Das Gift des Bösen
Vincent Price ist zwar vor allem durch Roger Cormans atmosphärisch dichten Adaptionen von Edgar-Allan-Poe-Gedichten und -Geschichten zur Horror-Ikone geworden, doch in seiner umfangreichen Werksbiographie ist mit „Das Gift des Bösen“ auch eine Anthologie von Geschichten aus der Feder eines weiteren Großmeisters der dunklen Romantik enthalten: Nathaniel Hawthorne (1804-1864).
Inhalt:
„Dr. Heideggers Experiment“. Bei einem Unwetter feiert Dr. Carl Heidegger (Sebastian Cabot) mit seinem alten Freund Alex Medbourne (Vincent Price) seinen Geburtstag. Als das Gewitter nachlässt, entdeckt Heidegger, dass die Tür der sonst geschlossenen Gruft geöffnet ist, und sucht sie mit seinem Freund auf. Dort entdecken sie, dass der Sarg, in dem Heideggers Verlobte Sylvia (Mari Blanchard) seit 38 Jahren aufgebahrt liegt, verrutscht ist und auf dem Deckel ein ungewöhnliches Loch aufweist, das durch stetes Tropfen des Wassers von der Decke der Gruft herbeigeführt worden ist. Beim Geraderücken des Sarges öffnet sich allerdings der Sargdeckel und Heideggers und Alex müssen erstaunt feststellen, dass die Leiche nach 38 Jahren überhaupt keine Verwesungserscheinungen aufweist. Schnell macht Heidegger das von der Decke tropfende Wasser für den Zustand seiner Verlobten verantwortlich und sammelt das Wasser, das sich im Experiment mit einer gepressten Rose als Lebenselixier herausstellt. Auch die Männer werden durch Einnahme des ungewöhnlich mineralhaltigen Wassers deutlich jünger. Als Heidegger aber seiner geliebten Sylvia das Elixier spritzt, kommt es zur Katastrophe …
„Rappaccinis Tochter“. Um seine Tochter Beatrice (Joyce Taylor) vor dem Bösen durch unglückselige Beziehungen zu Männern zu bewahren, hat der Naturwissenschaftler Dr. Giacomo Rappaccini (Vincent Price) in seinem hermetisch abgeriegelten Garten seines Hauses in Padua eine todbringende Pflanze gepflanzt, durch deren Berührung Lebewesen verbrennen. Das aus der Giftpflanze gewonnene Elixier hat Rappaccini seiner Tochter injiziert, deren Leben davon abhängt, regelmäßig dieses Pflanzenextrakt in der richtigen Dosierung gespritzt zu bekommen. Dadurch ist Beatrice allerdings an das Haus gefesselt, denn alles Lebendige, das sie berührt, verbrennt in Sekundenschnelle. Als sich der aus Neapel stammende Student Giovanni (Brett Halsey), der ein Zimmer in dem Haus gemietet hat, in Beatrice verliebt, setzt er mit seinem Professor (Abraham Sofaer) alles daran, ein Gegenmittel für das Pflanzengift zu entwickeln, damit er endlich mit Beatrice zusammen sein kann. Rappaccini hat aber eine eigene Methode, um seine Tochter glücklich zu machen …
„Das Haus mit den sieben Giebeln“. Um ein sagenumwobenes Schatzgewölbe zu finden, kehrt Gerald Pyncheon (Vincent Price) als letzter männlicher Spross seiner Familie mit seiner Frau Alice (Beverly Garland) in das von einem Fluch behaftete Stammhaus zurück, in dem nur noch seine Schwester Hannah (Jacqueline deWit) lebt. Um das versteckte Gewölbe zu finden, nimmt Gerald sogar Kontakt mit Jonathan Maulle (Richard Denning) auf, dessen Vorfahre unter dem Haus mit den sieben Giebeln begraben liegt und für den Fluch verantwortlich zeichnet, der nur die männlichen Pyncheons befallen hat, die unter grausamen Umständen in dem Haus umgekommen sind. Maulle ist allerdings nicht an einer Wiedergutmachung mit den Pyncheons interessiert, wohl aber an Alice, die sich auf unerklärliche Weise mit Jonathan verbunden fühlt. Pyncheon ist allerdings so versessen darauf, das Gewölbe zu finden, dass er auch vor drastischen Maßnahmen nicht zurückschreckt …
Kritik:
Der 1909 geborene Sidney Salkow war schon ein alter Hase in Hollywood, als er 1963 die Hawthorne-Trilogie „Das Gift des Bösen“ inszenierte. Seit Mitte der 1930er Jahre inszenierte er jährlich mehrere Filme, hat seit den 1950er Jahren aber vor allem für Fernsehserien wie „Lassie“, „Wells Fargo“, „Wyatt Earp greift ein“, „Fury – Die Abenteuer eines Pferdes“ und „Im Wilden Westen“ gearbeitet. Mit „Das Gift des Bösen“, das nach Roger Cormans erfolgreichen Edgar-Allan-Poe-Adaptionen von „Die Verfluchten“, „Das Pendel des Todes“, „Der grauenvolle Mr. X“, „Der Rabe – Duell der Zauberer“ und „Die Folterkammer des Hexenjägers“ in die Kinos kam, knüpfte Salkow ganz an die düstere Atmosphäre von Cormans Produktionen an und bewies, dass auch er Vincent Price gekonnt als distinguierten, aber boshaften Mann in Szene setzen konnte, der in seiner Rolle über Leichen geht, um das zu bekommen, wonach es ihm giert, oder eben das zu töten, was er nicht besitzen kann. Dabei ist vor allem „Rappaccinis Tochter“ in der Umsetzung des dunkelromantischen Themas von der Liebe bis zum Tod am besten gelungen, während Hawthornes berühmter Roman „Das Haus der sieben Giebel“ sehr stark gekürzt auf die Spuk- und Fluch-Aspekte der Geschichte fokussiert ist. Auf jeden Fall gehört „Das Gift des Bösen“ zu den besseren Werken mit Vincent Price.
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