wegen seiner schnörkellosen und allzu vertrauten Rachegeschichte so interessant, sondern in erster Linie wegen seiner innovativen wie experimentierfreudigen Schnitttechnik. Der Film wird aus der Perspektive des gerade aus dem Gefängnis entlassenen britischen Ganoven Dave Wilson erzählt, der den mutmaßlichen Mord an seiner Tochter Jenny rächen will, und beginnt mit dessen Flug von England nach Kalifornien, wo er mit Ed Roel und Elaine (Lesley Ann Warren) zwei Freunde aus Jennys Schauspielklasse kennenlernt und mit ihnen Jennys Tod aufzuklären versucht. Während der Jagd auf Terry Valentine gibt sich Wilson immer wieder Erinnerungen an seine eigene Vergangenheit (diese Szenen zeigen den jungen Terence Stamp in Ken Loachs „Poor Cow“ aus dem Jahre 1967) und Wunschträumen hin, die seinen Rachegelüsten Gestalt verleihen.
Soderbergh reiht aber nicht nur Szenen aus der Gegenwart, Träume und Erinnerungen ineinander, sondern setzt auch Szenen aus verschiedenen Zeitebenen auf der Tonebene und in den Dialogen so eigensinnig zusammen, dass die gesprochenen Worte aus anderen Szenen stammen als die gerade gezeigten. „The Limey“ überzeugt aber nicht nur durch seine innovative Inszenierung, die sich vor allem in der grandiosen Kameraarbeit von Edward Lachman („Dem Himmel so fern“, „Carol“) und dem atmosphärisch stimmigen Score von Cliff Martinez („Contagion“, „The Knick“) niederschlägt, sondern auch in der starken Besetzung, in der vor allem Terence Stamp („Staatsanwälte küsst man nicht“, „Red Planet“) den vielschichtigen Protagonisten nuancenreich verkörpert. Daneben macht aber auch der in diesem Jahr verstorbene Peter Fonda („Easy Rider“, „Todeszug nach Yuma“) als schmieriger Plattenproduzent eine tolle Figur, vor allem wenn er seinen Fans und seiner Geliebten Adhara (Amelia Heinle) davon erzählt, was die 1960er ausgemacht haben. Im Verlauf der Geschichte arbeitet Soderbergh überzeugend heraus, wie sehr sich Valentine und Wilson letzten Endes ähneln und dass das Leben angesichts der schönen Erinnerungen an die Flower-Power-Ära, in der interessanterweise sowohl Fonda als auch der gleichaltrige Stamp ihre größten Erfolge erleben durften, in seiner Alltäglichkeit nahezu verblasst. Durch seinen außerordentlichen Besetzungs-Coup (zu dem auch „Petrocelli“-Star Barry Newman als Valentines Anwalt zählt) und seine intelligente, vielschichtige filmische Erzähltechnik gehört „The Limey“ fraglos bis heute zu den besten Filmen in Soderberghs eindrucksvoller Werksbiographie.
