Mein Leben mit Amanda
Bereits mit seinem letzten Film „Dieses Sommergefühl“ (2015) setzte sich Drehbuchautor und Regisseur Mikhaël Hers damit auseinander, wie der plötzliche Verlust eines nahestehenden Menschen das Leben der zurückgebliebenen Lebensgefährten und Familienmitglieder verändert.
Mit seinem neuen Film „Mein Leben mit Amanda“, der 2018 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig in der Nebensektion Orizzonti seine Premiere feierte und nun bei MFA+ auf DVD erscheint, variiert er das Thema auf einfühlsame wie leichte Weise.
Der Mittzwanziger David (Vincent Lacoste) genießt das Leben als Single im 12. Arrondissement von Paris, wo er für das städtische Gartenbauamt arbeitet und sich nebenbei um die Betreuung der Mieter und Touristen in einem Haus kümmert, dessen Eigentümer ihm dafür kostenlos eine kleine Wohnung zur Verfügung stellt. Die Herausforderungen des Alltags führen auch schon mal dazu, dass er zur Spät zur Schule kommt, um die siebenjährige Amanda (Isaure Multrier) aus der Schule abzuholen und zu betreuen, bis seine alleinerziehende Schwester Sandrine (Ophélia Kolb) von ihrem Job als Englischlehrerin nach Hause kommt. Als Sandrine ihm Karten für das Tennis-Turnier in Wimbledon schenkt, will sie mit dem gemeinsamen Trip auch den Kontakt zu ihrer gemeinsamen Mutter Alison (Greta Scacchi) herstellen, die ihre Kinder bereits in frühen Jahren Richtung London verlassen hatte. David verbringt lieber Zeit mit der netten neuen Mieterin Léna (Stacy Martin), in die er sich schnell verliebt. Doch das sorgenfreie Leben zwischen Freude machenden Jobs, Spaziergängen im Park und Radeln durch die Straßen von Paris findet ein jähes Ende, als David zu spät zu einer abendlichen Verabredung im Park kommt, wo Sandrine mit ein paar FreundInnen das Bestehen ihres Führerscheins feiern will, denn dort findet David nur ein Schlachtfeld vor, das Terroristen nach einem Anschlag hinterlassen haben. David muss sich nun fragen, wie er sein Leben fortan ohne seine geliebte Schwester fortführen will und welche Rolle er im Leben seiner Nichte einnehmen möchte …
Hers, der zusammen mit Maud Ameline („Warten auf Schwalben“) auch das Drehbuch zu „Mein Leben mit Amanda“ schrieb, nimmt sich zunächst eine halbe Stunde Zeit, um das Leben der innig miteinander verbundenen Geschwister David und Sandrine zu beschreiben, wobei sich der Alltag neben der Arbeit vor allem um Amanda dreht. Es sind luftig-leichte Alltags-Szenen, die Hers hier inszeniert. Kurze Einblicke in den Arbeitsalltag beim Beschneiden von Bäumen und dem Abholen der Touristen vom Bahnhof mit anschließendem Rundgang durch die gemietete Wohnung wechseln sich mit Gesprächen ab, die David mit Amanda bis zum Eintreffen seiner Schwester führt, mit Unterhaltungen zwischen den Geschwistern über die Kontaktaufnahme durch die in London lebende Mutter und mit dem Kennenlernen zwischen David und der Klavierlehrerin Léna. Das ebenso unspektakuläre wie zufriedene Dasein der vier Protagonisten wird durch den terroristischen Anschlag natürlich komplett aus den Angeln gehoben, doch Hers versteht es eindrucksvoll, den Grundton seiner leichtfüßigen Erzählweise nicht komplett auszuhebeln, um den tragischen Ereignissen eine zu erdrückende Tragik zu verleihen. Stattdessen beschreibt er sehr behutsam den Trauerprozess, den David und Amanda auf jeweils eigene Weise durchleben. Amanda, die ihre Zeit nun abwechselnd bei David und ihrer Tante Maud (Marianne Basler) verbringt, sehnt sich nach Beständigkeit und dem Bewahren ganz alltäglicher Dinge wie die Zahnbürste ihrer Mutter, die David aus praktischen Gründen schon entsorgen wollte.
„Mein Leben mit Amanda“ zeigt überzeugend, wie sich David und Amanda trotz der immer wieder mal plötzlich hervorbrechenden Trauer nicht unterkriegen lassen und dabei versuchen, weiterhin die schönen Dinge des Lebens wie die Törtchen von der Konditorei gegenüber oder den Ausflug nach Wimbledon zu genießen. Der Terroranschlag, der lose an das Attentat auf das Pariser Bataclan vor drei Jahren angelehnt scheint, wird dabei kaum thematisiert und schon gar nicht effektheischend inszeniert. Als David den Park erreicht, wird er wie der Zuschauer von dem erschütternden Anblick der Toten und Verletzten im Park paralysiert, danach zeugen nur noch Szenen vor dem Krankenhaus von den schrecklichen Folgen des Massakers.
Neben der einfühlsamen Regieführung überzeugen vor allem die Darsteller. Vincent Lacoste („Jungs bleiben Jungs“, „Sorry Angel“) verkörpert den unbeschwerten wie verantwortungsbewussten David mit authentisch wirkender Leichtigkeit, überzeugt aber auch in den ernsten Szenen. Vor allem die junge Isaure Multrier spielt sich mit ihren roten Pausbäckchen und den großen blauen Augen von Beginn an in die Herzen des Publikums. So ist Mikhaël Hers mit „Mein Leben mit Amanda“ ein berührendes Drama um Trauer, Liebe und Verantwortungsbewusstsein gelungen, der durch seine gelungene Erdung im Pariser Alltagsleben und die unprätentiöse Figurenzeichnung sehr lebendig daherkommt.
