Der Dieb der Worte

Bradley Cooper hat sich in den 2000er Jahren lange Zeit als Darsteller in Fernsehserien wie „Sex and the City“, „Jack & Bobby“, „Law & Order“, „Alias: Die Agentin“ und „Kitchen Confidential“ durchgeschlagen, ehe er in Hollywood in Komödien wie „Die Hochzeits-Crasher“, „Der Ja-Sager“ und „Er steht einfach nicht auf dich“ Fuß zu fassen begann und schließlich seinen Durchbruch in der „Hangover“-Trilogie feierte. Um sich aber nicht auf das Komödien-Genre festlegen zu lassen, war Cooper auch in dem Horror-Drama „Fall 39“, dem Action-Vehikel „Das A-Team – Der Film“ und dem Sci-Fi-Thriller „Ohne Limit“ zu sehen. 2012 verkörperte er in dem Regiedebüt des Autoren-Duos Brian Klugman und Lee Sternthal, „Der Dieb der Worte“, einen Schriftsteller, dem der Fund eines alten Manuskripts zum Durchbruch verhilft.
Eigentlich könnte Rory Jansen (Bradley Cooper) ein durch und durch glücklicher Mann sein. Mit der wunderschönen und einfühlsamen Dora (Zoe Saldana) hat er seine Traumfrau gefunden, mit der er endlich ein gemeinsames kleines Apartment bezieht, das Platz genug für einen eigenen Schreibtisch bietet, an dem er an seinem Roman schreiben kann. Allerdings findet er für sein Buch keinen Abnehmer. Der Verleger Timothy Epstein (Ron Rifkin) findet Rorys Roman großartig, teilt dem erwartungsfreudigen Autor aber unverblümt mit, dass es für diese Art von Literatur derzeit keinen Markt gebe. Rory hasst es, erneut seinen Vater (J.K. Simmons) um Geld zu bitten, um weitere zwei, drei Monate über die Runden kommen zu können, aber dessen Angebot, in seiner Firma zu arbeiten, lehnt er ab. Stattdessen fängt er als Botenjunge in einem Verlag zu arbeiten an, in der Hoffnung, hier die nötigen Kontakte knüpfen zu können.
Der Plan scheint aufzugehen: Als Dora ihrem Mann eine alte Aktenledertasche für seine Unterlagen in einem Antiquitätenladen kauft, entdeckt Rory in einer Seitentasche das maschinengeschriebene Manuskript eines Kriegsromans aus den 1940er Jahren. Kaum hat Rory mit dem Lesen des offensichtlich unveröffentlichten Buches begonnen, ist er völlig fasziniert von der Geschichte eines amerikanischen Soldaten, der kurz vor Kriegsende in Paris stationiert wird und sich dort in eine Pariser Kellnerin verliebt. Rory schreibt das Manuskript Wort für Wort ab, ohne ein Satzzeichen oder Schreibfehler zu verändern. Als er es dem Verleger Joseph Cutler (Zeljko Ivanek) überreicht und nach einer Weile fast schon vergessen hat, bittet Cutler ihn eines Tages in sein Büro und bietet ihm einen Vertrag an. Tatsächlich schlägt der Roman wie eine Bombe ein, führt die Bestsellerlisten an und wird mit renommierten Preisen überhäuft. Endlich kann er mit Dora das Leben führen, von dem er immer geträumt hat. Doch der Rausch hält nicht lange an. Eines Tages gesellt sich ein alter Mann (Jeremy Irons) im Park zu ihm und erzählt ihm die Geschichte hinter dem Roman, den Rory für sich beansprucht hat, und Rory muss die schmerzliche Einsicht teilen, dass die Lüge, auf der sein Erfolg beruht, sein ganzes Leben hinterfragt …
Brian Klugman und Lee Sternthal nehmen sich viel Zeit, in ihrem Regiedebüt die Qualen eines unbekannten, aber ambitionierten Schriftsteller auf der Suche nach einem Verleger und Erfolg zu beschreiben. Das gelingt ihnen in der montagehaften Aneinanderreihung von Alltagsszenen mit Dora und dem nächtlichen Schreiben am Notebook auch sehr überzeugend. Auch das erste Zusammentreffen mit dem offensichtlich ursprünglichen Verfasser des alten Manuskripts bereitet sehr schön vor, wie Rory ein schleichendes Unbehagen über die Herkunft des Buches befällt, das seinem Leben eine so positive Wendung verliehen hat. Allerdings reiben sich die Autoren und Regisseure anschließend zu sehr in den verschiedenen Zeit- und Handlungsebenen auf. Statt die Auswirkungen von Rorys Erkenntnis, dass er mit dem Wissen um die Autorenschaft seines Erfolgsroman nicht allein ist, auf ihn und sein Leben deutlicher herauszuarbeiten, erzählen sie nicht nur die Handlung des spät veröffentlichten Romans in nostalgisch eingefärbten Bildern nach, sondern etablieren noch eine weitere, völlig unnötige Erzählebene, in der Schriftsteller Clay Hammonds (Dennis Quaid) in einer Lesung aus seinem Buch „The Words“ vorliest und dabei die Geschichte von Rory und dem alten Mann wiedergibt. Dass Claymond in der Pause und nach der Vorlesung mit der schönen Studentin Daniella (Olivia Wilde) anbandelt und sie zu sich nach Hause einlädt, verleiht dem Hauptplot keine erhellende Dimension und wirkt damit völlig überflüssig.
Viel interessanter wäre es gewesen, die Selbstzweifel, die Rory nach der Konfrontation mit dem alten Mann befallen und auch die Ehe mit Dora belasten, nachdrücklicher zu thematisieren. Hier hat „Der Dieb der Worte“ leider zu viel Potenzial verschenkt. So wirft der Film zwar viele Fragen auf und taucht ansatzweise in die Psyche eines zunächst unbekannten, dann extrem erfolgreichen Schriftstellers ein, verzettelt sich aber in der Etablierung unterschiedlicher Zeit- und Handlungsebenen, dass ihm letztlich der anfängliche Schwung verloren geht und das moralische Dilemma nicht wirklich aufgelöst wird. So wartet „Der Dieb der Worte“ mit einer ganzen Schar großartiger, wenn auch oft unterforderter Darsteller und schönen Bildern, aber leider nicht mit einer überzeugend erzählten Story auf.
"Der Dieb der Worte" in der IMDb

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