Theater des Grauens

1971 verkörperte Vincent Price in Robert Fuests „Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes“ einen weltberühmten Orgelspieler, der sich an den neun Ärzten rächte, die er für den Tod seiner geliebten Frau verantwortlich machte, wobei er sich bei den Tötungsarten an den alttestamentlichen Plagen orientierte. Zwei Jahre später schlüpfte Price in eine ganz ähnliche Rolle. In „Theater des Grauens“ macht er als verhärmter Shakespeare-Darsteller kurzen Prozess mit den Kritikern, die ihm vor zwei Jahren den heißbegehrten Preis für den besten Schauspieler vorenthalten haben. Vorhang auf für einen gut aufgelegten Vincent Price und eine wunderbare Diana Rigg („Mit Schirm, Charme und Melone“). 

Inhalt: 

George Maxwell (Michael Hordern) ist nicht nur ein bekannter Kritiker und Mitglied des renommierten Critic’s Circle, sondern auch Vorsitzender des Komitees für den Abriss baufälliger Häuser in London. In dieser Funktion wird er von einem Constable zu einem leerstehenden Lagerhaus gerufen, wo er mittels seiner Autorität die Obdachlosen vertreiben soll, die sich dort breitgemacht haben. Als er dort eintrifft, wird Maxwell allerdings von den Obdachlosen in die Enge getrieben und buchstäblich zerfetzt, während die beiden vermeintlichen Polizisten tatenlos zusehen. Wenig später hat der Critic’s Circle den nächsten Toten aus seinen Reihen zu beklagen. Hector Snipe (Dennis Price) wird unter dem Vorwand, ein Interview mit dem für tot gehaltenen Shakespeare-Darsteller Edward Lionheart (Vincent Price) in ein altes Theater geführt, wo der Kritiker von Lionheart mit seinen vernichtenden Kritiken über ihn konfrontiert und schließlich mit einer Lanze durchbohrt wird. Seine Leiche wird an einen Pferdeschwanz gebunden und zur Beerdigung seines Kollegen Maxwell geschleift. Peregrine Devlin (Ian Hendry) fällt sofort auf, dass es der Mörder auf die Mitglieder des Critic’s Circle abgesehen hat und seine Opfer auf die Art und Weise tötet, wie Figuren in Shakespeares Stücken ermordet werden. Nachdem Maxwell wie die Titelfigur in „Julius Caesar“ niedergestochen wurde, erinnert Snipes unglückseliges Ende an den Tod von Hektor in „Troilus und Cressida“. Devlin fällt als Vorsitzender der Kritikervereinigung nur ein Mann ein, der für diese Morde verantwortlich sein kann: der Shakespeare-Darsteller Edward Lionheart! Der ist vor zwei Jahren nach der Preisverleihung unangekündigt in Devlins Apartment aufgetaucht, den eigentlich ihm zustehenden Preis an sich genommen und sich vor den Augen der Kritiker und seiner Tochter Edwina (Diana Rigg) über den Balkon in die Themse gestürzt. Inspector Boot (Milo O’Shea) und Sergeant Dogge (Eric Sykes) finden allerdings keinen Anhaltspunkt, den tot geglaubten Mimen aufzufinden, und können nur für Personenschutz für die übrigen Kritiker sorgen. Doch Lionheart gelingt es mit Hilfe seiner Tochter immer wieder, ihre Opfer in todbringende Situationen zu bringen … 

Kritik: 

Auch wenn „Theater des Grauens“ nur eine vorhersehbare Variation der Geschichte von Dr. Phibes darstellt – inklusive einer der Hauptfigur ergebenen Assistentin -, bietet „Theater des Grauens“ ganz vorzüglich vergnügliche Horror-Unterhaltung. Das liegt natürlich vor allem an Hauptdarsteller Vincent Price selbst, der bereits in den früheren Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen von Roger Corman mit seinen theatralischen Darstellungen überzeugen konnte und seine Vorliebe für das Theater unter der Regie von Douglas Hickox („Brannigan – Ein Mann aus Stahl“, „Blutroter Morgen“) mit inbrünstig vorgetragenen Shakespeare-Monologen, tollen Kostümen und Requisiten voll ausleben konnte. 
Kein Wunder, dass Price diesen Film als seinen persönlichen Favoriten bezeichnete, aber auch Diana Rigg bekundete, dass „Theater des Grauens“ ihr bester Film sei, an dem sie mitgewirkt habe. Es fällt einem als Zuschauer nicht schwer, Sympathien für das Vorgehen von Lionheart und seiner Tochter – unter Mithilfe der trinkfreudigen Obdachlosenbande, die sowohl Publikum als auch Mithelfer darstellen – zu entwickeln und die teils selbstgefälligen, überheblichen und exzentrischen Kritiker von ihrem hohen Ross fallen zu sehen. Auch wenn die Geschichte keine echte Spannung aufbaut, sind die ausgefallenen Arrangements, die der Shakespeare-Mime für seinen einzigartigen Rachefeldzug trifft, durchweg schön anzusehen, teilweise humorvoll arrangiert und letztlich in die teilweise schon etwas verfallenen Theaterkulissen eingebettet. 

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