Major Dundee

Sam Peckinpah hat bei seinem Tod im Jahre 1984 zwar nicht besonders viele Filme hinterlassen, aber seit seinem Hollywood-Durchbruch mit dem Western „The Wild Bunch -Sie kannten kein Gesetz“ (1969) in den 1970er Jahren so unterschiedliche Werke wie „Wer Gewalt sät“, „Getaway“, Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“, „Steiner – Das Eiserne Kreuz“ und „Convoy“ inszeniert. Seinen Ruf als schwieriger Regisseur manifestierte er bereits mit seinem dritten Hollywood-Film „Major Dundee“ (1965), der vom Studio Columbia Pictures so stark (um fast eine halbe Stunde) gekürzt worden war, dass Peckinpah schon seinen Namen aus den Credits streichen lassen wollte. Im schicken Mediabook, das Explosive Media (Koch Films) nun mit umfangreichem Booklet veröffentlicht hat, sind sowohl die zweistündige Kinofassung als auch eine erweiterte, aber nicht vollständige Fassung (mit gut 136 Minuten Laufzeit nach Einbindung des restaurierten Materials) des hochkarätig besetzten Western enthalten.
Nachdem er bei der Heeresführung durch sein Fehlverhalten in Ungnade gefallen ist, wird Major Dundee (Charlton Heston) als Kavallerie-Offizier der Union im amerikanischen Bürgerkrieg Mitte der 1860er Jahre nach New Mexiko in ein Kriegsgefangenenlager versetzt. Als er erfährt, dass ganz in der Nähe der berüchtigte wie gefürchtete Apachen-Häuptling Sierra Charriba (Michael Pate) mit seinem Stamm sowohl eine ganze Armeekolonne als auch eine Rancherfamilie massakriert hat, stellt Dundee kurzerhand auf eigene Faust eine Truppe zusammen, die Sierra Charriba verfolgen und töten soll. Dafür muss er allerdings auf alle möglichen Freiwilligen zurückgreifen, ob es sich um Gefangene, Indianer, Trinker oder Pferdediebe handelt. Dundee ist sich allerdings bewusst, dass die gefährliche Mission nur mit Unterstützung seines alten Freundes Tyreen (Richard Harris) gelingen kann, der allerdings zu den Südstaaten übergelaufen ist und nun zu den Kriegsgefangenen zählt. Indem er Tyreen und seinen Leuten freies Geleit verspricht, wenn sie dabei helfen, Sierra Charriba gefangen zu nehmen oder zu töten, kann Dundee seinen Freund zur Teilnahme an der Mission bewegen, aber in Mexiko geraten sie nicht nur zwischen die Fronten von Mexikanern und Franzosen, sondern buhlen um die Gunst der schönen Wiener Witwe eines mexikanischen Landarztes, Teresa Santiago (Senta Berger), die mit den Rebellen sympathisiert …
Zwar hat sich nur die Hälfte des Materials, das auf Bestreben der Studiobosse von Columbia aus dem Film geschnitten wurde, wiederfinden und restaurieren lassen, aber schon die um eine Viertelstunde erweiterte Fassung lässt gegenüber der zweistündigen Kinofassung erahnen, wie sehr der vielschichtige Western von Sam Peckinpah verstümmelt worden ist, was dem Regisseur nach eigenen Aussagen seine schmerzlichste Erfahrung in seiner Karriere beschert hat. „Major Dundee“ zählt zwar sicher auch aufgrund der Auseinandersetzungen mit dem Studio und den daraus resultierenden Kürzungen nicht zu den besten Werken des ebenso talentierten wie streitbaren Drehbuchautors und Regisseurs, darf aber trotzdem als sehenswertes Frühwerk des Filmemachers betrachtet werden. Wie Sergio Leone verabschiedet sich Peckinpah mit „Major Dundee“ vom glorifizierenden Heldentum des klassischen Westerns und stellt mit Major Dundee einen eher unsympathischen Karrieristen in den Mittelpunkt seines Films, der zur Erfüllung einer ganz persönlichen Mission auf den Bodensatz der amerikanischen Bevölkerung zurückgreift, auf Verräter, Betrüger, Diebe und Kriegsverbrecher. Peckinpah nimmt dabei auch Abschied von romantisierenden Hochglanzbildern des Wilden Westen und präsentiert den Krieg nicht nur als blutige, sondern vor allem dreckige Angelegenheit. Statt sich in ausschweifenden Schlachtenszenen zu verlieren, liegt bei Peckinpah der mühselige, von Hunger, Müdigkeit und Strapazen geprägte lange Weg zur Schlacht im Fokus seiner Geschichte. Der Schweiß und Staub und Dreck, dem die Soldaten auf ihrem Weg nach Mexiko ausgesetzt sind, scheint körperlich fast spürbar. Neben der Jagd auf den äußerst gerissenen Apachen-Häuptling steht vor allem der schwelende Konflikt zwischen Dundee und seinem alten Freund Tyreen im Mittelpunkt des Geschehens, und die bissigen Dialoge zwischen den beiden zählen fraglos zu den Höhepunkten eines zwar spannungsarm inszenierten, aber bis in die Nebenrollen (u.a. James Coburn, Ben Johnson, R.G. Armstrong, L.Q. Jones, Warren Oates, Mario Adorf und Slim Pickens) prominent besetzten Western, mit dem Peckinpah zwar zunächst auf der schwarzen Liste in Hollywood landete, der es ihm aber vier Jahre später ermöglichte, sein Meisterwerk „The Wild Bunch“ zu realisieren.
"Major Dundee" in der IMDb

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