"The Limey" in der IMDb
Der britische Kleinkriminelle Dave Wilson (Terence Stamp) hat mehr als die Hälfte seines Lebens hinter Gittern verbracht. Nachdem er zuletzt neun Jahre wegen bewaffneten Raubüberfalls abgesessen hat, fliegt er nach Kalifornien, um dem mysteriösen Tod seiner Tochter Jenny (Melissa George) nachzugehen. Im Gefängnis erhielt er nämlich zusammen mit einem Zeitungsartikel einen Brief von Ed Roel (Luis Guzmán), der Wilsons Verdacht erhärtet, dass Jennys Tod am Mulholland Drive kein Unfall gewesen war. Jenny war nämlich die junge Geliebte des zwielichtigen Plattenproduzenten Terry Valentine (Peter Fonda) und hatte Ed, den sie von einer Schauspielklasse kannte, am Vorabend ihres Todes gebeten, sie in ein übles Viertel von Los Angeles zu begleiten, wo sie Valentines kriminelle Machenschaften drohte, auffliegen zu lassen. Wilson stattet dem betreffenden Lagerhaus einen Besuch ab, um mehr über die Verbindung zwischen Valentine und den Drogenhändlern zu erfahren, und richtet ein Blutbad ein, bei dem er nur einen Überlebenden flüchten lässt, ihm aber hinterherruft, dass er IHM sagen solle, dass er komme! Wilson ist dermaßen von Rachegelüsten getrieben, dass er sich mit Ed in eine Party von Valentine einschleicht und ihm am liebsten sofort erschießen würde. Stattdessen schmeißt er einen von Valentines Sicherheitsleuten über die Brüstung des Swimming Pools in den Canyon. Valentine bekommt es mit der Angst zu tun und heuert die Killer Stacy (Nicky Katt) und seinen Onkel John (Joe Dallesandro) an, Wilson aus dem Weg zu räumen. Doch auch die DEA ist Valentines Machenschaften auf der Spur …
Steven Soderberghs „The Limey“ ist gar nicht mal so wegen seiner schnörkellosen und allzu vertrauten Rachegeschichte so interessant, sondern in erster Linie wegen seiner innovativen wie experimentierfreudigen Schnitttechnik. Der Film wird aus der Perspektive des gerade aus dem Gefängnis entlassenen britischen Ganoven Dave Wilson erzählt, der den mutmaßlichen Mord an seiner Tochter Jenny rächen will, und beginnt mit dessen Flug von England nach Kalifornien, wo er mit Ed Roel und Elaine (Lesley Ann Warren) zwei Freunde aus Jennys Schauspielklasse kennenlernt und mit ihnen Jennys Tod aufzuklären versucht. Während der Jagd auf Terry Valentine gibt sich Wilson immer wieder Erinnerungen an seine eigene Vergangenheit (diese Szenen zeigen den jungen Terence Stamp in Ken Loachs „Poor Cow“ aus dem Jahre 1967) und Wunschträumen hin, die seinen Rachegelüsten Gestalt verleihen.
Soderbergh reiht aber nicht nur Szenen aus der Gegenwart, Träume und Erinnerungen ineinander, sondern setzt auch Szenen aus verschiedenen Zeitebenen auf der Tonebene und in den Dialogen so eigensinnig zusammen, dass die gesprochenen Worte aus anderen Szenen stammen als die gerade gezeigten. „The Limey“ überzeugt aber nicht nur durch seine innovative Inszenierung, die sich vor allem in der grandiosen Kameraarbeit von Edward Lachman („Dem Himmel so fern“, „Carol“) und dem atmosphärisch stimmigen Score von Cliff Martinez („Contagion“, „The Knick“) niederschlägt, sondern auch in der starken Besetzung, in der vor allem Terence Stamp („Staatsanwälte küsst man nicht“, „Red Planet“) den vielschichtigen Protagonisten nuancenreich verkörpert. Daneben macht aber auch der in diesem Jahr verstorbene Peter Fonda („Easy Rider“, „Todeszug nach Yuma“) als schmieriger Plattenproduzent eine tolle Figur, vor allem wenn er seinen Fans und seiner Geliebten Adhara (Amelia Heinle) davon erzählt, was die 1960er ausgemacht haben. Im Verlauf der Geschichte arbeitet Soderbergh überzeugend heraus, wie sehr sich Valentine und Wilson letzten Endes ähneln und dass das Leben angesichts der schönen Erinnerungen an die Flower-Power-Ära, in der interessanterweise sowohl Fonda als auch der gleichaltrige Stamp ihre größten Erfolge erleben durften, in seiner Alltäglichkeit nahezu verblasst. Durch seinen außerordentlichen Besetzungs-Coup (zu dem auch „Petrocelli“-Star Barry Newman als Valentines Anwalt zählt) und seine intelligente, vielschichtige filmische Erzähltechnik gehört „The Limey“ fraglos bis heute zu den besten Filmen in Soderberghs eindrucksvoller Werksbiographie.
"The Limey" in der IMDb
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