The Terror - Schloss des Schreckens
Ein wunderbares Beispiel für die Effizienz, mit der B-Movie-Produzent und -Regisseur Roger Corman zu Werke geht, stellt „The Terror – Schloss des Schreckens“ dar. Als Roger Corman während der Dreharbeiten zu „Der Rabe – Duell der Zauberer“ (1963) an einem regnerischen Sonntag die Idee kam, die aufwendigen Sets von „Der Rabe“ für eine weitere Kleinproduktion zu nutzen, ergab es sich, dass die Dreharbeiten zu „Der Rabe“ kürzer ausfielen und Hauptdarsteller Boris Karloff für drei weitere Drehtage zur Verfügung stand. So entstand mit „The Terror“ in aller Schnelle ein etwas krudes Horror-Drama, das mit Boris Karloff und Jack Nicholson zwei der Hauptdarsteller aus „Der Rabe“ erneut aufeinandertreffen ließ.
Inhalt:
Der napoleonische Soldat Lieutenant André Duvalier (Jack Nicholson) hat den Kontakt zu seiner Truppe verloren und irrt 1806 in Deutschland nahezu kraftlos und halb verdurstet auf dem Rücken seines Pferdes an einem Strand entlang. Als er eine in Weiß gekleidete Frau nach Trinkwasser fragt, führt sie ihn zu einem Becken mit frischem Wasser aus den Bergen, nur um in die Fluten der See zu verschwinden. Bei dem vermeintlichen Versuch, sie zu retten, verliert André erneut das Bewusstsein und wacht in einer Waldhütte auf, wo die mürrische Hexe Katrina (Dorothy Neumann) nach dem Mädchen fragt, das sich ihm als Helen (Sandra Knight) vorgestellt hat. Doch Katrina bestreitet, dass es hier eine Frau gebe, auf die eine solche Beschreibung zutrifft. Duvalier macht sich auf die Suche nach ihr und erfährt von Katarinas Gehilfen Gustaf (Jonathan Haze), dass er die junge Frau auf dem nahe gelegenen Schloss des Barons Von Leppe (Boris Karloff) finden könne. Außerdem solle er bei dieser Gelegenheit versuchen, etwas über einen Mann namens Eric herauszufinden. Kurz bevor er an das Tor des Schlosses klopft, entdeckt der Soldat die weiße Frau am Fenster, doch als er den Baron schließlich darauf anspricht, beteuert dieser, dass er seit zwanzig Jahren allein mit seinem Diener Stefan (Dick Miller) dort lebe.
Interessiert betrachtet Duvalier ein Portrait der 1782 verstorbenen Baronesse Ilsa, die Helen verblüffend ähnlich sieht. Duvalier pocht auf die „Gastfreundschaft“ des Barons und lässt sich ein Zimmer im Schloss herrichten. In der Nacht beobachtet er vom Fenster seines Zimmers, wie die Frau vom Strand in eine Gruft eintritt. Wie er von Stefan erfährt, handelt es sich um die Gruft der verstorbenen Baronesse. Als er den Baron wegen der Gruft zur Rede stellt, erfährt er, dass er Ilsa vor zwanzig Jahren eigenhändig umgebracht habe, als er sie nach der Rückkehr vom Kriegsdienst mit einem anderen Mann im Bett vorfand. Bei dem Mann soll es sich um den besagten Eric handeln, nach dem Duvalier sich erkundigen sollte. Ilsas Geist spuke aber seither ruhelos durch das Anwesen …
Kritik:
Es ist eine recht wüst zusammengeflickte Story, die Roger Cormans Freund Jack Hill („Totentanz im Schreckensschloss“, „Foxy Brown“) zusammen mit Leo Gordon („Die Wespenfrau“, „Zwei Kerle aus Granit“) auf die Schnelle aus dem Boden stampfen sollten, wobei sie Elemente des europäischen Volksglaubens mit Motiven von Edgar Allan Poe und Geschichten über Geistererscheinungen und Hexerei verbanden. Die Geschichte selbst gerät mehr und mehr zur Nebensache. Die wunderbare Schlosskulisse und die nebelverhangenen Szenen an der Gruft und die idyllischen Szenen am Strand dienen letztlich nur als Bühne für die große Horror-Ikone Boris Karloff („Frankenstein“, „Die Mumie“), der überzeugend einen einsamen Baron verkörpert, der sich nichts sehnlicher wünscht, als mit seiner geliebten Ilsa wieder vereint zu sein. An seiner Seite poltert der junge Jack Nicholson, der bereits in Nebenrollen in Roger Cormans „Kleiner Laden voller Schrecken“ (1960) und „Der Rabe – Duell der Zauberer“ (1963) zu sehen war und nun die Chance sah, durch die Hauptrolle in „The Terror“ seine Karriere nach vorn zu bringen. Auch seiner damaligen Lebensgefährtin Sandra Knight („Der Massenmörder von London“) verschaffte Nicholson eine wichtige Rolle.
Letztlich präsentiert „The Terror“ nur ein wahnwitziges Versteckspiel im Schloss und eine Geschichte von Liebe über den Tod hinaus, wobei die Geister-Elemente und die Verwünschungen durch die Hexe für den Horror-Part des Films verantwortlich zeichnen. Während die Geschichte kaum zu packen versteht und Roger Corman sich sogar gezwungen sah, noch zwei Szenen mit Karloff, Nicholson und Knight nachzudrehen, um einen Sinn zwischen den einzelnen Elementen herzustellen, überzeugen das Produktionsdesign und die schönen Außenaufnahmen. Corman durfte übrigens aus gewerkschaftlichen Gründen nicht selbst Regie führen, weshalb vor allem Francis Ford Coppola die Regie übernahm, aber auch Monte Hellman, Jack Hill und sogar Jack Nicholson wechselten sich auf dem Regiestuhl ab, was die uneinheitliche Atmosphäre des Films erklärt. Vor allem die angeblich so große Liebe, die der alte Baron für die von ihm getötete Ilsa, aber auch die Romanze zwischen Duvalier und der geisterhaften Helen wirken alles andere als überzeugend, die weiteren Zutaten wenig inspiriert darum herumdrapiert.
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