Fast Company

David Cronenbergs frühen Werke „Shivers“ (1975) und „Rabid“ (1977) ließen mit ihrem drastisch in Szene gesetzten Body Horror kaum darauf schließen, dass der kanadische Filmemacher anschließend einen so unspektakulären Rennfahrer-Film wie „Fast Company: 10.000 PS – Vollgasrausch im Grenzbereich“ (1979) realisieren würde. Dass der für das Oeuvre von Cronenberg so ungewöhnliche Film trotzdem gut unterhält, ist vor allem der packenden Inszenierung der jeweils sehr kurzen Rennen und der authentisch wirkenden Darstellung der Dragster- und Funny-Car-Rennszene zu verdanken. 

Inhalt: 

Lonnie „Lucky Man“ Johnson (William Smith) ist ein alter Hase in der Dragster-Szene. Während seine Freundin Sammy (Claudia Jennings) darauf spekuliert, dass Lonnie den riskanten Beruf und das damit verbundene Leben auf den Straßen aufgibt, damit er mit ihr sesshaft werden kann, will Lonnie so lange wie möglich seinen Starruhm in der Szene auskosten. Doch seinem Rennstallchef Phil Adamson (John Saxon) wird Lonnie zu alt und aufmüpfig. Als Lonnies Wagen mit einem neu installierten Kompressor bei einem Rennen Feuer fängt, nimmt Adamson diesen Vorfall zum Anlass, um Lonnie auszubooten und gegen seinen Konkurrenten Gary „The Blacksmith“ Black (Cedric Smith) auszutauschen. Doch so schnell gibt Lonnie nicht klein bei. Als Adamson Lonnie nach einem Streit feuert, weicht der prominente Dragster-Fahrer auf die weniger profilierten Funny Cars aus, die eher das Betätigungsfeld jüngerer Fahrer wie Billy „The Kid“ Brooker (Nicholas Campbell) darstellen. Nachdem Lonnie zuvor bei einem Rennen den Wagen von The Kid übernehmen sollte, überlässt er dem sympathischen Nachwuchsfahrer bei einem Funny-Car-Rennen kurzfristig seinen Wagen. Bei dem Wettrennen mit The Blacksmith wird eine Spur von Adamsons Angestellten Meatball (George Buza) präpariert und verursacht so einen katastrophalen Unfall … 

Kritik:

Ähnlich wie Lee H. Katzin 1971 mit „Le Mans“ einen dokumentarisch anmutenden Film über das 24-Stunden-Rennen in der gleichnamigen französischen Stadt inszenierte, tauchte David Cronenberg acht Jahre später mit „Fast Company“ tief in die Szene der Dragster und Funny Cars ein, wobei er sich vor allem auf seinen Protagonisten Lonnie „Lucky Man“ Johnson konzentriert und so das Leben eines prominenten Rennfahrers dokumentiert. Dabei wird sein imponierend ausgestattetes Lonnie-Mobil ebenso ins Zentrum gerückt wie die vertrackten Versuche der Automechaniker und Ingenieure, die Motoren der Fahrzeuge, die bis zu 400 km/h schnell sind, auf jede erdenkliche Art noch aufzumotzen, wozu auch die individuell abgemischten Treibstoffe gehören. 
Mit vielen Nah- und Großaufnahmen lassen Cronenberg und sein Kameramann Mark Irwin („RoboCop 2“, „Scream – Schrei!“) das Publikum hautnah teilhaben an den Optimierungsprozessen bei den Fahrzeugen, die allerdings auch schon mal über das Ziel hinausschießen und die Wagen in Flammen aufgehen lassen. Die Story um die Auseinandersetzung zwischen Lonnie und seinem Rennstallchef Adamson dient letztlich nur dazu, etwas emotionale Spannung in den Plot zu bringen, doch liegt der Fokus des Films eindeutig auf den jeweils sehr kurzen Wettrennen, wobei das Imponiergehabe mit dem lautstarken Aufheulen der Motoren und dem Einfahren der überdimensionierten Hinterreifen tatsächlich den erwünschten Wow-Effekt erzielen. 
Von den Schauspielern werden keine Höchstleistungen erwartet, aber die Männer überzeugen als coole und gewinnorientierte Fahrer/Ingenieure/Entscheidungsträger, während die Frauen als attraktive Groupies ins Spiel kommen, die über ihre nackte Haut auch mal Schmierstoffe fließen lassen dürfen, die eigentlich für den Gebrauch an anderer Stelle gedacht sind. Die packend inszenierten Rennen mit wuchtigen Feuerschweifen und Explosionen machen immer wieder Laune, so dass vor allem Rennfahrer-Fans bei „Fast Company“ auf ihre Kosten kommen dürften. Für Cronenberg-Fans ist dieser Film eher zu vernachlässigen. 

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