Das Leuchten der Erinnerung
In Alexander Paynes Drama „About Schmidt“ (2003) machte sich Jack Nicholson als verwitweter Rentner mit seinem Wohnmobil auf den Weg, die Orte seiner Vergangenheit aufzusuchen, um wieder zu sich selbst finden zu können. Der italienische Regisseur Paolo Virzi („Die süße Gier“, „Die Überglücklichen“) schickt dagegen ein seit über 50 Jahren verheiratetes, von Helen Mirren und Donald Sutherland gespieltes Ehepaar auf eine Reise, die einige zu verblassende Erinnerungen ins Gedächtnis zurückzurufen versuchen soll.
Als Will (Christian McKay) seine Eltern John (Donald Sutherland) und Ella Spencer (Helen Mirren) wie verabredet abholen will, findet er nicht nur ihr Haus, sondern auch die große Garage leer vor, in der zuvor das alte Winnebago-Wohnmobil gestanden hat. Seine Schwester Jane (Janel Moloney) geht mit der besorgniserregenden Nachricht zwar gelassener um, aber Fakt ist, dass Ella und John aufgrund ihres gesundheitlichen Zustands keine längeren Reisen unternehmen sollten. Von den gutgemeinten Ratschlägen ihrer Ärzte und Kinder unbeeindruckt, wollen sich Ella und John ihren Road-Trip mit dem reparaturbedürftigen Oldtimer, den Ella „The Leisure Seeker“ getauft hat, von Boston aus entlang der amerikanischen Ostküste zu dem Haus von Ernest Hemingway in Key West nicht vermiesen lassen. Obwohl John an Demenz erkrankt ist und neben seinen lichten Momenten, in denen er die Bedienungen in den Restaurants mit Vorträgen über seinen Lieblingsschriftsteller fesselt, weiß er hingegen im nächsten Moment nicht mal, wie seine Frau oder seine Kinder heißen. Unterwegs erlebt das alte Paar trotz zunehmend bemerkbarer Krankheitssymptome immer wieder auch wunderschöne Momente, etwa, wenn John in einem Museumsdorf eine seiner früheren Schülerinnen wiedertrifft oder Ellen abends auf dem Campingplatz auch vor interessierten Gästen eine Diashow mit den Familienfotos abspielt. Allerdings wird vor allem Ellen während ihrer Reise bewusst, dass es der letzte große Trip ihres gemeinsamen Lebens sein wird …
Paolo Virzi, der auch das Drehbuch zur Verfilmung von Michel Zadoorians Roman „The Leisure Seeker“ geschrieben hat, darf sich auf seinem inszenierten Road-Trip ganz auf seine wunderbar aufgelegten Alt-Stars Helen Mirren („Die Queen“, „Hitchcock“) und Donald Sutherland („Stolz & Vorurteil“, „Die Tribute von Panem“) verlassen, die das stark in die Jahre gekommene, von Altersgebrechen gezeichnete Ehepaar wunderbar ausgelassen und emotional berührend verkörpert. Während John aufgrund seiner fortschreitenden Demenz gar nicht richtig mitbekommt, wie auch seine Frau von ihrer eigenen Krankheit zerfressen wird, stellt die temperamentvolle Frau doch die eigentliche Antriebskraft auf dem Trip dar, der einen letzten verzweifelten Versuch darstellt, das zerbröselnde Erinnerungsvermögen ihres geliebten Mannes so lange wie möglich zu bewahren. Der Schmerz, den sie dabei empfindet, wenn sich ihr John vom einen Augenblick auf den anderen nicht mehr an das erinnert, was er gerade noch so begeisternd referiert hat, ist auch für den Zuschauer fast körperlich nachzuempfinden. Trotz dieser emotionalen Rückschläge und ihrer eigenen Erkrankung trägt Ellen eine bewundernswerte Lebenslust zur Schau, redet wie ein Wasserfall zu den Nachbarn auf den Campingplätzen und kümmert sich liebevoll um ihren Mann, dessen Erinnerungsverlust sie dennoch immer wieder zur Weißglut treibt, obwohl John – wie sie sehr wohl weiß – nichts dafür kann und selbst am meisten darunter leidet.
Donald Sutherland verkörpert den alternden Englischlehrer mit ebenso viel Humor wie tragischer Ernsthaftigkeit, und so speist sich der große Unterhaltungswert aus dem Drama aus dem turbulenten Wechselbad der Gefühle, das das Paar auf ihrer Reise durchlebt und das zum Ende hin noch einige Überraschungen parat hat. Das perfekte Zusammenspiel dieser beiden großartigen Schauspieler und die nebenbei schön inszenierten Landschaftsaufnahmen machen „Das Leuchten der Erinnerung“ zu einem durchweg sehenswerten und berührenden Drama über die Kraft der Liebe und Erinnerung.
