Rabid - Der brüllende Tod

Der kanadische Filmemacher David Cronenberg hat sich bereits mit seinem Langfilmdebüt „Parasiten-Mörder“ (1975) erfolgreich in der Nische des Body-Horror-Genres eingenistet und das Thema der Wissenschaft, die sich zerstörerisch gegen den Menschen wendet, immer wieder in späteren Filmen verfeinert, so auch im nachfolgenden „Rabid – Der brüllende Tod“ (1977). 

Inhalt:

Als auf der Straße ein Wohnmobil quer zum Stillstand kommt, kann Hart Read (Frank Moore) sein Motorrad aus einer Kurve kommend nicht rechtzeitig bremsen, so dass er sich zusammen mit seiner Freundin Rose (Marilyn Chambers) von der Straße kommt und sich überschlägt. Während er selbst mit leichten Verletzungen davonkommt, wird Rose unter der Maschine eingeklemmt und erleidet bei der nachfolgenden Explosion schwere Verbrennungen. Der Unfall wird von Patienten einer nahegelegenen Klinik für plastische Chirurgie bemerkt, die umgehend dafür sorgen, dass ein Krankenwagen zur Unglücksstelle fährt. Dr. Dan Keloid (Howard Ryshpan) lässt es sich nicht nehmen, sich selbst um die schwer verletzte Rose zu kümmern und wendet bei ihr eine noch unerforschte Methode der Hauttransplantation an, bei der Hautpartien von ihrem Oberschenkel entnommen und neutralisiert werden, so dass sie sich nahtlos an das zerstörte Gewebe anpassen können, dessen Platz sie einnehmen. Doch die ungeahnten Folgen dieser Art von Hauttransplantation lassen nicht lange auf sich warten. Nachdem Rose wieder zu Bewusstsein gekommen ist, entwickelt sie einen ungeheuren Appetit auf Blut. Sie umarmt ihre Opfer, worauf ein ausfahrbarer Stachel aus einer Vagina-ähnlichen Öffnung unter ihrer Achsel das begehrte Blut abzapft und die dermaßen malträtierte Beute zu Zombies werden lässt, die ihren Blutdurst wie eine Seuche weiterverbreiten. Rose kommt schließlich bei einer Freundin in Montreal unter und nutzt die neue Umgebung dazu, die Epidemie in Umlauf zu bringen. Derweil verhängt die kanadische Regierung den Ausnahmezustand, ordnet weitreichende Impfungen an und macht gnadenlos Jagd auf die vampiristischen Zombies … 

Kritik: 

Wie zu den meisten seiner Filme hat David Cronenberg auch zu „Rabid – Der brüllende Tod“ auch das Drehbuch geschrieben und so den Grundstein für seine Karriere als Auteur gelegt. Dabei findet er erneut drastische Bilder, um den sehr körperlichen Horror seiner Filme zu illustrieren, weshalb der Filmemacher immer wieder Probleme mit Zensurbehörden und Finanziers bekommt. Allerdings hat Cronenberg von Beginn an immer ambitionierte Unterstützer wie Ivan Reitman gefunden, die ihm dabei halfen, seine gewünschten Projekte zu verwirklichen. 
„Rabid“ überzeugt vor allem in der drastischen Inszenierung der Verwandlung ganz gewöhnlicher Menschen zu mordenden Zombies, wobei der Grundstein dazu ironischerweise in der an sich sterilen Umgebung einer Klinik für plastische Chirurgie gelegt wird. Diese makabre Ausgangssituation lässt sich durchaus als bissigen Kommentar auf den menschlichen Schönheitswahn lesen, der hier total pervertiert wird, indem die Patienten zu dümmlichen, sabbernden und hässlichen Blutsauger-Zombies mutieren, die eine ganze Gesellschaft verseuchen. Ebenfalls bemerkenswert ist der Umstand, dass die von Dr. Dan Keloid entwickelte Transplantations-Methode noch gar nicht weiter erforscht worden ist, bevor sie im hier thematisierten Ernstfall eingesetzt wird. 
Was folgt, ist eine genüssliche Zersetzung traditioneller Werte wie Familie, Freundschaft, Liebe und Verantwortung. Durch den Unfall verlieren sich zum einen Hart und Rose aus den Augen, der Doktor wird zum Zombie, sein Geschäftspartner Murray Cypher (Joe Silver) kümmert sich aufopferungsvoll nicht nur um sein eigenes Baby, sondern auch um Hart – nur um Ende eine entsetzliche Entdeckung zu machen. 
Für Cronenberg typisch ist auch der sexuelle Aspekt des penisähnlichen Stachels, der aus einer Öffnung sprießt, die einer Vagina sehr ähnlich ist, statt Leben zu zeugen allerdings Wahnsinn und Tod bringt. Als besonderer Coup erweist sich die Besetzung der Porno-Darstellerin Marilyn Chambers („Sextrospective“, „Little Shop of Erotica“) in ihrer ersten ernsthaften Rolle, wobei sie trotzdem viel nackte Haut zeigen darf. Davon abgesehen sind vor allem die Action-Szenen toll in Szene gesetzt, während die Darsteller kaum gefordert sind, ihren Figuren ein differenziertes Profil zu verleihen. Aber als blutrünstige Zombies machen sie allesamt ihre Sache sehr gut. 
So bietet „Rabid – Der brüllende Tod“ trotz repetitiver Momente kurzweilig inszenierten Body Horror, der einen feinen Vorgeschmack auf spätere Meisterwerke wie „Die Fliege“, „Scanners“ und „Die Unzertrennlichen“ gibt. 

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