"Mein Leben mit Amanda" in der IMDb
Der Mittzwanziger David (Vincent Lacoste) genießt das Leben als Single im 12. Arrondissement von Paris, wo er für das städtische Gartenbauamt arbeitet und sich nebenbei um die Betreuung der Mieter und Touristen in einem Haus kümmert, dessen Eigentümer ihm dafür kostenlos eine kleine Wohnung zur Verfügung stellt. Die Herausforderungen des Alltags führen auch schon mal dazu, dass er zur Spät zur Schule kommt, um die siebenjährige Amanda (Isaure Multrier) aus der Schule abzuholen und zu betreuen, bis seine alleinerziehende Schwester Sandrine (Ophélia Kolb) von ihrem Job als Englischlehrerin nach Hause kommt. Als Sandrine ihm Karten für das Tennis-Turnier in Wimbledon schenkt, will sie mit dem gemeinsamen Trip auch den Kontakt zu ihrer gemeinsamen Mutter Alison (Greta Scacchi) herstellen, die ihre Kinder bereits in frühen Jahren Richtung London verlassen hatte. David verbringt lieber Zeit mit der netten neuen Mieterin Léna (Stacy Martin), in die er sich schnell verliebt. Doch das sorgenfreie Leben zwischen Freude machenden Jobs, Spaziergängen im Park und Radeln durch die Straßen von Paris findet ein jähes Ende, als David zu spät zu einer abendlichen Verabredung im Park kommt, wo Sandrine mit ein paar FreundInnen das Bestehen ihres Führerscheins feiern will, denn dort findet David nur ein Schlachtfeld vor, das Terroristen nach einem Anschlag hinterlassen haben. David muss sich nun fragen, wie er sein Leben fortan ohne seine geliebte Schwester fortführen will und welche Rolle er im Leben seiner Nichte einnehmen möchte …
Hers, der zusammen mit Maud Ameline („Warten auf Schwalben“) auch das Drehbuch zu „Mein Leben mit Amanda“ schrieb, nimmt sich zunächst eine halbe Stunde Zeit, um das Leben der innig miteinander verbundenen Geschwister David und Sandrine zu beschreiben, wobei sich der Alltag neben der Arbeit vor allem um Amanda dreht. Es sind luftig-leichte Alltags-Szenen, die Hers hier inszeniert. Kurze Einblicke in den Arbeitsalltag beim Beschneiden von Bäumen und dem Abholen der Touristen vom Bahnhof mit anschließendem Rundgang durch die gemietete Wohnung wechseln sich mit Gesprächen ab, die David mit Amanda bis zum Eintreffen seiner Schwester führt, mit Unterhaltungen zwischen den Geschwistern über die Kontaktaufnahme durch die in London lebende Mutter und mit dem Kennenlernen zwischen David und der Klavierlehrerin Léna. Das ebenso unspektakuläre wie zufriedene Dasein der vier Protagonisten wird durch den terroristischen Anschlag natürlich komplett aus den Angeln gehoben, doch Hers versteht es eindrucksvoll, den Grundton seiner leichtfüßigen Erzählweise nicht komplett auszuhebeln, um den tragischen Ereignissen eine zu erdrückende Tragik zu verleihen. Stattdessen beschreibt er sehr behutsam den Trauerprozess, den David und Amanda auf jeweils eigene Weise durchleben. Amanda, die ihre Zeit nun abwechselnd bei David und ihrer Tante Maud (Marianne Basler) verbringt, sehnt sich nach Beständigkeit und dem Bewahren ganz alltäglicher Dinge wie die Zahnbürste ihrer Mutter, die David aus praktischen Gründen schon entsorgen wollte.
„Mein Leben mit Amanda“ zeigt überzeugend, wie sich David und Amanda trotz der immer wieder mal plötzlich hervorbrechenden Trauer nicht unterkriegen lassen und dabei versuchen, weiterhin die schönen Dinge des Lebens wie die Törtchen von der Konditorei gegenüber oder den Ausflug nach Wimbledon zu genießen. Der Terroranschlag, der lose an das Attentat auf das Pariser Bataclan vor drei Jahren angelehnt scheint, wird dabei kaum thematisiert und schon gar nicht effektheischend inszeniert. Als David den Park erreicht, wird er wie der Zuschauer von dem erschütternden Anblick der Toten und Verletzten im Park paralysiert, danach zeugen nur noch Szenen vor dem Krankenhaus von den schrecklichen Folgen des Massakers.
Neben der einfühlsamen Regieführung überzeugen vor allem die Darsteller. Vincent Lacoste („Jungs bleiben Jungs“, „Sorry Angel“) verkörpert den unbeschwerten wie verantwortungsbewussten David mit authentisch wirkender Leichtigkeit, überzeugt aber auch in den ernsten Szenen. Vor allem die junge Isaure Multrier spielt sich mit ihren roten Pausbäckchen und den großen blauen Augen von Beginn an in die Herzen des Publikums. So ist Mikhaël Hers mit „Mein Leben mit Amanda“ ein berührendes Drama um Trauer, Liebe und Verantwortungsbewusstsein gelungen, der durch seine gelungene Erdung im Pariser Alltagsleben und die unprätentiöse Figurenzeichnung sehr lebendig daherkommt.
"Mein Leben mit Amanda" in der IMDb
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