Das Biest

Crane Wilbur begann seine Hollywood-Karriere 1910 als Schauspieler, fing fünf Jahre später aber schon an, eigene Drehbücher zu schreiben und Filme zu drehen. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, bei denen das Ende der Stummfilmzeit auch mit dem Ende ihrer Karriere einherging, hielt sich der äußerst produktive Wilbur bis in die 1960er Jahre als Autor und Regisseur über Wasser, ohne aber einen nennenswerten Eindruck zu hinterlassen. 1959 verfilmte er eine Romanvorlage von Mary Robert Rinehart, die vor allem als Bühnenstück große Erfolge feierte und bereits 1915 und 1927 als Stummfilme adaptiert wurden, bevor 1930 mit „The Bat Whispers“ ein früher Tonfilm entstand. Heute ist „Das Biest“ aber eigentlich nur noch wegen der Mitwirkung von Vincent Price vor dem Vergessen bewahrt worden. 

Inhalt: 

Die erfolgreiche Krimi-Autorin Cornelia van Gorder (Agnes Moorehead) hat sich über den Sommer zusammen mit ihrer Hausdame Lizzie (Lenita Allen) und ihrem Chauffeur Warner (John Sutton) in Eichengrund eingemietet, dem abgelegenen Landsitz des Bankiers John Fleming (Harvey Stephens), der ihr durch dessen Neffe Mark Fleming (John Bryant) vermittelt worden ist. Hier hofft die Schriftstellerin die nötige Ruhe und Inspiration für ihr nächstes Buch zu finden. Ihr übriges Personal sucht aber schnell das Weite, weil Fledermäuse hier hausen sollen. Außerdem treibt in der Gegend ein Killer, der nur als „Das Biest“ bekannt ist, sein Unwesen. In der örtlichen Bank lernen van Gorder und Lizzie den leitenden Bankangestellten Victor Bailey (Mike Steele) und seine junge Frau Dale (Elaine Edwards) sowie Kommissar Andy Anderson (Gavin Gordon) kennen, der auch im Aufsichtsrat der Bank sitzt. Von Bailey erfährt er, dass aus dem Safe Aktien im Wert von einer Million Dollar entwendet worden. Dabei haben nur Fleming und er selbst den Schlüssel. Tatsächlich hat Fleming die Aktien gestohlen, in kleine Scheine eingetauscht und in einem Versteck auf Eichengrund hinterlegt. Als er mit seinem Freund und Arzt Malcolm Wells (Vincent Price) zur Jagd fährt, will er ihn überreden, seinen Tod vorzutäuschen und die Beute mit ihm zu teilen. Doch Wells nutzt die Gunst der Stunde und erschießt Fleming, als er mit einem Waldbrand vor der Tür der Jagdhütte konfrontiert wird. Zurück in der Stadt, versucht er das Versteck in dem Anwesen zu finden, wo aber schon längst das Biest seine Krallen ausgefahren hat und die Damen fast zu Tode erschreckt. Lieutenant Anderson versucht allerdings vergeblich, den maskierten Killer im Haus ausfindig zu machen. Mittlerweile hat auch die Krimi-Autorin den Verdacht, dass es auf Eichengrund ein Geheimnis geben muss, auf das es das Biest abgesehen hat … 

Kritik: 

Mit „Das Biest“ inszenierte Crane Wilbur 1959 eine nur leicht gruselige Version eines Krimis, das eher wie eine billige Verfilmung eines Agatha-Christie- oder Edgar-Wallace-Krimis wirkt als ein Horrorfilm, der in den USA als Doppel-Feature mit Hammers „Die Rache der Pharaonen“ in den Kinos lief. Bereits die Einleitung durch Cornelia van Gorder aus dem Off wirkt wenig inspiriert. In der Folge werden gleich mehrere Verbrechen und unheimliche Ereignisse thematisiert, die kaum miteinander in Zusammenhang gebracht werden. Die Morde, die das Biest an jungen Frauen verübt, dienen letztlich nur dazu, eine Atmosphäre der Bedrohung aufzubauen. Spannung wird auf der anderen Seite dadurch aufgebaut, dass das maskierte Biest – mit lächerlichen Krallenhandschuhen – immer wieder in direkter Nähe zu den Frauen auf Eichengrund zu sehen ist. Doch die Schriftstellerin erweist sich als ebenso furchtlos wie tatfreudig. 
Die Suche nach dem Täter wird auch für den Zuschauer zum eigentlichen Spannungsmoment. Hier kommen der bereits früher wegen eines Gewaltverbrechens angeklagte Chauffeur ebenso in Frage wie der Arzt, der allerdings das Biest in seinem eigenen Labor konfrontiert. Der Inszenierung merkt man den Bühnencharakter deutlich an, die Umsetzung fällt allerdings sehr hölzern aus. Dabei überzeugen vor allem Vincent Price („Die Verfluchten“, „Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes“) als auch Agnes Moorehead („Wiegenlied für eine Leiche“, „Der Glanz des Hauses Amberson“) in ihren Rollen, doch gelingt es den beiden letztlich nicht, das wirr konstruierte und inszenierte Drehbuch zu retten, so dass „Das Biest“ nur ein leidlich spannender Grusel-Krimi geworden ist, der eher durch seinen Trash-Charakter als durch Qualität unterhält. 

Kommentare

Beliebte Posts