"Das Leuchten der Erinnerung" in der IMDb
Als Will (Christian McKay) seine Eltern John (Donald Sutherland) und Ella Spencer (Helen Mirren) wie verabredet abholen will, findet er nicht nur ihr Haus, sondern auch die große Garage leer vor, in der zuvor das alte Winnebago-Wohnmobil gestanden hat. Seine Schwester Jane (Janel Moloney) geht mit der besorgniserregenden Nachricht zwar gelassener um, aber Fakt ist, dass Ella und John aufgrund ihres gesundheitlichen Zustands keine längeren Reisen unternehmen sollten. Von den gutgemeinten Ratschlägen ihrer Ärzte und Kinder unbeeindruckt, wollen sich Ella und John ihren Road-Trip mit dem reparaturbedürftigen Oldtimer, den Ella „The Leisure Seeker“ getauft hat, von Boston aus entlang der amerikanischen Ostküste zu dem Haus von Ernest Hemingway in Key West nicht vermiesen lassen. Obwohl John an Demenz erkrankt ist und neben seinen lichten Momenten, in denen er die Bedienungen in den Restaurants mit Vorträgen über seinen Lieblingsschriftsteller fesselt, weiß er hingegen im nächsten Moment nicht mal, wie seine Frau oder seine Kinder heißen. Unterwegs erlebt das alte Paar trotz zunehmend bemerkbarer Krankheitssymptome immer wieder auch wunderschöne Momente, etwa, wenn John in einem Museumsdorf eine seiner früheren Schülerinnen wiedertrifft oder Ellen abends auf dem Campingplatz auch vor interessierten Gästen eine Diashow mit den Familienfotos abspielt. Allerdings wird vor allem Ellen während ihrer Reise bewusst, dass es der letzte große Trip ihres gemeinsamen Lebens sein wird …
Paolo Virzi, der auch das Drehbuch zur Verfilmung von Michel Zadoorians Roman „The Leisure Seeker“ geschrieben hat, darf sich auf seinem inszenierten Road-Trip ganz auf seine wunderbar aufgelegten Alt-Stars Helen Mirren („Die Queen“, „Hitchcock“) und Donald Sutherland („Stolz & Vorurteil“, „Die Tribute von Panem“) verlassen, die das stark in die Jahre gekommene, von Altersgebrechen gezeichnete Ehepaar wunderbar ausgelassen und emotional berührend verkörpert. Während John aufgrund seiner fortschreitenden Demenz gar nicht richtig mitbekommt, wie auch seine Frau von ihrer eigenen Krankheit zerfressen wird, stellt die temperamentvolle Frau doch die eigentliche Antriebskraft auf dem Trip dar, der einen letzten verzweifelten Versuch darstellt, das zerbröselnde Erinnerungsvermögen ihres geliebten Mannes so lange wie möglich zu bewahren. Der Schmerz, den sie dabei empfindet, wenn sich ihr John vom einen Augenblick auf den anderen nicht mehr an das erinnert, was er gerade noch so begeisternd referiert hat, ist auch für den Zuschauer fast körperlich nachzuempfinden. Trotz dieser emotionalen Rückschläge und ihrer eigenen Erkrankung trägt Ellen eine bewundernswerte Lebenslust zur Schau, redet wie ein Wasserfall zu den Nachbarn auf den Campingplätzen und kümmert sich liebevoll um ihren Mann, dessen Erinnerungsverlust sie dennoch immer wieder zur Weißglut treibt, obwohl John – wie sie sehr wohl weiß – nichts dafür kann und selbst am meisten darunter leidet.
Donald Sutherland verkörpert den alternden Englischlehrer mit ebenso viel Humor wie tragischer Ernsthaftigkeit, und so speist sich der große Unterhaltungswert aus dem Drama aus dem turbulenten Wechselbad der Gefühle, das das Paar auf ihrer Reise durchlebt und das zum Ende hin noch einige Überraschungen parat hat. Das perfekte Zusammenspiel dieser beiden großartigen Schauspieler und die nebenbei schön inszenierten Landschaftsaufnahmen machen „Das Leuchten der Erinnerung“ zu einem durchweg sehenswerten und berührenden Drama über die Kraft der Liebe und Erinnerung.
"Das Leuchten der Erinnerung" in der IMDb
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